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Hängepartie wegen Griechenland setzt sich bei guten Vorzeichen fort

24.01.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.20 Uhr) bei 1.3015, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im US- Handel bei 1.3052 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 100.25, während EUR-CHF bei 1.2070 oszilliert.

Die Hängepartie wegen Griechenlands Einigung im Rahmen des freiwilligen Schuldenschnitts setzt sich fort. Das Kernproblem stellt der Zins für die zu begebenden neuen Anleihen mit 30 Jahren Laufzeit dar. Die Eurogruppe und EU wünschen einen möglichst niedrigen Zins, um die Erreichung der Defizitziele nicht zu unterminieren. Terminlich wird jetzt ein Zeitraum bis zum 13. Februar thematisiert, um eine Einigung unter Dach und Fach zu bringen.

Grundsätzlich ergeben sich überwiegend positive Meldungen aus der Eurozone. Der französische Finanzminister Baroin sagte, es seien gute Fortschritte bezüglich des ESM gemacht worden. Er erwartet, dass der ESM-Vertrag am 30. Januar unterzeichnet wird. Mit anderen Worten wird die politische Agenda sukzessive und im Zeitrahmen abgearbeitet.

Herr Regling als Hüter des EFSF sagte, dass er positive Signale für das "Co-Investment Fund Scheme" von Investoren außerhalb Europas erhalten hätte. Die erste Welle nachhaltiger Interessen bezifferte er auf ein Volumen von circa 60 Mrd. Euro. Auch hier kommt Bewegung ins Spiel. Das ist durchaus verständlich. In der Eurozone wird Stabilitätspolitik betrieben, während heut nacht aus Tokio zu vernehmen war, dass die Ziele der Haushaltssanierung per 2020 aufgegeben würden.

In diesem Zusammenhang konnte Frankreich gestern am Geldmarkt punkten. Frankreich hat 8,2 Milliarden Euro am Kapitalmarkt eingesammelt und ist dabei auf robuste Nachfrage der Investoren gestoßen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone platzierte am Montag Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr und musste den Anlegern kaum veränderte Zinsen bieten, wie die für das Schuldenmanagement zuständige Finanzagentur mitteilte.

Die durchschnittliche Rendite für die 13-Wochen-Papiere stieg leicht auf 0,174 von 0,165 Prozent bei der vorigen Emission. Die Rendite für 24-Wochen-Papiere sank auf rund 0,27 von 0,28 Prozent. Für 50-Wochen-Anleihen lockte der Staat die Anleger mit einem Zins von rund 0,45 Prozent, nach zuletzt etwa 0,41 Prozent. Alle Emissionen waren zwei- bis dreifach überzeichnet, das Interesse der Anleger war also vergleichsweise groß.

Die Rating-Agentur Standard & Poor's hat die Bonitätseinstufung der Societe Generale und Credit Agricole gesenkt. Die Kreditwürdigkeit der beiden Institute stuft S&P nach Angaben vom Montag nun mit "A" ein nach zuvor "A+". BNP Paribas dagegen behält die Note "AA-". Während die Einstufung von BNP Paribas mit einem negativen Ausblick versehen ist, trägt das Rating der Societe Generale sowie der Credit Agricole einen stabilen Ausblick. Das war der Schluck Wasser in den Wein an der Nachrichtenfront.

Losgelöst von den vielen Tönen, die derzeit zu vernehmen sind, ergibt sich gegenüber den letzten 24 Monaten seit Dezember letzten Jahres eine homogenere und harmonischere Haltung in der Eurozone.

Das gilt für die Politik und auch die EZB. Die deutsche Position in der EZB ist leiser und vor allen Dingen wegen der geringeren Lautstärke und Frequenz wohl schlussendlich auch diplomatischer. Das heißt aber nicht, dass sie nicht auch Wirkung erzielt. Man sollte aber aus den Fehlern eines Herrn Cameron lernen. Bewusste offensive Isolation ist eine der schlechtesten Formen der Politik. Das hat insbesondere die deutsche Politik gelernt. Vorfestlegungen finden derzeit nicht in der Form statt, wie in den 24 Monaten zuvor.

Das wurde auch gestern klar, als Frau Dr. Merkel vor der Konrad Adenauer Stiftung sprach. Europa, die EU und die Eurozone erfolgreich in die Zukunft zu führen, ist das Motto. Das ist gut. Damit steht Pragmatismus und nicht Ideologie im Vordergrund.

Die Forderungen von Frau Lagarde, die ungenutzten EFSF-Mittel dem ESM zuzuschlagen passt in dieses Bild, die Eurozone und damit auch die EU und das politische Gewicht Europas zu verteidigen. Auch wenn Frau Dr. Merkel sich diesbezüglich zunächst adhoc verweigert, ist diese Position der deutschen Kanzlerin nicht sakrosankt. Schäubles Position, dieses Thema im Zweifelsfall per März zu beordnen, bietet die höchste Realitätsnähe.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2600 - 1.2630 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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