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Erste Verkaufssignale - viele Rohstoffe und Aktienmärkte vor entscheidender Signalgenerierung

24.06.2011  |  Markus Blaschzok
Nachdem zur Wochenmitte mit 155 zu 143 Stimmen das Vertrauensvotum zugunsten der griechischen Regierung ausfiel, ist der Weg für weitere Rettungs- und Transfergelder aus dem EFSF, der letztlich durch Kerneuropa finanziert wird, frei. Die Verabschiedung der neuen Sparmaßnahmen durch das griechische Parlament gilt nun als Formalität, sodass die Auszahlung der nächsten 12 Mrd. Euro aus dem ersten 110 Mrd. Euro umfassenden Hilfspaket Anfang Juni nichts mehr im Wege stehen dürfte. Nachdem das erste Paket ohne Wirkung verrauchte, glauben immer weniger Marktteilnehmer, dass die nächsten 120 Mrd. aus dem EFSF das Land retten können. Auch die nächste Stufe der automatisierten Inflationierung ist seit dieser Woche unterschriftsreif. Die EU-Finanzminister gaben für den ESM, dem Nachfolger des EFSF, der 500 Mrd. Euro einsetzbares Kapital haben wird, grünes Licht, nachdem sie sich auf die letzten Details geeinigt hatten.

Nachdem wir in den letzten Wochen mehrmals über die praktische Unmöglichkeit einer Beteiligung privater Gläubiger schrieben, unterstreicht die Aussage Frank Schäfflers, der zu den letzten Liberalen in der FDP gehört und in der Gläubigerdiskussion nur ein taktisches Manöver zur Beruhigung des Steuerzahlers sieht, unsere Position. "Die Beteiligung des Bankensektors wird über reine Symbolik nicht hinausgehen… Die Beteiligung privater Gläubiger auf freiwilliger Basis ist daher nur eine Beruhigungspille für die Steuerzahler."

Auch wenn man die Wichtigkeit einer Umschuldung für die Zukunft Deutschlands und somit Europas immer wieder bekräftigen muss, so sieht auch Herr Schäffler, dass die Regierenden nicht gewillt sind, einen Weg zum wirtschaftlichen Wohle der Bürger einzuschlagen. Einige Banken im Euroraum sind nach Gesprächen mit den hiesigen Notenbanken nun offenbar bereit einen Teil der griechischen Schulden freiwillig zu stunden, um dem Land so einen weiteren zeitlichen Spielraum zu geben. Einen wahren Gläubigerverzicht oder die Gefahr eines Schuldenausfalls werden die dortigen Banken sicherlich nicht riskieren und zulassen, wofür die jeweiligen Notenbanken im Fall der Fälle schon sorgen werden. Eine Reduktion der Geldmenge M3 muss für den Erhalt dieses Transfersystem um jeden Preis verhindert werden.

Der Chef der Federal Reserve Bank, Ben Bernanke, bestätigte aufs Neue, dass die Leitzinsen zur Stützung der wieder schwachen Konjunktur, auf "geraume Zeit" extrem niedrig bleiben werden. Wie lange erwartet lässt man das 600 Mrd. US-Dollar schwere Konjunkturpaket „QE2“ zum Ende des Monats auslaufen, wobei die Geldmenge nicht zurückgeführt werden soll. Dass monatlich auslaufende Anleihen im Volumen von bis zu 20 Mrd. USD sofort wieder "reinvestiert"“ werden, sieht manch ein Analyst als weitere Stützung der Wirtschaft.

Doch ebenso wie ein Drogenabhängiger bereits bei einer Verringerung der Dosis starke Schmerzen erleidet, so dürfte auch die US-Wirtschaft und die Weltmärkte das Ende dieses Stützungsprogramms schmerzlich aufnehmen. Dies und die nicht enden wollende Diskussion um einen möglichen Gläubigerverzicht an den Märkten, sind die primären Aspekte, weshalb wir weiterhin mit schwachen Aktien-, Anleihen und Rohstoffmärkten rechnen, für die kommenden Monate. Jedoch werden die Tiefpunkte zu unterschiedlichen Zeiten gefunden werden, was in den nächsten Monaten hochprofitable Handelsmöglichkeiten bieten wird, wenn man die Kapitalbewegungen richtig antizipiert.

Seit dem Ende der vergangenen Woche wurden die Ankündigungen von außerbörslichen Handelsplattformen, die den gehebelten Handel von Gold und Silber in den USA zum 15. Juli einstellen müssen, stark diskutiert. Hintergrund ist der neue "Dodd-Frank Act", ein Gesetz um die Risiken im Derivatehandel zu minimieren, die Transparenz zu erhöhen und die amerikanische Öffentlichkeit vermeintlich zu schützen. Das Gesetz verbietet den außerbörslichen Handel (OTC) zwischen Marktteilnehmern, wenn diese Geschäfte nicht zu einer physischen Lieferung innerhalb von 28 Tagen führen oder eine erzwingbare Verpflichtung der Lieferung zur Folge hat.

