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Die EU-Staatsschuldenkrise meldet sich zurück

17.04.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steht weiter unter Druck und fiel am Morgen auf ein 2-Monatstief von 118 USD je Barrel. WTI konnte sich dem Abwärtssog dagegen entziehen und auf 103 USD je Barrel steigen. Neben besser als erwartet ausgefallenen US-Einzelhandelsumsätzen dürfte die Meldung dazu beigetragen haben, dass die umgekehrte Seaway-Pipeline schon am 17. Mai und damit zwei Wochen vor dem ursprünglichen Plan in Betrieb genommen werden soll. Diese erlaubt den Transport von Rohöl vom Lagerort in Cushing zur US-Golfküste. Damit dürfte sich das Überangebot im Mittleren Westen verringern und eine Annäherung des WTI-Preises an den Brentpreis ermöglichen.

Kurzfristig könnte sich der Preisabstand allerdings noch einmal vergrößern, da die Lagerbestände in Cushing dank der Schieferölproduktion in Nord-Dakota und der Importe aus den Ölsandfeldern Kanadas in den kommenden Wochen auf ein Rekordniveau steigen dürften. Aufschluss hierüber können die API-Lagerdaten geben, welche heute Abend veröffentlicht werden. Die negative Marktstimmung und das physische Überangebot dürften die Ölpreise weiter belasten. Zudem kehren die Finanzanleger dem Ölmarkt den Rücken. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent sind in der Woche zum 10. April auf ein 7-Wochentief gefallen, bei WTI auf den niedrigsten Stand seit fast 4 Monaten.

Argentinien steht kurz davor, das Energieunternehmen YPF zu verstaatlichen, welches zum spanischen Ölkonzern Repsol gehört. Dadurch werden einmal mehr die politischen Risiken für internationale Ölgesellschaften deutlich. Dies dürfte deren Investitionsbereitschaft beeinträchtigen und die Erschließung neuer Ölvorkommen erschweren, was langfristig für höhere Preise spricht. In Argentinien wurden größere Schieferölvorkommen entdeckt.

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Edelmetalle

Die Staatsschuldenkrise in der Eurozone rückt wieder mehr und mehr in den Mittelpunkt des Marktinteresses. So sind die Renditen 10-jähriger spanischer Staatsanleihen gestern über die Marke von 6% gestiegen. Da Griechenland, Irland und Portugal nicht weit von dieser Marke Finanzhilfen erhielten, wächst die Befürchtung, dass auch Spanien den Rettungsschirm in Anspruch nehmen muss. Auch könnte das Investoreninteresse für die bevorstehende Ausgabe neuer Schuldtitel geringer ausfallen, was die Stimmung zusätzlich belasten würde. Am Wochenende steht zudem die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahlen an, bei der sich ein Machtwechsel andeuten könnte.

Der Herausforderer Hollande hatte bereits angekündigt, den europäischen Fiskalpakt neu verhandeln zu wollen, was ebenfalls zu vermehrter Unsicherheit führen könnte. Es überrascht daher, dass Gold nach wie vor nicht vom Anstieg der Risikoaversion und der wachsenden Unsicherheit profitiert, sondern heute Morgen weitgehend unverändert bei rund 1.650 USD je Feinunze handelt. Dies dürfte sich aber noch eine Zeit lang so fortsetzen, da der US-Dollar derzeit als sicherer Hafen profitiert und aufwertet und damit den Goldpreis belastet. Für Unterstützung könnte allerdings die überraschende Zinssenkung in Indien sorgen, wodurch die bislang schwache Goldnachfrage im bis vor kurzem größten Goldkonsumentenland anziehen könnte. Mittel- bis langfristig sollte sich die Eigenschaft der wertstabilen Anlage durchsetzen und Gold seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen.


Industriemetalle

Die zwischenzeitliche Erholung nach dem schwachen Wochenauftakt währte nur kurz und die Metallpreise gaben im weiteren Handelsverlauf gestern erneut nach. Auch heute Morgen überwiegen die negativen Vorzeichen. Technisch betrachtet bleibt die Situation an den Metallmärkten angeschlagen und die Preise dürften zunächst weiter unter Druck stehen. Für die Metalle von Interesse sind US-Konjunkturdaten, die heute Nachmittag veröffentlicht werden. Neben der Industrieproduktion dürften vor allem die Daten zum US-Häusermarkt Beachtung finden. Denn die USA sind neben China der wichtigste Importeur für Metalle und der Bausektor der größte Verbraucher von Metallen.

Die US-Investmentbank JPMorgan hat bei der US-Börsenaufsicht SEC die Zulassung eines börsengehandelten, physisch gedeckten Kupfer-ETFs beantragt. Damit könnte neue Dynamik in den bereits vor 1½ Jahren angestoßenen Prozess kommen. Im Dezember 2010 hatte der Fondsanbieter ETF Securities als erster einen physisch hinterlegten ETF auf Kupfer eingeführt. Dieser ist bislang allerdings nur auf verhaltenes Investoreninteresse gestoßen und hat lediglich gut 6.600 Tonnen Kupfer gekauft. Dem ETF von JPMorgan wird ein Potenzial von bis zu 60 Tsd. Tonnen zugestanden. Damit würde eine neue reale Nachfragekomponente entstehen, die Auswirkungen auf den Kupferpreis haben könnte.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis fiel gestern um 4,3% und handelt am Morgen bei weniger als 88 US-Cents je Pfund auf dem tiefsten Stand seit Dezember. Verantwortlich hierfür waren sowohl Anzeichen einer schwächeren Nachfrage nach US-Baumwolle sowie verbesserte Ernteaussichten aufgrund von erwarteten Regenfällen im wichtigsten Anbaugebiet Texas. Nach einem Bericht des USDA kam es in der Woche zum 5. April zu einer Netto-Reduktion bei Baumwollexporten von 39,8 Tsd. Ballen, was den zweiten Exportrückgang bei US-Baumwolle in Folge darstellt. Dies könnte auch mit dem schwächer als erwartet ausgefallenen BIP-Wachstum des weltgrößten Baumwollverbrauchers China im abgelaufenen Quartal zusammenhängen.

Derweil werden laut dem China National Grain and Oils Information Center die Sojabohnenimporte durch höhere Verarbeitungsmargen in diesem Jahr deutlich höher ausfallen als die vom USDA geschätzte Menge von 55 Mio. Tonnen. Dies könnte die durch die niedrigere Produktion in Südamerika reduzierten weltweiten Lagerbestände weiter absinken lassen und den in diesem Jahr bereits stark gestiegenen Sojabohnenpreis weiter unterstützen. Mit einem Anstieg um 19% weisen Sojabohnen unter den Rohstoffen die stärkste Preisentwicklung in diesem Jahr auf. China ist mit einem Anteil von gut 60% an den weltweiten Importen der weltgrößte Importeur von Sojabohnen.




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