Gold - Durchatmen im Goldrausch
30.04.2025 | Florian Grummes

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6. Makro-Update - Goldrausch in China
Die ersten 100 Tage für den S&P 500 unter einem neuen US-Präsidenten. Quelle: Holger Zschaepitz
In den ersten 100 Tagen der neuen Regierung von Präsident Trump hat der US-Aktienmarkt den stärksten Rückgang seit Nixons Amtsantritt im Jahr 1973 erlebt, was bei Investoren und Analysten weltweit Besorgnis ausgelöst hat.
Dementsprechend schoss der Marktvolatilitätsindikator VIX auf Werte oberhalb von 60, was in den letzten 35 Jahren nur fünfmal passierte. Dabei signalisiert ein VIX von 60 nicht nur hohe Marktunsicherheit, sondern eine strukturell signifikante Erschöpfung narrativer Kompression in Makro-, Politik- und Liquiditätssystemen. Er markiert eine Liquiditätsasymmetrie, ausgelöst durch makroökonomische Divergenzen, Derivate-Kaskaden und volatile Politik, wodurch Risikomodelle plötzlich versagen und die wichtige Liquidität kurzzeitig dramatisch schwindet.
Kauf, wenn die Angst am größten ist

Smart Money vs. Dumb Money Vetrauen vom 28. April 2025. Quelle: Sentimentrader
Nach derart extremen Angst-Spitzen erholen sich die Märkte aber in der Regel nach sechs bis zwölf Monaten deutlich, denn historische VIX-60+-Ereignisse (2008, 2020, 2023) brachten immer eine narrative Überkorrektur gefolgt von einer Liquiditätswiederherstellung. Die aktuelle Instabilität zwang Trump, EZB und China bereits zu Stabilisierungsmanövern. Beispielsweise hat die Europäische Zentralbank die Zinsen gesenkt und China führte Konjunkturmaßnahmen durch. Ebenso milderte Trump seine Haltung hinsichtlich China und seiner Zollpolitik. Der Pessimismus ist nun aber wieder weit verbreitet und sitzt tief. Im Umkehrschluss stehen daher die Chancen für eine breite und überraschend starke Erholung an den Finanzmärkten gut.
Kurzfristiger Schmerz für langfristigen Gewinn
Der erfolgreiche Trade liegt im Antizipieren der Kapitalumverteilung: Kapital sucht zuerst Sicherheit (Staatsanleihen, Megacaps), dann narrative Assets (Gold, Bitcoin, KI). Dies ist die Reaktivierung des Kapitalmechanismus, wenn systemische Angst handelbar wird. Wir vermuten daher, dass die dramatische Interpretation der Geschehnisse der letzten Wochen doch etwas übertrieben sein könnte. Schließlich geht die Trump-Administration mutig tief verwurzelte, langjährige wirtschaftliche Herausforderungen unkonventionell und brachial an.
Durch die Umsetzung kühner politischer Reformen und die Priorisierung struktureller Probleme, die seit Jahrzehnten ignoriert wurden, zielt die neue US-Regierung darauf ab, die Grundlage für nachhaltiges Wachstum zu schaffen, auch wenn die kurzfristige Marktvolatilität zwischenzeitlich ein eher düstereres Bild vermittelte. Das Motto lautet: "Kurzfristiger Schmerz für langfristigen Gewinn".
Chinas langer Kampf mit den USA

Chinesische Exporte in die USA. Quelle: Holger Zschaepitz
China hingegen erhöht seine Schmerztoleranz schon seit Jahren für den langen Kampf mit den USA. Im Gegensatz zu den westlichen Demokratien, die oft auf kurzfristige Wahlerfolge und öffentliche Meinung angewiesen sind, kann China als autoritäres Regime kurzfristige wirtschaftliche oder gesellschaftliche Belastungen wesentlich besser tolerieren, da es weniger Druck durch unmittelbare Wahlen oder öffentliche Meinung ausgesetzt ist. Um seine ambitionierten und langfristigen Pläne, die auf technologische Autarkie und globale Führerschaft in Schlüsselindustrien sowie langfristig Wettbewerbsvorteile abzielen, umzusetzen, baut China auf zentrale Planung, staatliche Interventionen und ein hohes Maß an politischer Kontrolle.