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Preiserholung an den Rohstoffmärkten nicht nachhaltig

18.04.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die beiden wichtigsten börsengehandelten Ölpreise bewegen sich derzeit höchst unterschiedlich. Während der WTI-Preis seit Wochenbeginn um knapp 2 auf 104,5 USD je Barrel zulegen konnte, ist der Brentölpreis um 3 USD auf 119 USD je Barrel gefallen. Dies ist auf die unterschiedlichen Einflussfaktoren zurückzuführen. Der Brentölpreis wird durch das Wiederhochkochen der Staatsschuldenkrise in der Eurozone, den daraus resultierenden Anstieg der Risikoaversion und den Rückgang der Risikoprämie belastet, da es in der Iran-Krise zuletzt leichte Zeichen der Entspannung gegeben hat.

Der WTI-Preis wird dagegen stärker durch US-Faktoren beeinflusst. Hier deuteten die letzten Konjunkturdaten auf eine Verbesserung der Nachfrageperspektiven hin. Zudem dürfte ab Mitte Mai und damit zwei Wochen früher als geplant der Transport von Rohöl vom Mittleren Westen an die US-Golfküste über eine Pipeline möglich sein. Mit der Aussicht auf einen Abbau des lokalen Überangebots verringert sich auch die Notwendigkeit des massiven Preisabschlags von WTI gegenüber Brent.

Kurzfristig besteht dieses Überangebot fort, was gegen eine weitere Einengung der Preisdifferenz spricht. Wie die gestrigen API-Daten zeigten, sind die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um weitere 3,4 Mio. Barrel gestiegen. Die Lagerbestände in Cushing wurden um 581 Tsd. Barrel aufgebaut und liegen damit nur noch 1,2 Mio. Barrel unter dem vor knapp einem Jahr verzeichneten Rekordniveau. Die DOE-Daten dürften heute ein ähnliches Bild zeichnen.

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Edelmetalle

Gold kam gestern kurzzeitig stark unter Druck und verlor innerhalb weniger Minuten 20 USD auf 1.635 USD je Feinunze. Die Verluste konnten allerdings wieder komplett aufgeholt werden, so dass Gold heute Morgen weitgehend unverändert bei gut 1.650 USD je Feinunze handelt. Ein Vertreter des indischen Wirtschaftsministeriums hatte sich negativ über die Goldnachfrage im bis vor kurzem weltweit größten Goldkonsumentenland geäußert. Offensichtlich möchte man in Indien den Goldpreis schwach reden, da hohe Importe das Leistungsbilanzdefizit ausweiten.

Aus diesem Grund wurden bereits die Einfuhrsteuern auf Gold verdoppelt, was zu einem dreiwöchigen, landesweiten Streik der Goldschmuckhändler führte. Allerdings könnte die Nachfrage demnächst merklich anziehen, da in der nächsten Woche mit "Akshaya Tritiya" einer der höchsten hinduistischen Feiertage bevorsteht. Industriekreisen zufolge werden hohe Goldabsätze erwartet, u.a. da sich im Zuge des Streiks Nachfrage aufgestaut hat. Traditionell wird in Indien an den Feiertagen viel Gold und Schmuck verschenkt. "Akshaya Tritiya" ist nach "Dhanteras" der zweitwichtigste Feiertag in Indien.

Wie Daten der New Yorker Warenterminbörse COMEX zeigen, sind die börsenregistrierten Silberbestände in der letzten Woche auf 141,59 Mio. Unzen und damit den höchsten Stand seit mindestens September 1997 gestiegen. Dies deutet auf ein aktuell reichhaltiges Angebot am globalen Silbermarkt hin und dürfte deutlich steigenden Preisen zunächst entgegenstehen.


Industriemetalle

An den Metallmärkten kam es gestern letztendlich doch zu einer Erholungsbewegung. Diese wurde durch feste Aktienmärkte, eine gelungene spanische Anleiheauktion und eine Aufwärtsrevision der globalen Wachstumsprognose durch den IWF getragen und könnte die Preise auch in den nächsten Tagen noch unterstützen. Allerdings erachten wir die Erholung als nicht nachhaltig, da im Zuge des Wiederaufflammens der Staatsschuldenkrise in der Eurozone generell die Risikoaversion steigt und die Unsicherheit wächst. Zudem sind in China im März die Hauspreise in 37 von 70 Städten im Jahresvergleich um bis zu 9% gefallen, was auf eine weitere Abkühlung des Wirtschaftswachstums im Reich der Mitte im laufenden Quartal hindeutet.

Wie gestern veröffentlichte Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) zeigten, wiesen die globalen Blei- und Zinkmärkte in den ersten beiden Monaten des Jahres einen Angebotsüberschuss auf. Während sich dieser im Jahresvergleich im Falle von Blei moderat ausgeweitet hat, wurde er bei Zink reduziert. Die nach wie vor hohen Überschüsse, gepaart mit vor allem bei Zink sehr hohen LME-Lagerbeständen - diese liegen mit gut 912 Tsd. Tonnen auf dem höchsten Stand seit 17 Jahren -, sollten aus fundamentalen Gründen steigenden Preisen im Wege stehen. Die ILZSG geht für dieses Jahr von einem Marktüberschuss bei Blei von 97 Tsd. Tonnen und bei Zink von 135 Tsd. Tonnen aus.


Agrarrohstoffe

Gestern veröffentlichte das USDA einen Tag später als üblich seinen wöchentlichen Crop Progress Report. Regenfälle in den Hauptanbauregionen im Mittleren Westen der USA haben die bisher überdurchschnittlich schnell verlaufende US-Maissaat etwas verlangsamt, jedoch liegen die US-Farmer aufgrund warmer Bodentemperaturen bis jetzt deutlich vor ihren typischen Anbauplänen. Demnach wurden zum 15. April bereits 17% der US-Maisernte eingesät. Vor einem Jahr betrug dieser Wert erst 5%, was auch dem 5-jährigen Durchschnitt entspricht. Weiterhin gab das USDA bekannt, das sich 64% des US-Winterweizens in gutem bis exzellentem Zustand befinden und damit deutlich mehr als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre, welcher bei 50% liegt. Dies lässt gute Ernteerträge erwarten.

Weit weniger positive Meldungen gibt es hingegen für den Getreideanbau in Deutschland zu vermelden. Wie der Deutsche Bauernverband DBV gestern in einer Erklärung berichtete, wurden etwa 660 Tsd. Hektar an Wintergetreide durch Frost im Februar geschädigt. Einige Landwirte müssen daher bis zu 70% ihrer Bestände umbrechen und neu einsäen. Betroffen sind laut DBV vor allem die Winterweizen- und Wintergerstebestände, die keine ausreichende Winterfestigkeit aufwiesen. Weiterhin bereitet vielen Landwirten die derzeit herrschende Trockenheit zusätzliche Sorgen, da hierdurch weitere Schäden drohen.




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