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Eine Erholung nach dem starken Preisverfall

25.03.2008  |  Eugen Weinberg
Nach den schweren Verlusten der letzten Wochen scheinen sich die Finanzmärkte wieder allmählich zu beruhigen und der Optimismus gestärkt durch die massiven Zinssenkungen seitens der Fed und weitere Massnahmen zurückzukehren. Auch am Rohstoffmarkt ist nach dem jüngsten Preisverfall - der älteste Rohstoff-Index CRB hat letzte Woche den stärksten Rückgang seit Beginn der Aufzeichnung verzeichnet - zumindest mit einer technischen Erholung zu rechnen. Die panikartigen Verkäufe sind vermutlich unter anderem auf die massiven Zwangsliquidationen, die wiederum einige Verkaufsstopps ausgelöst haben dürfen, zurückzuführen. Wir rechnen damit, dass das fundamentale Umfeld für Rohstoffe weiterhin attraktiv bleibt und die jüngste Schwäche ein vorläufiges Tief markiert.

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Energie:

Zwar ist der Optimismus der Öl-Anleger gemessen an der Anzahl der Netto-Long Positionen an der NYMEX, die sich letzte Woche um 27 Tsd. Kontrakte reduzierte, zuletzt deutlich zurückgegangen. Dennoch bleibt die Positionierung von Spekulanten mit Plus 86 Tsd. Kontrakten insgesamt nach wie vor optimistisch. Einerseits dürfte der Preisverfall bei Rohöl sich eher beschleunigen, sollte wegen der Rezessionsängste in den USA der Preis die psychologisch wichtige Marke von 100 USD nachhaltig unterschreiten. Andererseits halten wir es derzeit für wahrscheinlich, dass der Ölpreis gestärkt durch die US-Zinssenkungen kurzfristig wieder steigen wird. Die anhaltende Schwäche des US-Dollar, negative Realzinsen und die damit verbundene Nachfrage nach Sachwerten wie Rohöl und die Chancen auf eine mittelfristige Konjunkturerholung sowie die hohe Nachfrage nach der Anlageklasse Rohstoffe dürften diesen Anstieg unterstützen.

Pemex hat bekannt gegeben, dass die Ölproduktion in Mexiko im Februar auf durchschnittlich 2,93 Mio. Barrel zurückgefallen ist. Der Rückgang war hauptsächlich auf die rapide sinkende Produktion auf dem Kantarell, einem der größten Ölfelder der Welt, dessen Produktion nun auf lediglich 1,2 Mio. Barrel fiel, zurückzuführen. Gleichzeitig erwartet die Regierung, dass der Ölförderung noch weiter auf 2,1 Mio. Barrel im Jahre 2011 fallen könnte, falls man nicht bald die Produktion auf hoher See im Golf von Mexiko aufnimmt.

In Russland hat man vor kurzem die Büros von BP-TNK, einer 50%-igen Tochter von BP, durchsucht, angeblich weil man zwei Angestellten des Unternehmens der Industriespionage verdächtigt. Gleichzeitig wurde bekannt, dass das Ministerium für Naturressourcen die Einhaltung von Umweltschutznormen laut den Lizenzvereinbarungen für das größte Ölfeld von BP-TNK, Samotlor, überprüft. Obwohl die Gesellschaft dies für eine Routineüberprüfung hält, ist hier die Verstärkung der Staatskontrolle zu befürchten. Erst am Freitag hat das russische Parlament den Gesetzesentwurf zur Einschränkung der Beteiligung von ausländischen Unternehmen an den 42 strategischen Branchen in der zweiten Lesung gebilligt. Eine verstärkte Nationalisierung des Energiesektors weltweit engt mögliche Produktionserhöhungen ein und unterstützt mittel- bis langfrsitig den Anstieg des Ölpreises.


Industriemetalle:

Die gestrigen Daten zu den US-Hausverkäufen, die mit Plus 2,9% im Vergleich zum Vormonat deutlich besser als erwartet ausgefallen sind, halfen auch dem Kupferpreis auf die Beine. Der US-Baumarkt ist einer der wichtigsten Abnehmer für Kupfer weltweit. Zwar sind die Netto-Importe für Kupfer nach China laut der Zollbehörde von 132 Tsd. Tonnen auf rund 140 Tsd. Tonnen im Februar gestiegen. Dennoch liegen sie 8,4% unter dem Vorjahresniveau, und der Anstieg angesichts der im Februar bestehenden Trans-portprobleme ist eher enttäuschend.

Nach Ansicht des Managements von Rio Tinto könnte eine Einigung mit den chinesischen Stahlherstellern über das Ausmaß des Preisaufschlags für Eisenerz für dieses Jahr nicht zum 31. März erzielt werden. Da Rio darauf beharrt, dass die günstigeren Transportkosten von Australien nach China im Vergleich zu Brasilien auch einen stärkeren Anstieg rechtfertigen, verlangt man hier eine Preiserhöhung von über 71%. Die nach wie vor boomende Stahlnachfrage weltweit - laut IISI stieg die Weltproduktion von Stahl im Februar um 5,3% im Jahresvergleich - und der jüngste Geschäftsabschluss zwischen Vale und Ilva, als man einen Preisanstieg von 86,67% durchgesetzt hat, untermauern diese Forderungen. Wie erwarten nicht, dass die Verhandlungen ähnlich wie im Jahre 2005 in die zweite Jahreshälfte verlagern und erwarten eine Einigung in den kommenden Wochen. In Indien verlangt der Vorsitzende der Telugu Desam Partei Stahl in der Liste der sog. essenziellen Rohstoffe aufzuführen, damit man die Stahlpreise staatlich regulieren könnte. Dies würde die Stahlnachfrage im Lande weiter erhöhen, weil der Staat die Preisanstiege auf dem Weltmarkt, ähnlich wie bei Kraftstoffen, nicht komplett auf die Konsumenten überwälzen würde.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank, Corporates Markets






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