Griechenland liegt nun hinter Pakistan …
14.06.2011 | Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4440 (07.45 Uhr), nachdem im gestrigen europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im Bereich von 1.4327 markiert wurden. USD/JPY stellt sich auf 80.30. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115.95, während EUR-CHF bei 1.2090 oszilliert.
Das Thema Griechenland lässt uns nicht los. Wir haben darauf verwiesen, dass es eine Phalanx von Reformerfolgen in Griechenland gibt, die medial nicht ansatzweise dargestellt wird. Diese Erfolge spielen auch nicht für Ratingagenturen eine prägnante Rolle. Dieser Status ist tägliche Realität - wir nehmen ihn zur Kenntnis.
Die erneute Herabstufung ändert für Griechenland wenig. Sie waren kapitalmarktunfähig - sie bleiben es auch. Ohne Abschirmung steht Griechenland, der Eurozone, Europa, der Weltwirtschaft und dem Finanzsystem aggressives Ungemach ins Haus. Diesbezüglich bleiben wir bei der Einschätzung, dass es keinen Grenznutzen für ein Scheitern gibt.
Die Einlassungen Trichets, dass es keine Planungen für einen Ausstieg in der Eurozone gibt, weisen in diese Richtung. Die Tatsache, dass Herr Schäuble und die Bundesregierung die oben dargestellten Zusammenhänge erkennen, weisen in diese Richtung.
Der Dissens zwischen der EZB/Bundesbank und der deutschen Bundesregierung bezüglich der Beteiligung privater Gläubiger ist zu lösen und wird gelöst werden. Fakt ist, dass der EZB in einem Falle der Umstrukturierung die Hände gebunden sind …das wäre nicht hilfreich!
Der Gedanke des Eurobonds für die Refi der gesamten Eurozone hat den größten Charme. Europa hat bezüglich der Staatsneuverschuldung eine bestechende Performance. Wir reformieren im Gegensatz zu den USA und Japan. Auf diese Weise könnten diese herausstechenden positiven Aspekte auch in hilfreiche Marktbewegung umgesetzt werden und den Reformprozess unterstützend begleiten. Derzeit lässt die Eurozone zu, dass die Reformen in ihrer Wirkung durch die Finanzmärkte nivelliert werden. Das ist keine kognitive Meisterleistung ...
Die Debatte über das "Wirtschaftsrisiko" China hat uns in den letzten 12 - 18 Monaten immer mal wieder begleitet. Wir haben uns dem gegenüber nicht aufgeschlossen gezeigt. Das war auch gut so. Werfen wir einen Blick auf die Ökonomie Chinas: Per Mai legten die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 5,5% nach zuvor 5,3% im Vormonat. Die Erzeugerpreise nahmen per Mai um 6,8% nach zuvor 6,8% zu.
Die Industrieproduktion stieg im Jahresvergleich per Mai um 13,3% nach zuvor 13,4% (Prognose 13.,1%).
Einzelhandelsumsätze verzeichneten ein Plus im Jahresvergleich per Mai in Höhe von 16,9%
(zuvor 17,1%).
"Fixed Asset Investment" legte im Jahresvergleich per Mai um 25,8% nach zuvor 25,4% zu.
Die Regierung und Zentralbank Chinas vermögen es, eine Steuerung umzusetzen, die in der Krise unterstützt und in der Übertreibung kappt. Dieser Ansatz ist die Umsetzung des deutschen Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes von 1967. Was wir in Deutschland nie schafften, erreicht China. "Chapeau!" - was für ein Unterschied zu Greenspan …. In China erkennt man sogar Übertreibungen …
Hoppla gerade hören wir, dass Chinas Zentralbank die Mindestreserveanforderungen um weitere 50 Basispunkte heraufsetzt. So sieht Stabilitätspolitik aus!
Wenn China mit einem Anteil von 12% an der Weltwirtschaft weiter stabil wächst und das auch für Südamerika gilt und Rohstoffländer als auch starke Exportländer; dann fragt sich der Laie (und hoffentlich auch der Experte …), warum die Risikoaversion ach so hoch ist. Die USA sind nicht die Lokomotive, sie spielen eine andere, eine untergeordnete Rolle ….
