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Alle Augen auf IIF und Athen - Lösung notwendig für globale Stabilität

23.01.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (06.48 Uhr) bei 1.2895, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.2872 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 99.35, während EUR-CHF bei 1.2080 oszilliert.

Alle Augen sind auf die Gespräche des IIF in Athen gerichtet. Der freiwillige Schuldenschnitt ist die Grundvoraussetzung für Stabilität. Das gilt sowohl für das Finanzsystem der Eurozone als auch das globale Finanzsystem. Es gilt auch für die Frage der weiteren konjunkturellen Entwicklung der Eurozone und Europas als auch der Weltwirtschaft.

Wir freuen uns, dass der Chef der Osteuropabank EBRD, Thomas Mirow, diese Sichtweisen teilt. (Reuters) Der Chef der Osteuropabank EBRD, Thomas Mirow, hat vor einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone gewarnt. "Ich halte die Debatte über einen Euro-Austritt und eine Rückkehr Griechenlands zur Drachme für hochspekulativ und gefährlich. Niemand weiß, welche Reaktionen ein solcher Schritt auslösen würde", sagte Mirow in einem vorab veröffentlichten Interview mit dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).

Die damit verbundene Risikodynamik wären erheblich, argumentiert der frühere Finanzstaatssekretär der Bundesregierung. "Investoren außerhalb Europas würden den Austritt Griechenlands aus der Währungsgemeinschaft als Grund sehen, generell die Architektur des Währungsraums infrage zu stellen", ergänzte Mirow. Eine solche Debatte wäre verheerend für die Zukunft der Euro-Zone. "Ganz zu schweigen von den Gefahren eines möglichen Bank Run."

Hinsichtlich dieser Konstellation ist Verantwortungsbereitschaft von allen Seiten im höchsten Maße erforderlich. Der Schaden eines Scheiterns entspräche dem Vielfachen der gesamten Staatsschuld Griechenlands.

Werfen wir einen Blick auf die jüngsten Entwicklungen in Athen und bedienen uns der Pressemeldung von Reuters:

06:01 23 Jan12 -Bankenverband setzt auf Einigung bei Hellas-Bondtausch Berlin, 22. Jan (Reuters) - Der Internationale Bankenverband (IIF) hofft nach wie vor auf eine Einigung bei den Gesprächen zwischen den privaten Gläubigern und dem krisengeschüttelten Griechenland über einen freiwilligen Anleihentausch. Die Gläubiger arbeiteten weiter eng mit Athen zusammen, sagte IIF-Chefunterhändler Charles Dallara am Sonntag dem Sender Antenna TV. Er sei zuversichtlich, dass eine Vereinbarung getroffen werden könne. "Wir stehen am Scheideweg und ich bleibe ziemlich hoffnungsvoll", fügte Dallara hinzu. Am Wochenende waren die Gespräche der Regierung mit den Gläubigerbanken über einen Forderungsverzicht von geschätzten 100 Milliarden Euro unterbrochen worden.

Der französische Finanzminister Francois Baroin stieß ins gleiche Horn. Er habe "gute Gründe" zu hoffen, dass die Verhandlungen zum Erfolg führten, sagte Baroin in einem Fernsehinterview am Sonntag. Dallara ergänzte, dass der Verband das bestmögliche Angebot für den freiwilligen Anleihentausch gemacht habe. Der Ball liege nun im Spielfeld von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds.

Athen läuft die Zeit davon, denn die Ergebnisse sollten bereits bei dem Treffen der Euro-Finanzminister m Montag vorliegen. Für die privaten Gläubiger - neben Banken auch Hedgefonds und Versicherer - dürfte eine Einigung mit einem Forderungsverzicht von bis zu 70 Prozent verbunden sein. Im Gegenzug sollen ihnen Staatsanleihen mit einer 30-jährigen Laufzeit und einer Verzinsung von durchschnittlich vier Prozent angeboten werden. Der Schnitt soll über einen freiwilligen Anleihentausch kommen und Griechenland 100 Milliarden Euro Entlastung bringen.

Daneben müsste Griechenland aber auch die Europäische Union (EU), die Europäische Zentralbank (EZB) und den Internationalen Währungsfonds (IWF) davon überzeugen, dass es gemäß den vereinbarten Spar-Auflagen auf einem konsequentem Weg ist, mit eigenen Anstrengungen aus der Krise herauszukommen. Ziel ist, den Schuldenstand des Landes bis 2020 von 160 auf 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftskraft (BIP) zu reduzieren. Nur dann würden EU und IWF Griechenland ein neues Hilfspaket über 130 Milliarden Euro gewähren. Ohne frisches Geld droht dem Land im März ein ungeordneter Bankrott, wenn Staatsanleihen im Volumen von 14,5 Milliarden Euro bedient werden müssen.

Am Finanzmarkt ergab sich seit Freitag Sorge über das potentielle Ergebnis der Verhandlungen. Diese Sorge setzt sich zu Wochenbeginn fort. Sie führt zu leicht verstärkter Risikoaversion, in deren Folge der Euro unter leichten Druck steht. Sofern es zu einer Vereinbarung kommt, dürften sowohl der Euro als auch die gesamte Klasse der Risikoaktiva deutlich an Boden gewinnen.

Vor dem Hintergrund der Fokussierung auf "Politik“ spielen Wirtschaftsdaten eine deutlich untergeordnete Rolle.

Am Freitag stand die Veröffentlichung der "Existing Home Sales“ per Berichtsmonat Dezember auf der Agenda. Es kam zu einem Anstieg im Monatsvergleich um 5,0% von zuvor 4,39 Millionen (revidiert von 4,42 Mio.) auf 4,61 Millionen. Objekte (Prognose 4,65 Mio.) in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung.

Der beigefügte Chart unterstreicht die Erholung nach dem Tiefpunkt per Juli 2011 bei 4,0 Millionen Objekten. Für Euphorie ist kein Raum. Wir kommen in der Spitze per 2005 von 7,2 Mio. Objekten. Die natürliche Bandbreite liegt zwischen 5,2 - 5,5 Millionen Objekten in der annualisierten Fassung. Die Tendenz ist ermutigend - mehr lässt sich hier nicht sagen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2970 - 1.3000 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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