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Hoch, höher, Ölpreis!

28.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Obwohl der US-Dollar zuletzt zur Stärke neigte, konnte sich der Ölpreis dem Druck erfolgreich wehren und bleibt nach wie vor auf Höhenflug. Die Nachricht über die Schließung des Forties Pipeline Systems von BP, das für den Transport von 700.000 Barrel bzw. 40% der gesamten Ölproduktion Großbritanniens verantwortlich ist, wurde als Anlass für die weitere Verteuerung bei Öl genutzt. Die Pipeline, die Rohöl und Erdgas von 70 Ölfeldern in der Nordsee transportiert, wurde in Folge des zweitägigen Streiks auf der Grangemouth Raffinerie in Schottland geschlossenen. Die Raffinerie soll bereits morgen wieder ans Netz gehen, jedoch dürfte es noch einige Wochen dauern, bis die Produktion die volle Kapazität von 200 Tsd. Barrel täglich wieder erreicht hat.

Außerdem bleibt die Situation in Nigeria angespannt. Nach den zuletzt zahlreichen Störungen, dem Streik bei Exxon und den Angriffen auf diev Öleinrichtungen, Pipelines und Export-Terminals von Royal Dutch Shell, ist die Produktion beim größten afrikanischen Ölproduzenten um über 1 Mio. Barrel täglich gesunken. Daraufhin stieg der Ölpreis am Freitag vom Tagestief bei 114,5 USD auf über 119 USD und notiert heute Morgen bei 119,5 USD je Barrel. Begleitet wird der Anstieg vom steigenden spekulativen Interesse. Letzte Woche nahmen die Netto-Long-Positionen der Großspekulanten an der NYMEX weiter um 6% auf nun 70,6 Tsd. Kontrakte zu. Das Niveau ist dennoch noch nicht besorgniserregend und lässt Spielraum für weitere Steigerungen, zumal die technisch wichtige Marke von 120 USD zum Greifen nah ist.

Für die nächsten Tage rechnen wir jedoch nach dem Testen der 120-USD-Marke mit einem kurzen Rücksetzer. Morgen frühe sollte die Grangemouth-Raffinerie wieder in Betrie genommen werden und auch die US-Lagerbestandsdaten, die am Mittwoch veröffentlicht werden, dürften angesichts der höheren Auslastung der Raffinerien positiver ausfallen. Außerdem dürfte die Stärke vom US-Dollar im Vorfeld der Fed-Entscheidung am Mittwoch dazu beitragen, dass die Ölpreise an Momentum verlieren. Mittelfristig dürften allerdings weitere Steigerungen wahrscheinlich sein.


Edelmetalle

Der zuletzt stärkere US Dollar dämpft kurzfristig die Fantasie bei Edelmetallen und setzt diese unter Druck. Unterstützung erfahren sie durch die hohen Preise für Rohöl und Nahrungsmittel, die die Inflationsängste schnüren. Außerdem sollte sich die physische Nachfrage in Asien nach der Preiskorrektur wieder erholen. In Vietnam plant die DongA Bank zusätzlich zu der bereits existierenden Goldbörse die Eröffnung einer eigenen Goldbörse bereits im Mai 2008.

Aus unserer Sicht werden derzeit die Energieversorgungsprobleme in Südafrika vom Markt nicht ausreichend in Preisen für Gold und Platinmetalle eskomptiert. Gold Fields erwartet, dass wegen der Probleme mit der Energieversorgung ihre Edelmetallproduktion in Südafrika in den letzten 3 Monaten um 20-25% zurückging. Anglo American gab bekannt, dass ihre Platinproduktion in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 150.000 Unzen zurückgehen sollte. Auch Lonmin hat die Produktionsziele für dieses Jahr letzte Woche um 85.000 Unzen nach unten revidiert. Auch anderswo ist die Produktion teilweise rückläufig. So meldete North American Palladium, dass es im 1. Quartal 61,1 Tsd. Unzen Palladium bzw. 22% weniger als noch vor einem Jahr produziert hat.


Industriemetalle

Der anhaltende Streik der Zeitarbeiter auf den Salvador und Andine Kupferminen von Codelco in Chile stützt zwar den Kupferpreis auf einem hohen Niveau. Dennoch bleiben die Lieferungen dadurch wenig beeinflusst und wir erwarten, dass Kupfer eine Korrektur erleben wird, sobald die Streiks aufhören.

Der Zinnmarkt bleibt kurzfristig zwar angespannt. Die indonesische Regierung will die Produktion auf lediglich 100.000 Tonnen Zinn jährlich einschränken, was die Zinnpreise zuletzt auf 24.000 USD je Tonnen gesteigert hat. Dennoch rechnet Antaike, der chinesische Metallinformationsdienst, dass China in der zweiten Jahreshälfte zum Netto-Exporteur wird, falls die Preise so hoch bleiben sollten. Dies dürfte die Fantasie bei Zinn dämpfen.

Der Minenkonzern Vale hat bekannt gegeben, dass der Bau der Onca Puma Nickelmine in Brasilien 2,3 Milliarden USD bzw. rund 60% mehr als zuvor geschätzt kosten wird. Auch die Kosten für das andere Nickelprojekt der Gesellschaft, Vermelho Nickelmine, sollte nun 1,9 statt zuvor 1,4 Milliarden USD kosten. Letzte Woche wurde auch bekannt, dass sich die Schätzungen der Investitionskosten für das Tenke Kupfer-Kobalt Projekt in Kongo in den letzten 6 Monaten auf 1,75 Milliarden USD nahezu verdoppelt haben. Dies sind nur ein paar Beispiele der dramatischen Verteuerung der Mineninvestitionen weltweit, die die Rohstoffpreise auf einem hohen Niveau unterstützen sollten.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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