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Nur noch 100 Tage bis zur Olympia

30.04.2008  |  Eugen Weinberg
Die Olympiade in Peking, die oft als eine der wichtigsten Triebfedern für die Rohstoffhausse der letzten Jahre angesehen wird, fängt in 100 Tagen an. Das gigantische Bauprojekt, das in den letzten Jahren enorme Mengen an Materialien verschlungen hat, geht nun zu Ende und man fragt sich, ob sich China auch nach dem Ereignis mit dem gleichen Tempo entwickeln wird. Wir sind zwar davon überzeugt, glauben aber, dass danach nicht nur ein Teil der physischen Nachfrage fehlen wird, sondern auch eine wichtige psychologische Komponente, die die Rohstoffpreise unterstützt hat.

Außerdem entschied die Regierung in Peking vom 20. Juli für zwei Monate bis zum 20. September alle Bauprojekte rund um die Hauptstadt ruhen zu lassen und hat die 19 Industriezweige, die am stärksten zur Luftverschmutzung beigetragen haben, aufgefordert, die Emissionen in dieser Zeit um 30% zu reduzieren. Auch will die Regierung die Anzahl der Autos in Peking während der Olympiade um die Hälfte reduzieren. Dann dürfen die Autos entsprechend der geraden oder ungeraden Kfz-Kennzeichen fahren. Diese Maßnahmen sollten zu einer verringerten Rohstoffnachfrage in dieser Zeit führen, was aus unserer Sicht insbesondere die Metallpreise negativ beeinflussen dürfte.


Energie

Genau wie von uns erwartet, fiel der Ölpreis gestern nach der Wiederaufnahme der Arbeiten in der Grangemouth-Raffinerie in Großbritannien begleitet vom stärkeren US-Dollar zurück. Außerdem zeigte sich Exxon Mobil zuversichtlich, dass der Streik in ihren Öleinrichtungen in Nigeria mit einer Produktionskapazität von 800.000 Barrel täglich bald enden wird. Der WTI-Ölpreis ging um mehr als 3 USD auf 115,5 USD zurück, der Preis für Brentöl fiel auf 113 USD. Heute Nachmittag werden die US-Lagerbestände für Rohöl und Ölprodukte veröffentlicht.

Bei Rohöl rechnet der Konsens mit einem Anstieg von rund 1 Mio. Barrel. Gleichzeitig sollten die Benzinlagerbestände um 1 Mio. Barrel und die für die Destillate um 400 Tsd. Barrel zurückgehen. Wir glauben, dass sich trotz der eventuell geringeren Importe aus Nigeria, die Versorgungssituation allmählich entspannt und die heutige Veröffentlichung eher zur Korrektur beitragen sollte. Noch viel wichtiger auch für die Rohstoffmärkte sollten die Zinsentscheidung und die Begleitkommentare der Fed heute Abend sein. Der Markt erwartet mehrheitlich eine Senkung des Leitzinses um 0,25% und dann auf absehbare Zeit keine weiteren Zinsschritte.

Dieses Szenario dürfte dem US-Dollar auf die Beine helfen und den Preisanstieg bei Rohstoffen dagegen dämpfen. Wir glauben, dass die Korrektur bei Rohöl kurzlebig ist und in den kommenden Wochen weitere Rekorde wahrscheinlich sind. Die Impulse reichen derzeit allerdings nicht aus, um einen solchen Anstieg herbeizurufen.


Edelmetalle

Dem Edelmetallsektor hat der starke US-Dollar gestern erneut stark zugesetzt. Der Goldpreis fiel auf knapp 870 USD je Feinunze zurück und markiert derzeit ein Drei-Monats-Tief. Auch Silber und Platin mussten massiv abgeben. Von der heutigen Zinsentscheidung erwarten wir zwar keine positiven Impulse. Längerfristig wird entscheidend sein, ob die Fed die Inflation nun als Gefahr erkennt. Für die Anleger bieten die Goldanlagen einen gewissen Inflationsschutz, da als Sachwert Gold seinen Wert auch in einem inflationären Umfeld beibehalten sollte. In den kommenden Wochen rechnen wir mit einer Fortsetzung der Korrektur, zumal die Nachfrage im 2.Quartal traditionell schwach ist.

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In Ecuador hat Aurelian, eine der prominentesten Explorationsgesellschaften weltweit mit sehr großen, aussichtsreichen Projekten im Land, den Großteil der Arbeitskräfte entlassen und die Bohrarbeiten gestoppt. Die Regierung um Rafael Correa hat die Minenaktivitäten im Land für 6 Monate verboten, um neue Minengesetze zu verabschieden. Außerdem wurden rund 4,5 Tsd. Lizenzen annulliert. Diese nationalistische Haltung, mit der sich Ecuador in einer Reihe mit Venezuela, Bolivien, Argentinien, der Mongolei und anderen einreiht, dürfte längerfristig zu geringeren Investitionen und kleineren Produktionszuwächsen führen. Der Rohstoffnationalismus ist aus unserer Sicht einer der wichtigsten langfristigen Treiber für den anhaltenden Aufwärtstrend bei Rohstoffen.


Industriemetalle

Nachdem ein Mitarbeiter von Codelco während der Ausschreitungen auf der zweitgrößten Mine der Gesellschaft, El Teniente, verletzt wurde, entschied der größte Kupferproduzent der Welt, auch diese Mine zu schließen. Zwei weitere Minen der Gesellschaft, Andina und Salvador, bleiben wegen der Proteste der Zeitarbeiter nach wie vor geschlossen. BHP gab bekannt, dass die Produktion auf Escondida Mine in Chile, der größten Kupfermine weltweit, im ersten Quartal um 13,4% zurückging. Als Grund werden die geringeren Erzgehalte genannt. Zwar bleibt die Versorgungssituation am Kupfermarkt angespannt. Dennoch rechnen wir in Kürze mit einer Entspannung und fallenden Preisen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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