Kurz gesagt wird der gehebelte Handel von Gold und Silber, beispielsweise über CFDs, für Bürger mit Wohnsitz in den USA verboten. Deshalb haben Anbieter wie Forex.com und CMC Markets bereits die Glattstellung aller offenen Positionen für diese Personengruppe zu Mitte Juli bekannt gegeben. Ein Schutz des Verbrauchers ist hier nicht zu erkennen. Da jeder mündige Bürger selbst wissen sollte und wissen muss, wie und wo er sein Kapital einsetzen will, ist dieses Gesetz als ein Eingriff in die Vertragsfreiheit zu sehen und steht der liberalen Tradition der USA entgegen.

Kleinanlegern mit wenig Kapital, denen der Zugang zum Terminmarkt versagt ist, werden lediglich daran gehindert, mittels eines hohen Hebels überproportional von einer weiteren Aufwärtsbewegung der Edelmetalle zu profitieren und sich gegen Inflation zu schützen. Wie beim Waffenrecht in der BRD reicht es aus die rechtlichen Hürden gesetzlich extrem hoch zu legen, um praktisch eine ähnliche Wirkung wie die eines Waffenverbots zu erzielen, wobei man den Anschein des Erhalts der freiheitlichen Rechte wahren kann. Vor diesem Hintergrund wurde mit dem "Verbraucherschutzgesetzt" in den USA ein weiterer bedenklicher Schritt hin zu einem "Verbot von Edelmetallen" gemacht.


Weitere Entwicklungen
  • Die Federal Reserve Bank nimmt den Wachstumsausblick für die nordamerikanische Wirtschaft von ursprünglich 3,4 bis 3,9 Prozent auf 2,7 bis 2,9 Prozent zurück. Auch die Prognose für das kommende Jahr wurde reduziert.

  • Der ZEW-Konjunkturindex für die Bundesrepublik sank von 3,1 auf -9 Zähler und somit auf das niedrigste Niveau seit 2009. Auch der ZEW-Chef sieht nun eine Abkühlung der Konjunktur, da diese eingetreten ist.

  • Der offizielle Preisindex in China stieg im Mai um 5,5 Prozent und erreichte somit fast den höchsten Wert seit drei Jahren. Die chinesische Regierung fürchtet soziale Unruhen im Land, da die Lebensmittelpreise seit Längerem mit zweistelligen Raten steigen und somit besonders die Armen. Gerade die sozialistisch, planwirtschaftliche Politik, die über die Druckerpresse den Export finanziert, zeigt sich wieder einmal besonders schädlich gerade für die sozial Schwachen der Bevölkerung.

  • Die überraschend neu entfachte Diskussion zu Steuererleichterungen, deren Ursache medial besonders der FDP zugesprochen wird, ist nur als ein Rettungspaket für die sich immer mehr der Spaltung befindenden FDP, da die Partei während ihrer Regierungszeit praktisch nichts Liberales auf den Weg gebracht hat. Die verdeckten Enteignungen über die zusätzliche Besteuerung der EU-Rettungs- und Inflationspolitik wiegt viel schwerer als jede vermeintliche Steuerentlastung, die die vermeintlich liberale Partei auf den Weg bringen könnte. Durch die Unterstützung dieser planwirtschaftlichen Inflationspolitik bleibt vom Netto, wenn man es real betrachtet, immer weniger übrig.


Technische Analyse

Gold fällt aus dem Aufwärtstrend und generiert Verkaufssignal


Der HUI-Goldminenindex konnte nach einem Test der Unterstützung bei 500 Punkten unter spekulativen Käufen bis an die Abwärtstrendlinie bei 529 Punkte laufen. Dort prallte der Kurs bereits intraday wieder ab und fiel heute erneut bis an die 500-Punkte-Marke. Damit stehen die Minen unmittelbar vor der Entscheidung bei gleichzeitig negativer Ausgangslage. Wird das Verlaufstief der Vorwoche bei 487 Punkten signifikant unterschritten, wird ein Verkaufssignal generiert, das ein Kurspotenzial bis 360 Punkten mit sich bringt. Erst wenn der Index den neu formierten Abwärtstrend durchbrechen kann und dabei die 500-Punkte-Marke hält, wird das Bild wieder neutral bis optimistisch. Bei 480 Punkten könnten StopLoss-Orders gesetzt werden mit einem ersten Rückkauf bei 360.

