Gold - Durchatmen im Goldrausch
30.04.2025 | Florian Grummes
1. RückblickSeit dem letzten signifikanten Tief- und Trendwendepunkt am 18. Dezember bei 2.585 USD konnte der Goldpreis in den letzten viereinhalb Monaten spektakulär haussieren. Schon im Januar und Februar marschierten die Goldnotierungen fast täglich immer weiter nach oben. Erst in der letzten Februarwoche kam es zu einem kurzen, aber scharfen Rücksetzer bis auf 2.832 USD.
Im Anschluss beschleunigte sich der Aufwärtstrend, so dass auch die psychologische Marke von 3.000 USD ohne große Gegenwehr überrannt werden konnte. Bei 3.167 USD kam es im Umfeld der kollabierenden Aktienmärkte zu einem weiteren scharfen, aber äußerst kurzen Rücksetzer auf die technische Unterstützung bei 2.955 USD. Da diese hielt, explodierte der Goldpreis anschließend innerhalb von nur zehn Handelstagen um 543 USD bzw. +18,39% weiter nach oben.
Erst bei der runden Marke von 3.500 USD war plötzlich Schluss und die Bären konnten die Goldnotierungen innerhalb von nur 32 Stunden um 240 USD bis auf 3.260 USD nach unten drücken. Seitdem läuft eine volatile Konsolidierung, bei der die Bullen mit ihren Erholungsversuchen nicht mehr über 3.370 USD hinauskamen, während den Bären bislang kein neues Tief unterhalb von 3.260 USD gelungen ist. Damit ist der Goldpreis kurzfristig in einer Seitwärts-Phase gefangen.
Insgesamt dürfte der Goldpreis nach diesem massiven Anstieg von 915 USD bzw. +35,4% innerhalb von nur viereinhalb Monaten zumindest in eine gesunde und notwendige Konsolidierung übergegangen sein. Auch eine größere Topbildung inklusive einer mehrmonatigen Korrektur wäre denkbar. Allerdings hat der Silberpreis bislang kein Eigenleben gezeigt, so dass wir momentan lediglich von einem untergeordneten Zwischenhoch beim Goldpreis ausgehen. Trotzdem könnten sich Konsolidierung oder Korrektur auch oberhalb von 3.000 USD durchaus in die Länge ziehen.
Ein Rückgang auf Kurse deutlich unterhalb von 3.000 USD wäre eigentlich nur denkbar, wenn die Aktienmärkte erneut in Schwierigkeiten bzw. Liquiditätsengpässe geraten sollten. Danach sieht es momentan nicht aus. Vielmehr könnte die Erholung bei den Aktienmärkten möglicherweise auch dem Silber helfen.
2. Chartanalyse Gold in US-Dollar
a. Wochenchart: Langfristiger Aufwärtstrend ungefährdet intakt

Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 29. April 2025. Quelle: Tradingview
Auf dem Wochenchart befindet sich der Goldpreis ungefährdet in einem starken und langfristigen Aufwärtstrend. Das neue Allzeithoch bei 3.500 USD stellt bislang die Spitze der Hausse dar, welche mit dem dreifachen Boden bei 1.615 USD im Herbst 2022 begann. Durch den Ausbruch über 2.075 USD beschleunigte sich diese Rally seit dem Februar 2024 schrittweise, und nahm zuletzt fast vertikale Züge an.
Insbesondere in den letzten drei Wochen wirkten die Preisexplosionen auf der Oberseite doch arg übertrieben. Nicht überraschend kam es direkt nach dem Erreichen der psychologischen Marke von 3.500 USD zu einem ersten scharfen Rücksetzer bis auf 3.260 USD. Seitdem halten Gewinnmitnahmen die Bullen unterhalb von 3.370 USD in Schach, während die Bären auf der Unterseite genauso wenig vorankommen.
Trotzdem deutet der lange Docht der Vorwochenkerze auf eine kurzfristige Übertreibung und Umkehr bzw. Trendwende hin. Noch sitzt die bullisch eingebettete Stochastik auf dem Wochenchart halbwegs fest im Sattel. Das Momentum schwindet aber. Sollte dieser eingebettete Zustand verloren gehen, droht eine mehrwöchige Korrektur, welche die Wochen-Stochastik bis in die überverkaufte Zone führen könnte bzw. sollte.
Insgesamt ist der Wochenchart gerade noch bullisch, da die Wochen-Stochastik immer noch bullisch eingebettet ist. Damit ist der Aufwärtstrend so lange festgezurrt, bis die Stochastik diesen Zustand verliert. Beide Stochastik-Signallinien haben bereits nach unten gedreht und es fehlt nicht mehr allzu viel zu einem klaren Verkaufssignal auf dem Wochenchart.
Wir vermuten, dass der angelaufene Rücksetzer den Goldpreis in den Bereich zwischen 3.050 und 3.175 USD zurückbefördern wird. Allerdings bleibt der langfristige Aufwärtstrend aus charttechnischer Sicht intakt, solange der Goldpreis die kritischen Unterstützungszone zwischen 2.955 und 3.050 USD verteidigen kann.
Auf der Oberseite entschärft nur ein klarer Anstieg zurück über 3.370 USD die ungünstige Ausgangslage. In diesem Fall würde sich die Rally wohl einfach weiter fortsetzen und neue Allzeithochs könnten schon bald gesehen werden.
b. Tageschart: Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau

Gold in US-Dollar, Tageschart vom vom 29. April 2025. Quelle: Tradingview
Auf dem Tageschart hatte sich der Goldpreis zuletzt sehr weit von seiner schnell steigenden 50-Tagelinie (3.067 USD) entfernt und war fast senkrecht angestiegen. Schließlich kam es zu der harten Umkehr bei 3.500 USD. Die Candlestick-Struktur der letzten Tage deutet auf eine Topbildung hin.
Allerdings benötigen die Bären als Bestätigung einen Durchbruch unter 3.260 USD. Bislang konnten die Bullen jedoch bereits dreimal eine deutliche Erholung bzw. Gegenbewegung zurück über 3.300 USD und 3.330 USD erzwingen. Insgesamt geht es daher seit rund einer Woche auf hohem Niveau trickreich seitwärts.
Sollte sich das Verkaufssignal beim Stochastik-Oszillator weiter entfalten, müsste eigentlich schon bald neuer Verkaufsdruck entstehen und damit auch neue Tiefs folgen. Neben der schnell steigenden 50-Tagelinie (3.067 USD) wäre die offene Kurslücke um 3.175 USD das nächste logische Kursziel.
In der Summe zeigt der Tageschart ein bärisches Bild. Allerdings hält die Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau die Möglichkeit einer Fortsetzung der steilen Rally immer noch offen. Die Zone zwischen 3.260 und 3.370 USD ist neutral. Oberhalb von 3.370 USD haben sich die Bullen durchgesetzt und die Rally dürfte sich in Richtung 4.000 USD weiter beschleunigen. Unterhalb von 3.260 USD wäre hingegen das Korrekturszenario bestätigt und die offene Kurslücke bei 3.175 USD dürfte in der Folge zügig angelaufen werden.