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Fed beflügelt Preise

26.01.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Rohöl konnte gestern nach zunächst schwachem Start wieder zulegen: Brent notiert heute bei über 110 USD je Barrel, WTI erobert die 100 USD-Marke zurück. Die Gefahren einer Angebotsverknappung überlagerten erneut die zuletzt dominanten Konjunktursorgen, zumal der schwächere Dollar nach der Fed-Sitzung zusätzlich Auftrieb gab. Aus dem Iran war zu hören, dass an einer Gesetzesvorlage gearbeitet werde, die Ölexporte in die EU noch vor Inkrafttreten des Embargos am 1. Juli zu stoppen.

Unterdessen warnte der Internationale Währungsfonds vor den Konsequenzen des Embargos: Denn der Exportstopp könnte nach seiner Einschätzung den Rohölpreis um 20-30% auf bis zu 140 USD je Barrel steigen lassen, sofern keine alternativen Lieferanten gefunden würden. Zu berücksichtigen ist aber, dass die Rückkehr Libyens an den Ölmarkt Entlastung schaffen wird. Darüber hinaus kann auch nach Einschätzung der Economic Intelligence Unit (EIU) Saudi-Arabien Irans Exportausfälle bei schwerem Öl teilweise kompensieren.

Auch die Daten, die die aktuelle Lage am Ölmarkt widerspiegeln, halfen gestern dem Ölpreis: zwar zeigten die US-Lagerdaten einen Anstieg der Rohölvorräte um 3,6 Mio. Barrel gegenüber der Vorwoche. Allerdings sind die Destillatebestände dank einer deutlichen Belebung der Nachfrage in diesem Segment unerwartet stark um 2,5 Mio. Barrel gefallen. Auch die Benzinvorräte schrumpften anders als zu dieser Jahreszeit üblich, was aber weniger auf eine Belebung der Nachfrage als vielmehr auf Ausfälle bei den Raffinerien zurückzuführen ist. Der Benzinpreis zeigt seit Jahresbeginn relative Stärke und hat den Dieselpreis mittlerweile sogar wieder leicht überholt.


Edelmetalle

Gold überstieg gestern zum ersten Mal seit mehr als 6 Wochen wieder die psychologisch wichtige Marke von 1.700 USD je Feinunze. Das gelbe Edelmetall verteuerte sich unter dem Strich um knapp 3% auf rund 1.715 USD je Feinunze. In Euro gerechnet handelt Gold mit gut 1.305 EUR je Feinunze auf dem höchsten Stand seit Anfang Dezember. Die US-Notenbank Fed hat mit ihrer gestrigen Sitzung eine neue Kommunikationspolitik eingeführt und zum ersten Mal Prognosen für den US-Leitzins veröffentlicht.

Demnach erwartet sie außerordentlich niedrige Leitzinsen – die Fed versteht hierunter Zinsen von maximal 1% - bis mindestens Ende 2014. Zugleich geht die Fed davon aus, dass sie ihre sehr expansive Ausrichtung der Geldpolitik beibehalten werde. Ein sog. "QE3", also eine neuerliche quantitative Lockerung der Geldpolitik, bleibt ausdrücklich eine Option. Die Aussagen und Projektionen der Fed führten zu einer deutlichen Abwertung des US-Dollar. Dies, gepaart mit der Aussicht auf langfristig niedrige Zinsen, wurde letztendlich am Goldmarkt sehr positiv aufgenommen. Denn die niedrigen Zinsen bedeuten, dass die Opportunitätskosten der Goldhaltung gering bleiben, was die Attraktivität von Gold steigert.

Die niedrigen Opportunitätskosten sind ein wichtiges Argument für die Investmentnachfrage, die in den letzten Jahren klar an Bedeutung gewonnen hat. Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern jedenfalls schonmal Zuflüsse von gut 9 Tonnen. Gold sollte daher auch mittel- bis langfristig stark nachgefragt und gut unterstützt bleiben.

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Industriemetalle

Der Aufwärtstrend bei den Industriemetallen setzt sich fort. Dabei verzeichnen alle Metalle mehrmonatige Höchststände. Kupfer z.B. steigt über die Marke von 8.500 USD je Tonne und erreicht damit das höchste Niveau seit mehr als vier Monaten. Die Preise profitieren dabei u.a. vom schwachen US-Dollar und der Bereitschaft der US-Notenbank Fed, die quantitative Geldpolitik nochmals zu lockern, sollte dies notwendig werden.

Neben dem aktuell hohen Risikoappetit und der guten Stimmung der Marktteilnehmer werden die Preise zusätzlich von der charttechnischen Seite her unterstützt. Denn im Falle von Kupfer, Zink und Blei wurde jüngst die 200-Tage-Linie überschritten, was von charttechnisch orientierten Investoren als Kaufsignal angesehen wird. Nickel ist kurz davor, ebenfalls die 200-Tage-Linie zu durchbrechen. Dies könnte zu Anschlusskäufen führen und den Preisen weiteren Auftrieb verleihen.

Auch die spekulativen Finanzinvestoren, die zuletzt zum ersten Mal seit 4½ Monaten in Summe wieder auf steigende Preise gewettet haben, dürften ihre Netto-Long-Positionen weiter ausgeweitet haben. Dies sollte in der Statistik der CFTC, die morgen Abend veröffentlicht wird, im Ansatz sichtbar werden. Allerdings fällt der Preisanstieg der Metalle u.E. mittlerweile übertrieben stark aus, so dass die Gefahr von Rückschlägen mit jedem Tag größer wird. Wir erwarten daher kurzfristig Gewinnmitnahmen, sollte sich die Euphorie etwas abkühlen.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Rinder erklimmen an den US-Börsen immer neue Rekordstände. Der meistgehandelte Kontrakt für Lebendrind mit Fälligkeit April 2012 notierte gestern bei 129,7 US-Cents je Pfund wieder gleichauf mit seinem bisherigen Rekord von Anfang November 2011. Für den nächstfälligen Kontrakt, derzeit Februar 2012, wurde ein Allzeithoch verzeichnet.

Dasselbe gilt für Mastrinder, wo der meistgehandelte Kontrakt mit Fälligkeit März 2012 gestern bei 155,5 US-Cents je Pfund notierte. Der Bestand an Rindern in den USA zum 1. Juli 2011 war der niedrigste seit mindestens 1974. Am 27. Januar wird das USDA seinen neuen halbjährlichen Bericht zu den Viehbeständen vorlegen. Bei beschränktem Angebot hatten die US-Exporte an Rindfleisch 2011 nach Schätzung des USDA um 21% zugelegt.

Bereits 2011 waren in den USA durch die engere Versorgungslage die Verbraucherpreise für Rindfleisch um 10% gestiegen, und dieser Trend dürfte sich 2012 fortsetzen. Denn die Rindfleischproduktion soll nach Schätzung des USDA nach einem leichten Rückgang in 2011 nun sogar deutlich sinken. Vor allem im wichtigen Staat Texas hat die Dürre die Futterbasis stark belastet und die Profitabilität der Produktion von Rindern verschlechtert. Staatenübergreifend hatte die Dürre ein Gebiet im Griff, das etwa 40% der landesweiten Rinderbestände beherbergt. Erst zuletzt gab es etwas Regen. Auch weiterhin birgt das noch nicht ausgestandene Klimaphänomen La Niña Risiken.




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