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Moody’s passt sich an - Märkte wirken unentschlossen

14.02.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.12 Uhr) bei 1.3260, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.3146 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 102.60, während EUR-CHF bei 1.2080 oszilliert.

Die Ratingagentur Moody’s passt sich den Sichtweisen Standard & Poors ansatzweise an. Die Ratingagentur Moody’s hat die Bonitäten Italiens (A3 nach A2), Maltas, Portugals (Ba3 nach Ba2), der Slowakei, Sloweniens und Spaniens (A3 nach A1) herabgestuft. Der Ausblick wurde für Frankreich, Großbritannien und Österreich auf negativ gesetzt

Nachdem in der Vergangenheit ausgeweitete CDS-Spreads und damit die Marktlage als Argument für europäische Herabstufungen herhalten mussten, werden jetzt andere Gründe genannt. Fakt ist, dass die CDS-Spreads sich deutlich einengten und damit Entspannung signalisierten. Dieses "Markturteil“ spielt jetzt also offensichtlich keine Rolle. Diese Asymmetrie in der Anwendung von Indikatoren erstaunt. Das nehmen wir zur Kenntnis.

Jetzt ist es das Risiko der Konjunkturlage. In der Tat gibt es das, es gibt aber auch positives Überraschungspotential. Vor dem Hintergrund der Analyse der globalen Zyklik ist das sogar dominant. Wir verweisen auf unseren Jahresausblick. Es werden aktuell die überraschenden positiven Frühindikatoren geflissentlich übersehen. Heute morgen lieferte Australien. Der australische Geschäftsklimaindex (Business Confidence) legte per Januar von zuvor 3 auf 4 Punkte zu und markierte damit den höchsten Stand seit acht Monaten.

Wir begrüßen, dass Moody`s Großbritannien kritisch beäugt und mit einem negativen Ausblick versehen hat. Der entscheidende Punkt ist bei Bewertungen, dass die Standards auf alle Länder gleichmäßig angewandt werden, da ansonsten Anreize zur Fehlallokation des Produktionsfaktors Kapital gesetzt werden, die dann schlussendlich Ursache der nächsten Krise sein können. Damit wollen wir sagen, dass Anpassungen der europäischen Bonitäten durchaus verständlich sind. Das gilt aber nur für den Fall, dass der Bewertungsstandard auf alle Länder umfassend angewandt wird. Das gilt übrigens auch für die USA.

Die Marktreaktion auf die Herabstufungen und veränderten Ausblicke fällt zunächst milde aus.

Gestern hat sich das Weiße Haus zu Wort gemeldet. Das US-Präsidialamt erwartet per 2012 ein Wachstum des BIP in Höhe von 2,7% (2013 3,0%, 2014 3,6%). Die Arbeitslosenquote soll per 2012 auf durchschnittlich 8,9%, per 2013 auf 8,6% und per 2014 auf 8,1% sinken.

Im Hinblick auf die kurzfristige Konjunkturentwicklung ergeben sich positive Signale aus dem US-Kongress. Nach monatelangem Ringen zeichnet sich im US-Kongress ein Kompromiss zu Steuererleichterungen ab. Die Republikaner ließen am Montag ihre Forderung nach weiteren Einschnitten im Haushalt zur Finanzierung der Pläne fallen. Damit kann das Repräsentantenhaus noch diese Woche über eine weitere Verlängerung der abgesenkten Einkommensteuer um zehn Monate abstimmen. Von dem Plan profitieren 160 Millionen Amerikaner, deren Konsum die schleppende Erholung der größten Volkswirtschaft in Schwung bringen soll. In sieben Monaten ist Präsidentenwahl.

Es geht bei dieser Entscheidung einmal mehr um Fortführung einer künstlichen Stimulierung. Unter strukturellen Gesichtspunkten ist das kritisch zu bewerten, unter konjunkturellen Gesichtspunkten ergibt sich kurzfristig mehr Stabilität und Potential.

Auch Japan lieferte heute. Die Bank of Japan hat den Leitzins den Erwartungen entsprechend in der Spanne zwischen 0,00% - 0,10% belassen. Es wurde ein Inflationsziel von 1% verankert. Bis zum Erreichen dieses Inflationsziels werde man die Bedingungen weiter expansiv gestalten. Das Ankaufprogramm (maßgeblich Staatsanleihen) wird um 10 Billionen JPY erhöht.

Das „Konzert“ der Zentralbankmaßnahmen bietet optimale Voraussetzungen für eine Wiederbelebung der globalen Konjunkturdynamik. Bezüglich der globalen Zyklik, die keine Sättigungseffekte aufweist, ist das positive Überraschungspotential erheblich, sofern Brüssel und Berlin weiter notwendige Solidarität innerhalb der Eurozone leben und mutig das Projekt Europa weiterführen.

Wenden wir uns der jüngsten Veröffentlichungen von der Wirtschaftsfront zu: Der Frühindikator der OECD per Berichtsmonat Dezember legte von zuvor 100,2 auf 100,4 Punkte zu. Damit kam es zum zweiten Anstieg in Folge. Eine leichte Trendwende zeichnet sich ab. Der Blick auf den langfristigen Chart verdeutlicht das hohe Niveau, auf dem der Index losgelöst von den Rückgängen seit März 2011 (20 Jahreshoch) oszilliert. Wir überlassen es dem geneigten Leser zu entscheiden, ob die Abwärtsrisiken oder Aufwärtschancen in der Weltwirtschaft derzeit dominieren …

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.3000 - 1.3030 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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