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Überangebot drückt US-Erdgaspreis auf 10-Jahrestief

20.01.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt seit Tagen in einer Spanne zwischen 110,5 und 112,5 USD je Barrel. Preisunterstützende und preisbelastende Faktoren halten sich derzeit die Waage. Auch der gestrige Lagerbericht des US-Energieministeriums fiel gemischt aus. Zwar sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche aufgrund deutlich gesunkener Importe um 3,4 Mio. Barrel zurückgegangen. Dafür verzeichneten aber die Benzinvorräte trotz einer gesunkenen Raffinerieauslastung einen Anstieg um 3,7 Mio. Barrel. Dies war einer schwachen Benzinnachfrage geschuldet. Diese lag in der vergangenen Woche erstmals seit mehr als 10 Jahren bei weniger als 8 Mio. Barrel pro Tag.

Der US-Erdgaspreis ist in der Nacht auf 2,3 USD je mmBtu gefallen, den niedrigsten Stand seit fast 10 Jahren. Seit Jahresbeginn hat der Preis um mehr als 20% nachgegeben. Der Lagerabbau fiel in der vergangenen Woche mit 87 Mrd. Kubikfuß zwar etwas höher aus als erwartet, war aber deutlich geringer als die im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre erzielten 133 Mrd. Kubikfuß. Der Lagerüberhang gemessen an der Abweichung vom 5-Jahresdurchschnitt beträgt mittlerweile 21%. Die steigende Produktion von Schiefergas in Kombination mit einem ungewöhnlich warmen Winter hat in den vergangenen Wochen zu einem unterdurchschnittlichen Lagerabbau geführt. Dieser begann Ende November bereits von einem Rekordniveau.

Solange es keinen Kälteeinbruch in den USA gibt, dürfte Erdgas trotz des bereits sehr niedrigen Preisniveaus unter Druck bleiben. Bei einem derart niedrigen Erdgaspreis dürfte die Erdgasförderung für viele Produzenten unrentabel werden. Die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA ist in der vergangenen Woche bereits auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gesunken. Bis sich dies in einer fallenden Produktion bemerkbar macht, kann aber noch dauern. Denn bei Erdgas generell weisen die Bohrlöcher zu Beginn ihrer Lebensdauer eine hohe Produktionsrate auf.

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Edelmetalle

Gold konnte gestern zwar nicht vom schwächeren US-Dollar profitieren. Mit gut 1.650 USD je Feinunze handelt das gelbe Edelmetall aber weiter über der 200-Tage-Linie, die aus charttechnischer Sicht eine wichtige Unterstützung für den Preis darstellt. Die positive Stimmung an den Märkten überlagert derzeit auch die negativen Nachrichten. So gestalten sich die Verhandlungen um die Beteiligung privater Gläubiger an einem Schuldenschnitt in Griechenland äußerst zäh. Das Risiko bleibt groß, dass Griechenland in den kommenden Monaten offen zahlungsunfähig wird, wodurch die Staatsschuldenkrise nochmals hochkochen könnte. Gold sollte daher u.E. stark nachgefragt bleiben.

Die Insolvenz von Eastman Kodak, des ehemals größten Kameraherstellers der Welt, könnte negative Auswirkungen auf den Silberpreis haben. Sollte der Geschäftsbetrieb eingestellt werden, fehlt dem Markt ein Großabnehmer von Silber zur Produktion von Filmen. Ebenso könnte das Unternehmen gezwungen sein, eventuell vorhandene Silbervorräte zu verkaufen, um sich Liquidität zu beschaffen.


Industriemetalle

Nickel hat zum ersten Mal seit Ende Oktober wieder die Marke von 20.000 USD je Tonne überschritten und handelt heute Morgen auf einem 4-Monatshoch von 20.400 USD je Tonne. Das Metall profitiert neben der aktuell allgemein positiven Marktstimmung von Aussagen des weltweit größten Nickelproduzenten, Norilsk Nickel, seine Produktion in diesem Jahr reduzieren zu wollen. Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit seiner konservativen Planung und Preiserwartung, ohne jedoch konkreter zu werden. Während neue Minenprojekte das Angebot in diesem Jahr deutlich ausweiten sollten, reagiert der Nickelpreis offensichtlich stärker auf Meldungen über Produktionskürzungen. Auch mögliche Verzögerungen bei der Inbetriebnahme der neuen Projekte könnten dem Preis im Jahresverlauf weiteren Auftrieb verleihen.

Darüber hinaus unterstützen Daten des International Stainless Steel Forum (ISSF), wonach die globale Edelstahlproduktion im dritten Quartal 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 3,1% auf 7,7 Mio. Tonnen gestiegen ist. Dieser Anstieg wurde fast ausschließlich durch die asiatischen Länder und hier vor allem China getrieben. In den ersten neun Monaten des letzten Jahres wurden laut ISSF 24,2 Mio. Tonnen Edelstahl hergestellt. Für das Gesamtjahr 2011 lässt dies damit auf eine Rekordproduktion schließen. Mit rund 70% ist die Edelstahlindustrie der mit Abstand größte Abnehmer von Nickel. Wie bei den anderen Industriemetallen ist u.E. auch bei Nickel der jüngste Preisanstieg jedoch übertrieben stark ausgefallen - seit Jahresanfang steht ein Plus von 9% zu Buche. Aufgrund des chinesischen Neujahrfestes bleiben die chinesischen Börsen nächste Woche geschlossen.


Agrarrohstoffe

Der International Grains Council hat seine Prognose für die weltweite Weizenproduktion im laufenden Erntejahr um 7 Mio. Tonnen auf einen Rekordwert von 690 Mio. Tonnen nach oben revidiert. Da die Nachfrageprognose nur um 2 Mio. Tonnen erhöht wurde, weitet sich der globale Marktüberschuss auf 9 Mio. Tonnen aus. In der Folge steigen die zum Jahresende erwarteten weltweiten Lagerbestände auf 204 Mio. Tonnen und liegen damit nur noch knapp unter dem vor 12 Jahren erreichten Rekordwert. Erstmals gab der IGC auch Prognosen für das Erntejahr 2012/13 ab. Die globale Weizenanbaufläche soll um 1,7% auf 225 Mio. Hektar steigen. Die Weizenernte soll mit 685 Mio. Tonnen nur unwesentlich unter dem in diesem Erntejahr erwarteten Rekordwert liegen. Somit droht dem weltweiten Weizenmarkt auch im kommenden Erntejahr ein Überangebot.

Auch bei Mais rechnet der IGC im laufenden Erntejahr mit einer Rekordproduktion. Diese soll 861 Mio. Tonnen betragen und damit 8 Mio. Tonnen höher ausfallen als bislang erwartet. Auch die Nachfrageprognose wurde um 6 Mio. Tonnen nach oben revidiert, so dass der IGC ein globales Marktdefizit von 6 Mio. Tonnen erwartet. Die globalen Maisvorräte zum Ende des laufenden Erntejahres sollen daher trotz einer Aufwärtsrevision um 2 Mio. Tonnen auf ein 5-Jahrestief von 125 Mio. Tonnen abschmelzen.




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