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Preise steigen auf breiter Front

11.04.2011  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise geben zum Wochenauftakt leicht nach, nachdem sie am Freitag 3% zulegen konnten. Der Brentpreis schloss mit 126,7 USD je Barrel auf dem höchsten Stand seit mehr als 32 Monaten, WTI mit 112,8 USD je Barrel so hoch wie zuletzt im September 2008. Preistreibend sind Angebotsrisiken, ein schwächerer US-Dollar und das Interesse der Finanzanleger. Saudi-Arabien hat erneut bekräftigt, 12,5 Mio. Barrel Rohöl täglich fördern zu können, falls der Markt dies benötigt. Die freien Förderkapazitäten Saudi-Arabiens belaufen sich damit auch nach den Lieferausfällen in Libyen noch immer auf 3-3,5 Mio. Barrel pro Tag. Dies verdeutlicht, dass der Ölpreisanstieg derzeit vor allem durch Angst getrieben ist und nicht durch tatsächliche Angebotsengpässe. Erst wenn ein weiterer Ölproduzent in der Größe Libyens ausfällt, würden die freien Kapazitäten auf ein kritisches Niveau absinken.

Auch die Finanzanleger tragen zum Preisanstieg bei. Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 5. April um 5,8 Tsd. auf 267.539 Kontrakte. Damit liegen sie nur noch knapp unter dem Anfang März verzeichneten Rekordhoch. China bleibt der treibende Motor für die weltweite Ölnachfrage. Das Reich der Mitte hat im März 5,1 Mio. Barrel Rohöl pro Tag importiert. Das waren 3% mehr als im Vorjahr, allerdings etwas weniger als im Februar. Das Importvolumen von 21,33 Mio. Tonnen war das vierthöchste für einen Monat aller Zeiten. Zudem hat China per Saldo 1,3 Mio. Tonnen an Ölprodukten importiert, was doppelt so viel war wie im Vorjahr und auf Beschränkungen für die Ausfuhr von Diesel und Benzin zurückzuführen ist. Da künftig auch Japan weniger Benzin und Diesel exportieren dürfte, könnte es zu einer Markteinengung bei Ölprodukten in Asien kommen.

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Edelmetalle

Gold markiert zum Wochenauftakt bei knapp 1.480 USD je Feinunze abermals ein neues Rekordhoch. Das gelbe Edelmetall wird derzeit stark von spekulativen Finanzinvestoren getrieben, die ihre Wetten auf steigende Preise die dritte Woche in Folge ausgebaut haben. In der Woche zum 5. April wurden die Netto-Long-Positionen um 8% auf 206,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Stand seit Mitte Oktober. Der Preisanstieg bei Gold steht somit auf eher wackeligen Füßen, da nach wie vor kaum Zuflüsse in ETFs zu verzeichnen sind. Zudem baut sich aktuell Korrekturpotenzial auf. Dennoch dürfte Gold zunächst die psychologisch wichtige Marke von 1.500 USD in Angriff nehmen.

Silber steigt heute Morgen zwischenzeitlich um mehr als 2% auf knapp 42 USD je Feinunze, den höchsten Stand seit Januar 1980. Bereits letzte Woche hatte Silber um gut 8% zugelegt. Im Gegensatz zu Gold erfolgt der Anstieg des Silberpreises völlig losgelöst von den spekulativen Finanzinvestoren. Am Silbermarkt wurden die Netto-Long-Positionen sogar die zweite Woche in Folge leicht abgebaut. Dafür spielen die Zuflüsse in ETFs im Vergleich zu Gold eine wesentlich größere Rolle. Fundamental ist der hohe Silberpreis immer schwieriger zu rechtfertigen. Es bedarf derzeit offensichtlich allerdings einer breiten Korrektur der Rohstoffpreise, damit auch der Silberpreis wieder auf ein moderateres Niveau zurückkommt.


Industriemetalle

Die Metallpreise beginnen die neue Handelswoche so, wie sie die alte beendet haben: mit teilweise deutlichen Preissteigerungen. Aluminium steigt auf über 2.700 USD je Tonne und damit ein 2½-Jahreshoch. Blei erklimmt zum ersten Mal seit drei Jahren wieder die Marke von 2.900 USD je Tonne und Zinn erreicht bei 33.500 USD je Tonne ein neues Rekordhoch. Kupfer steht kurz davor, erneut die Marke von 10.000 USD je Tonne zu testen. Unterstützt wird das rote Metall durch gute Importdaten aus China. So lagen zwar die Einfuhren im März mit gut 304 Tsd. Tonnen 33% unter Vorjahr, im Vergleich zum Vormonat stiegen sie jedoch um 29%. Damit scheint der Februar in dieser Statistik eine negative Ausnahme gewesen zu sein und Befürchtungen über einen Abschwung der Nachfrage haben sich somit nicht bestätigt.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Aluminiumimporten: Während diese im Vorjahresvergleich deutlich rückläufig waren, sind sie gegenüber Vormonat um 34% auf knapp 81 Tsd. Tonnen gestiegen. Sollte China auch in den kommenden Monaten hohe Mengen an Metallen importieren, dürfte dies die Preise gut unterstützen.

Wie im Falle von Kupfer ersichtlich, war der markante Preisrückgang Ende März/Anfang April im Wesentlichen durch spekulative Finanzinvestoren bedingt. Diese haben in der Woche zum 5. April ihre Wetten auf steigende Kupferpreise um 21% auf 20,2 Tsd. Kontrakte reduziert. Das Bild dürfte sich mittlerweile jedoch wieder deutlich gewandelt haben.


Agrarrohstoffe

Das USDA hat am Freitag keine weitere Abwärtsrevision bei den zum Saisonende prognostizierten US-Maisbeständen vorgenommen. Mit 675 Mio. Scheffel sollen diese dennoch auf das niedrigste Niveau seit 1996 fallen, nachdem vor allem die Nachfrage zur Ethanolherstellung im laufenden Wirtschaftsjahr stärker zulegte als vom USDA zu Beginn der Saison erwartet wurde. Ebenfalls auf der Nachfrageseite hat das USDA die Maisimporte Chinas von 1 Mio. Tonnen auf 1,5 Mio. Tonnen erhöht. Am Markt war im Vorfeld der neuen Schätzungen über eine Rücknahme der US-Bestände zum Saisonende um bis zu 15% spekuliert worden, nachdem das USDA in der Vorwoche in einem Bericht stark abgeschmolze Lagerbestände zum 1. März vermeldet hatte. Dies hatte letzte Woche zu neuen Rekordständen beim Maispreis geführt und sicher auch einen großen Anteil daran, dass die spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 5. April ihre Netto-Long-Positionen bei Mais wieder um 26 Tsd. Kontrakte auf gut 327 Tsd. Kontrakte ausgebaut haben.

Bei Sojabohnen findet sich die größte Prognoseänderung in einer Anhebung der Ernteschätzung für Brasilien um 2 Mio. auf ein Rekordniveau von 72 Mio. Tonnen. Ebenso wurde auch die Schätzung für die brasilianische Maisernte um 2 Mio. auf 55 Mio. Tonnen nach oben korrigiert. Dies dürfte die Knappheitssorgen etwas mindern. Bei Weizen wurden lediglich marginale Änderungen vorgenommen.


CFTC Daten: Netto-Long Positionen spekulativer Finanzanleger vs. Preis

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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