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Moody's verhagelt die Stimmung

14.02.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt am Morgen auf 117 USD je Barrel und notiert damit gut einen US-Dollar tiefer als gestern. Eine steigende Risikoaversion und ein festerer US-Dollar sind für den Preisrückgang hauptverantwortlich. Der jüngste Preisanstieg auf knapp 119 USD je Barrel war ohnehin nicht auf eine Angebotsverknappung, sondern in erster Linie auf externe Faktoren wie einem zunehmenden Risikoappetit an den Finanzmärkten zurückzuführen. Angesichts dessen setzen auch die Finanzanleger verstärkt auf einen steigendenden Brentpreis.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 7. Februar um 4,3 Tsd. auf 88.703 Kontrakte und liegen damit nur noch knapp unter dem Anfang Januar verzeichneten Rekordwert.

Bei Gasöl wurden die spekulativen Netto-Long-Positionen sogar um 10,5 Tsd. auf einen Rekordwert von 75.069 Kontrakte ausgeweitet. Bei einer Eintrübung der Marktstimmung kann es mithin schnell zu einem Abbau dieser Positionen kommen, welches die Preise unter Druck setzt. Die Risikoprämie aufgrund der Iran-Krise dürfte einem stärkeren Preisrückgang allerdings entgegenstehen. So hat Israel den Iran beschuldigt, hinter den gestrigen Bombenanschlägen auf israelische Botschaftsangehörige in Indien und Georgien zu stehen. Dadurch könnte sich auch Indien veranlasst sehen, seine ambivalente Haltung gegenüber dem Iran zu überdenken, zumal der Iran mit Zahlungen für indische Reislieferungen im Verzug ist. Indien gehört zu den wichtigsten Abnehmern für iranisches Öl.


Edelmetalle

Die Ratingagentur Moody’s hat vergangene Nacht das Kreditrating von sechs Ländern der Eurozone, darunter Italien, Spanien und Portugal, herabstuft sowie Frankreich, Österreich und auch Großbritannien mit einem negativen Ausblick versehen. Im Nachgang der Herabstufungen war der US-Dollar unter den Marktteilnehmern als sicherer Hafen stark gefragt und wertete auf, was auch Gold unter Druck brachte. Allerdings sollte es nicht zu einem deutlichen Preisrückgang kommen, da anscheinend um das Niveau von 1.700 USD je Feinunze herum reges Kaufinteresse besteht.

Der Höhenflug von Platin - das Edelmetall hat in diesem Jahr bereits rund 17% zugelegt - könnte vorübergehend unterbrochen sein. Denn zum einen hat der südafrikanische Produzent Impala Platinum damit begonnen, in der Rustenburg-Mine die entlassenen Arbeiter wiedereinzustellen. Die Produktion in der weltweit größten Platinmine soll schnellstmöglich wieder aufgenommen werden. Zum anderen sank gemäß Daten des chinesischen Verbands der Automobilhersteller der Autoabsatz in China, dem weltweit größten Automarkt, im Januar im Vergleich zum Vorjahr überraschend deutlich um 24% auf 1,16 Mio. Einheiten. Dies ist im Wesentlichen auf das Neujahrsfest zurückzuführen, das in diesem Jahr ungewöhnlich früh gefeiert wurde. Dennoch erwartet der Verband für das Gesamtjahr einen Anstieg der Autoverkäufe von 9,5%.


Industriemetalle

Einschätzungen von Chinalco zufolge, dem größten chinesischen Aluminiumproduzenten, dürfte die Aluminiumproduktion im Reich der Mitte in diesem Jahr um 10,5% auf 21,5 Mio. Tonnen ausgeweitet werden. Da der Verbrauch "nur" um 6,6% zulegen soll, übersteigt das Angebot die Nachfrage um 200 Tsd. Tonnen. Die hohe Produktion in China - das Land hat einen Marktanteil von rund 40% - trägt dazu bei, dass der globale Aluminiummarkt überversorgt bleibt. Das Research-Institut Brook Hunt beispielsweise erwartet für 2012 einen Angebotsüberschuss von 1 Mio. Tonnen. Dieser könnte allerdings etwas geringer ausfallen, sollte es aufgrund der niedrigen Preise zu weiteren Produktionskürzungen kommen.

Der weltweit größte Aluminiumproduzent, Rusal aus Russland, sieht in China Potenzial für Produktionskürzungen im Umfang von 1,2 Mio. Tonnen. Das Unternehmen selbst erwägt, in den nächsten 18 Monaten 6% seiner gesamten Produktion (entspricht rund 280 Tsd. Tonnen) zu reduzieren. Beim aktuellen Preisniveau von 2.200 USD je Tonne sind mehr als 25% der weltweiten Produktion unrentabel. Der chinesische Datenanbieter Shanghai Metals Market (SMM) schätzt, dass die marginalen Produktionskosten in China sogar bei umgerechnet 2.500-2.600 USD je Tonne liegen. Die chinesischen Produzenten machen laut SMM aktuell einen Verlust von über 600 CNY je Tonne (rund 95 USD je Tonne).


Agrarrohstoffe

Die gestern veröffentlichten Langfristprojektionen des USDA für die Periode 2012-2021 bestätigten die bereits im Markt kursierende Erwartung, dass die US-Farmer in diesem Jahr eine so große Fläche mit Mais bestellen werden wie seit 1944 nicht mehr. Die prognostizierte Anbaufläche von 94 Mio. Morgen lässt bei einem auf dem langfristigen Trend liegenden Flächenertrag für 2012/13 einen Anstieg der US-Maisproduktion um 16% auf einen Rekordwert von 14,2 Mrd. Scheffel erwarten. Die prognostizierte Rekordernte in 2012/13 soll den Erwartungen zufolge zu einer Verdopplung der US-Lagerbestände auf 1,6 Mrd. Scheffel führen, nachdem diese das Erntejahr auf einem 16-Jahrestief begannen.

Auch Ende 2012/13 dürfte das Lager-Verbrauchs-Verhältnis nur bei 12% liegen und über den Prognosezeitraum wieder auf unter 10% absinken. Auch bei Weizen wird in der Saison 2012/13 mit 56,5 Mio. Morgen das Maximum bei der Fläche über den Projektionszeitraum erwartet, was das US-Lager-Verbrauchsverhältnis nochmals leicht auf komfortable 41% steigen lassen soll. Anreiz zur vermehrten Produktion bei beiden Agrargütern geben die hohen jahresdurchschnittlichen Preise in der noch laufenden Saison, die nach Einschätzung des USDA aber nicht zu halten sein werden. Im historischen Vergleich dürfte das Preisniveau allerdings hoch bleiben - eine Einschätzung, die wir teilen.

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