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Gold vollzog nochmals einen PullBack an den gebrochenen Aufwärtstrend und erzeugte heute ein Verkaufssignal, wenn der Preis Anfang nächster Woche nicht wieder auf über 1.511 US-Dollar steigt. In der letzten Analyse sprachen wir bereits von Warnzeichen, die sich nun zu bestätigen scheinen. Das kurzfristige Kursziel liegt bei einem Preis von ca. 1.410 US-Dollar, die in der nächsten Bewegung in Angriff genommen werden könnte. Mittel- und langfristig sehen wir keine großen Risiken für den Goldpreis, besonders nicht in Euro.

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Unsere bärische Stimmung bezüglich des S&P 500, sowie unsere Kursziele der letzten Woche trafen Stück um Stück ein. Nachdem das definierte Kursziel bei 1.300 Punkten erreicht wurde, sackte der Index sofort weiter ab und generierte ein weiteres Verkaufssignal. Das nächste Kursziel auf dem Tief des japanischen Erdbebens bei ca. 1.250 Punkten wurde mit 1.258 Punkten bereits fast erreicht. Dieses Tief sollte kurzfristig Unterstützung geben. Der vorhergesagte Pull Back bis an die 1.290 Punkte trat exakt ein, bevor der Abwärtstrend fortgesetzt wurde. Auch der S&P 500 steht nun vor der Entscheidung. Wird die Marke von 1.250 gebrochen, ist mit immer stärkeren Abgaben zu rechnen. Es besteht sogar Crash-Gefahr in dem aktuellen Umfeld. Erst ein Sprung über die mittelfristige Abwärtstrendlinie löst das bärische Szenario auf. Dies dürfte aber erst mit einer Ankündigung eines QE3 geschehen.

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Technische Analyse

Silber vor der Entscheidung - Platin mit mittelfristigem Verkaufssignal


Der Silberpreis zeigt in den letzten Wochen relative Schwäche zum Gold. Die Marke von 34,5 US-Dollar bietet noch Unterstützung. Kann dieses Preisniveau nicht gehalten werden, ist mit einer schnellen Fortsetzung der Korrektur zu rechnen. Gestern prallte der Silberpreis an der Aufwärtstrendlinie ab und gab intraday stark nach. Der Preis ist zwischen zwei Trendlinien eingekeilt und ein Ausbruch in die eine oder andere Richtung dürfte für eine anschließend starke Bewegung sorgen. Wir erwarteten einen nochmaligen Anstieg bis in den Bereich von 39 US-Dollar, bevor es zu dieser Fortsetzung kommen würde. Doch augenblicklich sieht es so aus, als käme das Verkaufssignal womöglich schon mit dem Montagshandel.

Unterhalb von 34,5 USD würde ein Verkaufssignal generiert, welches den Preis weiter stärker unter Druck bringen dürfte. Hier sollten Long-Positionen eng abgesichert werden, da sich Bewegungen im Silber sehr schnell und stark vollziehen können. Ein mögliches Kursziel wäre die Marke von 27 US-Dollar. Eine Fortsetzung der Hausse in den nächsten 2-3 Monaten halten für wenig wahrscheinlich.

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Wie erwartet fiel der Platinpreis im Rahmen immer pessimistischerer Konjunkturaussichten unter die 200-Tage-Linie und bildete somit ein mittelfristiges Verkaufssignal. Dieses Verkaufssignal hat ein Kursziel bis mindestens 1.660 US-Dollar in einer ersten Bewegung und dann wahrscheinlich ein weiteres Korrekturpotenzial bis auf 1.500 US-Dollar. Wer seine Long-Positionen wie empfohlen eng unterhalb der 200-Tage-Linie abgesichert hatte oder gar short ging, dürfte sich über diese Entwicklung sehr freuen. Die nächsten Monate sind wir äußerst bärisch für Platin, als auch die COT-Daten äußerst negativ sind.

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Commitment of Traders

Palladium und Platin zeigten relative Schwäche in der Betrachtungswoche. Die hohen Positionen im Platin können den Verfall des Preises in den nächsten Wochen zusätzlich verstärken. Hier ist ein großes Korrekturpotenzial vorhanden. Gold und Silber sind aus dieser Sicht klar zu bevorzugen. Gold zeigte nochmals relative Stärke während Silber sich viel schwächer entwickelte. Für Silber spricht in Zukunft, dass die Positionen spekulativer Investoren bereits relativ gering sind. Nachdem der Silberpreis einen Boden gefunden hat, sollte schnell wieder eine starke Erholung einsetzen. Beim Gold zogen sich diesmal die Spekulanten wieder zurück.

Beim Öl bauen die kurzfristig agierenden Marktteilnehmer ihre immer noch extrem hohen Positionen sukzessive ab. Auch wenn der Ölpreis noch Rückschlagpotenzial birgt, so zeugt dies im Augenblick von einer gewissen relativen Stärke.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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