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Gold - Durchatmen im Goldrausch

30.04.2025  |  Florian Grummes
- Seite 4 -
Die chinesische Führung, die sich auf das Erbe von Mao Zedong beruft, betont ihre Bereitschaft für eine langwierige Konfrontation mit den USA und kontrastiert die fest verwurzelte Herrschaft der Kommunistischen Partei mit der wählerabhängigen politischen Volatilität der USA. Xi Jinping hat seit den Handelsstreitigkeiten der ersten Trump-Regierung Chinas autoritäre Systeme gestärkt sowie Zensur und Überwachung ausgebaut, um sich auf mögliche wirtschaftliche Herausforderungen durch die USA vorzubereiten.

Xis Führung zeichnet sich durch zentralisierte Macht aus, nachdem er Amtszeitbeschränkungen abgeschafft und Propaganda sowie Sicherheit priorisiert hat, um Stabilität zu gewährleisten. Chinas Wirtschaft ist zwar aufgrund ihrer Exportabhängigkeit anfällig für US-Zölle, wird jedoch gleichzeitig durch einen robusten "Stabilitätserhaltungs"-Apparat gestützt, einschließlich KI-gestützter Überwachung und einem Haushalt für innere Sicherheit von 209 Mrd. USD im Jahr 2023. Dieses System, das während der Covid-19-Lockdowns und der Proteste 2022 verfeinert wurde, ermöglicht es China, Dissens zu unterdrücken und wirtschaftlich negative Folgen (Zollauswirkungen) mit Instrumenten wie fiskalischen Stimuli und gezielten Subventionen zu bewältigen bzw. abzumildern.

Trotz Chinas hoher Fähigkeit, wirtschaftliche Schmerzen zu ertragen, könnten erhebliche zollbedingte Störungen die soziale Struktur belasten, insbesondere unter Arbeitern, die einen Großteil des Dissenses im Land ausmachen. Während Pekings Propaganda auf gewisse Skepsis im Inland stößt, sind die ausgeklügelten Kontrollmechanismen, einschließlich KI-gestützter prädiktiver Polizeiarbeit und dem „Fengqiao-Modell“ der Gemeindeüberwachung, darauf ausgelegt, Unruhen vorzubeugen. Nur eine Spaltung innerhalb der Führung, wie 1989, könnte das Regime in China ernsthaft destabilisieren. Doch Xis konsolidierte Macht scheint im aktuellen Handelskonflikt unantastbar.


Der Gold-Handel in China explodiert

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Der Gold-Handel in China explodiert. Quelle: Bloomberg


Nicht überraschend kaufen die chinesischen Bürger daher immer mehr Gold. Da der Bitcoin in Festlandchina verboten ist, die chinesischen Immobilienmärkte kollabiert sind und Kapitalkontrollen die Flucht ins Ausland stark einschränken, gibt es keine andere liquide Wertaufbewahrungsmöglichkeit. Man kann daher von einem Goldrausch in China sprechen.

Dieser hat in den letzten Monaten immer weiter an Dynamik gewonnen und wurde durch wirtschaftliche Unsicherheiten, geopolitische Spannungen und steigende Inflation angetrieben. Insbesondere die wachsende Mittelschicht und die lockere Geldpolitik der Volksbank China haben den Goldkonsum in Form von Schmuck, Barren und Investitionen angeheizt. Zudem fördert die Regierung Goldkäufe als Teil einer Strategie zur Diversifizierung der Währungsreserven.

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Gold-Handel in Shuibei vom 28. April 2025. Quelle: Bai, Xiaojun


In Shuibei, einem zentralen Handelszentrum für Gold in China, gibt es beispielsweise fast 12.000 Goldgeschäfte, die täglich durchschnittlich 100.000 Kunden bedienen und etwa 1.100 kg Gold umsetzen. Pro Tag werden 36.000 Goldprodukte verkauft, wobei das Gold direkt aus Südafrika, von russischen Bergbauunternehmen und über die Shanghai Gold Exchange (SGE) importiert wird. Trotz der kurzfristigen Preisspitze beim Goldpreis dürfte der Goldrausch in China mittelfristig weitergehen.


Antizyklische Chancen inmitten globaler Marktumbrüche

Unabhängig von der erwarteten kurz- bis mittelfristigen Erholung an den Aktienmärkten stehen die globalen Finanzmärkte vor strukturellen Herausforderungen: Demografischer Wandel, Künstliche Intelligenz und die Verschiebung der wirtschaftlichen Macht nach Asien erfordern eine Neuausrichtung der Anlagestrategien. Die Trump-Administration setzt auf Protektionismus und nationale Interessen, während China und Indien ihre globale Präsenz ausbauen.

Anleger müssen sich daher auf ein Jahrzehnt der Umbrüche einstellen, in dem Flexibilität und Diversifikation entscheidend sein werden. Gleichzeitig werden die Edelmetalle auch weiterhin ein Fels in der Brandung sein und damit ein unverzichtbarer Baustein des Portfolios bleiben.

Parallel dazu bieten die aktuellen Marktunsicherheiten antizyklische Chancen. Insbesondere inflationsresistente Anlagen im Energiebereich (Öl und Gas) erscheinen deutlich unterbewertet. Narrative Assets wie KI und Bitcoin dürften ebenfalls gefragt bleiben. Außerdem empfiehlt sich eine deutlich stärkere geografische Diversifikation in die Schwellenländer.


7. Fazit: Gold- Gesunder Rücksetzer bereits ausgestanden

Der Goldpreis hat seit dem Tiefpunkt am 18. Dezember 2024 bei 2.585 USD mit einem Anstieg von 915 USD (+35,4 %) in nur viereinhalb Monaten eine mehr als beeindruckende Rally hingelegt. Ausgehend vom neuen Allzeithoch bei 3.500 USD konsolidiert der Goldmarkt seit rund einer Woche die starken Kursanstiege in Form einer Seitwärtsbewegung zwischen 3.260 USD und 3.370 USD.

Charttechnisch bleibt der langfristige Aufwärtstrend intakt, solange die Unterstützungszone zwischen 2.955 und 3.050 USD hält. Trotzdem wäre eine mehrmonatige Korrektur möglich. Es fehlt uns aber der typische Schlusssprint beim Silber, um definitiv ein Zwischenhoch beim Gold ausrufen zu können.

Letztlich würde ein tieferes Tief unterhalb von 3.260 USD vermutlich für benötigte Klarheit sorgen und eine Trendwende bestätigen. In diesem wäre ein etwas größerer Rücksetzer bis in den Bereich 3.050 bis 3.125 USD zu erwarten.

Bricht der Goldpreis stattdessen über 3.370 USD aus, geht der Goldrausch ohne Unterbrechung weiter. Neue Allzeithoch wären dann wohl schon im Mai möglich, während auf Jahressicht Kursziel von 4.000 USD +x realistisch wären.


© Florian Grummes
www.midastouch-consulting.com


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