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Der ruhige Wochenstart setzt sich am Devisenmarkt fort - Prognosen des Weißen...

29.07.2008  |  Folker Hellmeyer
Der ruhige Wochenstart setzt sich am Devisenmarkt fort - Prognosen des Weißen Hauses

Der Euro eröffnet heute bei 1.5735, nachdem gestern im europäischen Handel die Tageshöchstmarke bei 1.5768 markiert wurde. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 107.45. "Carry-Trades" zeigen sich hinsichtlich der Aktienmarktschwäche erstaunlich resistent (das politische Geschmäckle …). EUR-JPY stellt sich auf 169.15, während EUR-CHF bei 1.6280 oszilliert.

Das Weiße Haus hat wesentliche Anpassungen ihrer Wirtschaftsprognosen vorgelegt. Diese unter den "Letzten Nachrichten" aufgeführten Daten verdienen ein wenig Kommentierung.
  • Das Weiße Haus hat die Defizitprognose für das 2008 Budget (bis 30.09.2008) von -410 auf -389 Mrd. USD revidiert (Teilmenge der gesamten öffentlichen Verschuldung). Die Prognose für das am 1.10.2008 beginnende Fiskaljahr liegt nun bei -482 Mrd. USD (zuvor -409 Mrd.) und bei -170 Mrd. per 2010 (zuvor -160 Mrd.). Per 2012 wird ein Budgetüberschuss in der Größenordnung von 58 Mrd. USD antizipiert.

Diese Defizitprognosen sind vor dem Hintergrund, dass US-Finanzminister Paulson mehr oder weniger uneingeschränkte Subventionsmittel (=Kreditmittel) im Rahmen der Finanzkrise einfordert, durchaus als ambitioniert einzustufen. Das gilt umso mehr, als dass die Probleme in den USA maßgeblich struktureller und nicht nur zyklischer Natur sind.
  • Die BIP-Wachstumsprognose per 2008 liegt bei 1,2%. Per 2009 prognostiziert das Weiße Haus ein Realwachstum von 2,9%. Per 2010 wird eine Zunahme um 3,5% erwartet.

Wir haben in unseren Kommentaren immer wieder auf einen Mangel an Datenqualität in den USA verwiesen (ansonsten nachlesbar im Buch "Endlich Klartext", FinanzbuchVerlag). Diesbezüglich kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Wachstumsgrößen auf dem Papier erreicht werden. Hinsichtlich der strukturellen Defizite in den USA ist ein Erreichen dieser Prognosen in der realen Welt meines Erachtens äußerst unwahrscheinlich.
  • Verbraucherpreise werden per 2008 um 3,1% zulegen. Per 2009 und 2010 soll sich der Preisanstieg auf jeweils 2,2% stellen. Was für die Wachstumsdaten gilt, gilt in identischem Maße für die Preisermittlung "light" in den USA.

  • Die Arbeitslosenquote wird per 2008 bei 5,3% erwartet. 2009 soll sich ein Zuwachs auf 5,6% ergeben. Per 2010 ist dann ein Rückgang auf 5,3% unterstellt. Was für Wachstumsdaten und Verbraucherpreise hinsichtlich "kreativer" Datenermittlung gilt, ist auch bei den Arbeitsmarktdaten relevant. Gleichwohl gibt es eine Berechnungsgrundlage bei dem Bureau of Labor Statistics, die wenig beachtet ist. Sie kommt der Realität jedoch nahe. Diese Datenreihe wird mit U-6 bezeichnet, die die umfänglichste Arbeitslosenzahl ermittelt. Hier ergab sich seit Anfang des Jahres ein Anstieg von 8,5% auf 9,9%.

Heute werden wir neue Erkenntnisse über die Hauspreisentwicklung per Monat Mai erhalten. Der Case Shiller Hauspreisindex (20 Städte) soll im Monatsvergleich einen Rückgang um 1% ausweisen. Im Jahresvergleich entspräche das einem Rückgang um 16,0% nach zuvor 15,3%. Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des Conference Board per Juli vervollständigt das heutige Datenprogramm. Analysten unterstellen einen leichten Rückgang von 50,4 auf 50,0 Punkte. Im Hinblick auf die positive Überraschung des Pendants der Uni Michigan sind auch hier unverhoffte positive Resultate denkbar. Der Chart verdeutlicht die massive Abschwächung seit Sommer 2007.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.5870 - 1.5900 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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