Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Griechenland ist beordnet - so weit, so gut …

21.02.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.48 Uhr) bei 1.3285, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3183 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 105.95, während EUR-CHF bei 1.2075 oszilliert.

Das Griechendrama zog sich die letzten Monate hin. Einem Akt wurde ein neuer Akt hinzugefügt. Ein wenig Nerven zermürbend war das schon. Es war auch ermüdend. Die Inanspruchnahme des Faktors Zeit hat sich aber schlussendlich gelohnt. Es ist ein umfassendes Paket geworden, das ansatzweise die Qualität einer Überdimensionierung aufweist. Ein Aspekt, der für einen Erfolg wie im globalen Krisenmanagement 2008/2009 zwingend erforderlich ist. Auch das Thema Homogenität seitens der unterstützenden Kräften ist so ausgeprägt wie nie zuvor in der Eurodefizitkrise. Das ist im Hinblick auf die Erfolgsaussichten ermutigend.

(Reuters) - Die Eurogruppe hat sich auf ein zweites Kreditprogramm für Griechenland geeinigt. Das Volumen der öffentlichen Hilfen werde wie im Oktober vereinbart 130 Milliarden Euro vorsehen, erklärte Finanzminister Wolfgang Schäuble am Dienstagmorgen nach stundenlangen Verhandlungen in Brüssel.

Das ist das Basispaket. Es beinhaltet eine Abschirmung bis 2014. und nimmt den Druck aus den Finanzmärkten. Entsprechend ergibt sich für die internationale Realwirtschaft eine deutliche Entspannung der Risikolage und in der Folge ein höheres Wachstumspotential mit entspannenden fiskalischen Konsequenzen zyklischer Qualität (strukturell hat Eurozone schon viel geleistet).

Es ist übrigens interessant, dass unsere "Freunde“ von der FT diesen Plan gleich mit Skepsis begleiten und nahezu alle Annahmen und Maßnahmen in Frage stellen. Nun denn, irgendwie müssen die spekulativen Positionen an den Märkten gegen Kontinentaleuropa ja auch verteidigt werden.

Die privaten Gläubiger müssten einen höheren Abschlag als ursprünglich vorgesehen hinnehmen, und zwar von 53,5 Prozent auf den Nennwert der ausstehenden Anleihen statt 50 Prozent. Es ist begrüßenswert, dass der private Sektor Verantwortung trägt. Es darf als Respekt gegenüber den gewährten Hilfen 2008-2009 gewertet werden.

Die nationalen Notenbanken sollen zudem Gewinne aus griechischen Staatsanleihen bis 2020 den Mitgliedstaaten ausschütten, die es wiederum zur Schuldentilgung Griechenlands weitergeben können. Dies werde den Schuldenstand um 1,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts senken.

Auch dieser Schritt ist zu begrüßen. Die EZB verletzt damit nicht ihren rechtlichen Status. Sie belegt damit aber gleichzeitig eine hohe Solidarität gegenüber der gesamten Eurozone. Wir haben immer wieder darauf verwiesen, dass die Eurozone in der Gesamtheit bezüglich Neuverschuldung, Gesamtverschuldung als auch Reformpolitik das Paradepferd im Vergleich zu USA, Japan und UK ist. Paradepferde müssen aber auch geschützt und nicht geopfert werden. Diesbezüglich ist das Verhalten der EZB schlüssig. Danke!

Darüber hinaus werde die Verzinsung für die Hilfskredite an Griechenland aus dem ersten Rettungspaket auf 150 Basispunkte über dem Euribor gesenkt. Diese Maßnahme ist weise und sie ist geboten. Griechenland hat nicht die Möglichkeit zur Bewältigung der Krise, die eigene Währung abzuwerten. Um den Reformprozess erfolgreich zu gestalten, bedarf es von daher eines anderen Ventils, genau dieser Stellschraube niedriger Zinsen, die andere Problemländer wie beispielsweise Schweden 1992 nicht hatten.

Wir begrüßen auch, dass der gesamte weitere Ablauf der Hilfen eng mit Kontrollen der Troika begleitet wird. Damit wird Griechenland die entscheidende Hand gereicht, sich von den Kräften zu befreien, die dieses Land in die Krise führten. Die "Eliten! Griechenlands waren nur im Nehmen elitär. Das gilt es zu ändern!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.2940 - 1.2970 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"