Wird Platin trotz wachsendem Angebotsdefizit weiterhin ignoriert?
Platin erlebt eine neue Aufwärtsdynamik, da die Märkte anhaltende Angebotsdefizite in absehbarer Zukunft für wahrscheinlich halten. Der World Platinum Investment Council (WPIC) hat kürzlich seine Prognose revidiert und rechnet für das Jahr 2025 mit einem Angebotsdefizit von 966.000 Unzen – eine Steigerung gegenüber früheren Schätzungen, schreibt Kitco News. Dies unterstreiche die Erwartung, dass die Nachfrage trotz der vorherrschenden wirtschaftlichen Unsicherheiten stark bleiben wird. Es ist das dritte Jahr in Folge, in dem Platin ein Defizit aufweist. Das Marktdefizit macht dabei etwa 12% der prognostizierten Nachfrage aus, was darauf hindeute, dass selbst potenzieller Gegenwind aus dem Handel diese Knappheit wahrscheinlich nicht wesentlich verringern werde, so der Bericht.
Es wird erwartet, dass die Platinnachfrage in diesem Jahr zunehmen wird, aber immer noch 4% unter dem Rekordniveau des letzten Jahres liegen wird, als der industrielle Verbrauch außergewöhnlich hoch war. Der WPIC-Bericht nennt eine konjunkturelle Talsohle in Sektoren wie der Glasherstellung und der Automobilproduktion, insbesondere in China, als Schlüsselfaktoren, die die Nachfrageschwankungen beeinflussen.
Trotz handelspolitischer Unsicherheiten und geringerer Automobil- und Schmuckexporte in die USA konnten die Rückgänge durch die gestiegene chinesische Schmuck- und Investitionsnachfrage teilweise ausgeglichen werden. Im Anschluss an den Bericht stiegen die Platinpreise auf über 1.050 $ je Unze, erreichten damit ein 14-Wochen-Hoch und übertrafen den Palladiumpreis, der bei 1.025 $ liegt, so Kitco.
Mit Blick auf die Zukunft hebt der WPIC das anhaltende strukturelle Defizit auf dem Platinmarkt hervor. Die oberirdischen Lagerbestände dürften bis zum Jahresende auf knapp drei Monate der Nachfrage schrumpfen – eine äußerst unhaltbare Situation, heißt es. Das anhaltende Defizit dürfte laut Kitco die Preise langfristig in die Höhe treiben, wenngleich die jüngsten Marktreaktionen aufgrund von Bedenken der Anleger hinsichtlich einer durch Zölle und Lagerbewegungen zerstörten Nachfrage gedämpft ausfielen.
Während einige Analysten wie Ole Hansen aufgrund der technischen Dynamik Potenzial für einen Ausbruch sehen, bleiben andere wie die Commerzbank vorsichtig. Sie prognostizieren einen begrenzten Aufwärtstrend und gehen davon aus, dass sich die Preise in diesem Jahr bei etwa 1.000 $ pro Unze halten werden. Ein Anstieg auf 1.100 $ im Jahr 2026 sei möglich, wenn die wirtschaftliche Erholung an Fahrt gewinnt, erklärt die Commerzbank.
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