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4220-50 verändert die Situation.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.
Das Thema Griechenland lässt uns nicht los. Wir haben darauf verwiesen, dass es eine Phalanx von Reformerfolgen in Griechenland gibt, die medial nicht ansatzweise dargestellt wird. Diese Erfolge spielen auch nicht für Ratingagenturen eine prägnante Rolle. Dieser Status ist tägliche Realität - wir nehmen ihn zur Kenntnis.
Die erneute Herabstufung ändert für Griechenland wenig. Sie waren kapitalmarktunfähig - sie bleiben es auch. Ohne Abschirmung steht Griechenland, der Eurozone, Europa, der Weltwirtschaft und dem Finanzsystem aggressives Ungemach ins Haus. Diesbezüglich bleiben wir bei der Einschätzung, dass es keinen Grenznutzen für ein Scheitern gibt.
Die Einlassungen Trichets, dass es keine Planungen für einen Ausstieg in der Eurozone gibt, weisen in diese Richtung. Die Tatsache, dass Herr Schäuble und die Bundesregierung die oben dargestellten Zusammenhänge erkennen, weisen in diese Richtung.
Der Dissens zwischen der EZB/Bundesbank und der deutschen Bundesregierung bezüglich der Beteiligung privater Gläubiger ist zu lösen und wird gelöst werden. Fakt ist, dass der EZB in einem Falle der Umstrukturierung die Hände gebunden sind …das wäre nicht hilfreich!
Der Gedanke des Eurobonds für die Refi der gesamten Eurozone hat den größten Charme. Europa hat bezüglich der Staatsneuverschuldung eine bestechende Performance. Wir reformieren im Gegensatz zu den USA und Japan. Auf diese Weise könnten diese herausstechenden positiven Aspekte auch in hilfreiche Marktbewegung umgesetzt werden und den Reformprozess unterstützend begleiten. Derzeit lässt die Eurozone zu, dass die Reformen in ihrer Wirkung durch die Finanzmärkte nivelliert werden. Das ist keine kognitive Meisterleistung ...
Die Debatte über das "Wirtschaftsrisiko" China hat uns in den letzten 12 - 18 Monaten immer mal wieder begleitet. Wir haben uns dem gegenüber nicht aufgeschlossen gezeigt. Das war auch gut so. Werfen wir einen Blick auf die Ökonomie Chinas: Per Mai legten die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 5,5% nach zuvor 5,3% im Vormonat. Die Erzeugerpreise nahmen per Mai um 6,8% nach zuvor 6,8% zu.
Die Industrieproduktion stieg im Jahresvergleich per Mai um 13,3% nach zuvor 13,4% (Prognose 13.,1%).
Einzelhandelsumsätze verzeichneten ein Plus im Jahresvergleich per Mai in Höhe von 16,9%
(zuvor 17,1%).
"Fixed Asset Investment" legte im Jahresvergleich per Mai um 25,8% nach zuvor 25,4% zu.
Die Regierung und Zentralbank Chinas vermögen es, eine Steuerung umzusetzen, die in der Krise unterstützt und in der Übertreibung kappt. Dieser Ansatz ist die Umsetzung des deutschen Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes von 1967. Was wir in Deutschland nie schafften, erreicht China. "Chapeau!" - was für ein Unterschied zu Greenspan …. In China erkennt man sogar Übertreibungen …
Hoppla gerade hören wir, dass Chinas Zentralbank die Mindestreserveanforderungen um weitere 50 Basispunkte heraufsetzt. So sieht Stabilitätspolitik aus!
Wenn China mit einem Anteil von 12% an der Weltwirtschaft weiter stabil wächst und das auch für Südamerika gilt und Rohstoffländer als auch starke Exportländer; dann fragt sich der Laie (und hoffentlich auch der Experte …), warum die Risikoaversion ach so hoch ist. Die USA sind nicht die Lokomotive, sie spielen eine andere, eine untergeordnete Rolle ….
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4220-50 verändert die Situation.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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