Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Keine Einigung der EU-Finanzminister - Unsicherheit bleibt und belastet …

20.06.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) gegenüber dem Euro bei 1.4230, nachdem Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden im US-Geschäft bei 1.4339 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 80.20. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 114.10, während EUR-CHF bei 1.2095 oszilliert.

Die EU-Finanzminister konnten sich am Wochenende nicht durchringen, die nächste Kredittranche an Griechenland in Höhe von 12 Mrd. Euro zu bewilligen. Erst muss das griechische Parlament die versprochenen Spar- und Reformzusagen im Parlament absegnen. Diese Haltung ist grundsätzlich richtig. Die Verhaltensmuster der griechischen Oppositionsparteien erlauben hier keine Vorleistung seitens der Gläubiger. Anfang Juli wird bei einer erneuten Sondersitzung der Finanzminister geprüft, ob Griechenland seinen Verpflichtungen nachgekommen ist.

Bis dahin sollen auch die Inhalte eines zweiten Hilfspakets stehen. Private Anlegen sollen dazu einen freiwilligen Beitrag leisten. Dieser Punkt bietet unverändert Unsicherheiten. Es geht darum ein "Credit Event" zu vermeiden und gleichzeitig eine substantielle Beteiligung des privaten Sektor nach dem Ansatz des "Wiener Modells" zu gewährleisten. Dabei darf es nicht zu erkennbarem Druck kommen. Hintergrundgespräche sind hier ohne Öffentlichkeit zu führen!

Die Finanzmärkte sind fraglos ein Stück weit enttäuscht. Eine schnelle Hilfe hätte die Lage weiter entspannt. Sachlich ist der aktuelle Weg jedoch mehr als vertretbar. Es gilt schlussendlich nicht nur darum, Griechenland sinnvolle Hilfestellung zu leisten, sondern eben auch darum, die Interessen der Gläubiger nachhaltig zu vertreten.

Die Debatte in Deutschland bezüglich der Griechenlandhilfe verkennt viele Zusammenhänge und lässt Züge der Selbstüberschätzung erkennen.

Fraglos ist der deutsche Erfolg bezüglich der Konjunktur als auch der Fiskallage beeindruckend. Er ist jedoch eng mit der Entwicklung der Weltkonjunktur verknüpft. Deutschland hat im Verhältnis zum BIP im Vergleich zu den USA oder China wenig an Unterstützungsprogrammen geliefert. Wir haben aber von den internationalen Programmen in Höhe von circa 33.500 Mrd. USD am meisten profitiert. Das sollten wir nicht außer Acht lassen. Mehr noch würde ein griechischer Unfall mit Dominoeffekten für die Eurozone und damit das weltweite Finanzsystem und in der Folge der Weltkonjunktur alle erreichten Erfolge in Deutschland in Frage stellen.

Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern legten im Mai im Jahresvergleich um 10,1% auf 42,0 Mrd. Euro zu. In den ersten fünf Monaten liegt die Zunahme gegenüber dem Vorjahr bei 9,2%. Insgesamt stellten sich die Einnahmen auf 203 Mrd. Euro. Die aktuelle Prognose der Steuerschätzung per 2011 liegt bei +4,4% für das Gesamtjahr.

Laut FTD liegt der Nutzen über geringere Zinsen auf die Staatschuld und Garantiezinseinnahmen bisher bei dem deutschen Steuerzahler bei 10 Mrd. Euro. Der deutsche Fiskus hat noch keinen Cent verloren, ganz im Gegenteil! Die die Konjunktur stimulierende Wirkung der niedrigeren Zinsen bedingt durch die Griechenlandkrise sind dabei unberücksichtigt!

Denen, die die Griechenlanddebatte im deutschen TV und in den Medien bestimmen, ist hoffentlich bewusst, womit sie spielen!

Werfen wir einen Blick auf die letzten Veröffentlichungen aus der Wirtschaft. Am Freitag ergab sich ein gemischtes Bild.

Die Handelsbilanz der Eurozone wartete mit einem Defizit in Höhe von -4,1 Mrd. Euro (Prognose -2,1 Mrd. Euro) nach zuvor +1,6 Mrd. Euro (revidiert von 2,8 Mrd. Euro) auf. Losgelöst von den aktuellen Schwankungen ergibt sich ein Bild, das tendenziell von geringfügigen und damit unproblematischen Defiziten geprägt ist.

Open in new window


Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan enttäuschte mit einem unerwarteten Rückgang von 74,3 auf 71,8 Punkte. Die Konsensusprognose lag bei 74,0 Zählern. Die Bewertung der aktuellen Lage sank von 81,9 auf 79,6 Punkte. Die Erwartungskomponente verlor von 69,5 auf 66,8 Punkte.

Open in new window


Die Frühindikatoren setzten in den USA dagegen per Berichtsmonat Mai einen unerwartet positiven Akzent. Der Index legte um 0,8% zu. die Prognose war bei nur +0,3% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von -0,3% auf -0,4% revidiert. Damit ist der Ausflug in negatives Terrain als äußerst kurz zu klassifizieren.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.3950 - 1.4500 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"