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Alle Augen sind auf Spanien gerichtet …

19.04.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.30 Uhr) bei 1.3115, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3059 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 106.80, während EUR-CHF bei 1.2025 oszilliert.

Aufgrund der Nachrichtenarmut am gestrigen Tage widmen wir uns heute den Einlassungen von Herrn Weidmann. Der Bundesbankpräsident äußerte sich ausführlich zu seinen Ansichten bezüglich der Rolle der EZB bei der Bekämpfung der Euro-Krise.

"Wir sollten nicht immer den Weltuntergang ausrufen, wenn die langfristigen Zinsen eines Landes zeitweilig über sechs Prozent steigen"

Den Weltuntergang auszurufen ist sehr drakonisch. Dennoch warnen wir vor den Ansteckungseffekten, die von Griechenland schon auf Spanien und Italien übergesprungen sind. Wir gehen nicht davon aus, dass dies die letzten Länder sein werden, die in den Fokus aggressiver Spekulation rücken werden, falls sich das Modell "Spekulation gegen die Eurozone“ als gewinnträchtig erweist.

"Das ist auch ein Ansporn für die Politik in den entsprechenden Ländern, ihre Hausaufgaben zu machen und durch eine Fortsetzung des Reformkurses Vertrauen zurückzugewinnen. Gleichzeitig werden die Länder damit ihrer Verantwortung für die Währungsunion gerecht. Hier sind nicht immer zuerst Dritte gefordert.“

Die Reformländer haben die stringentesten Einsparungen ihrer Historie vereinbart und teilweise schon umgesetzt. Dieser Kurs verdient Unterstützung durch die Kernstaaten der EU.

Es sei deshalb nicht Aufgabe der EZB Spanien mit der Notenpresse zu helfen, zum Beispiel durch die Wiederaufnahme ihrer umstrittenen Staatsanleihenkäufe oder durch neue langfristige Kredite für die Banken. "Ich glaube, dass sie keinen Kollegen im EZB-Rat finden, der der Auffassung ist, dass das Eurosystem dazu da ist, ein bestimmtes Zinsniveau für ein bestimmtes Land sicherzustellen".

Die Refinanzierung gilt für Euroländer ab einem Zinsniveau von 6% als nicht dauerhaft tragbar. Deshalb kann es auch nicht darum gehen, notwendige Reformen in den Defizitländern durch Subventionierung durch die EZB auszusetzen. Es geht darum, den öffentlichen Fokus von diesen Ländern zu nehmen, damit die Konsolidiertung der Defizitziele nicht durch Spekulation konterkariert wird.

"Ich sehe keinen Anlass für eine Diskussion über einen dritten Langfristtender".

Wir stimmen zu - die aktuelle Krise ist keine Liquiditäts-, sondern eine Vertrauenskrise …

"Wenn eine Bank nur noch von der Notenbank lebt, dann fehlt wohl ein tragfähiges Geschäftsmodell. Es ist Aufgabe der nationalen Behörden, solche Banken zu restrukturieren oder abzuwickeln."

Zu Beginn der Krise wurden die Banken von der Politik angehalten, keine Staatsanleihen abzustoßen. Der in der Folge aufkommende Druck auf die Bilanzen durch Abschreibungen ist daher die logische Folge. Lebt eine Bank ausschließlich vom Tropf der EZB, muss sie selbstverständlich ihre Geschäftsfelder auf den Prüfstand stellen.

"Es erfüllt mich mit Sorge, dass über eine Aufweichung des Mandats gesprochen wird ... Wir sorgen für stabiles Geld, und Preisstabilität ist eine Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum."

Ein Kandidat versucht im Endstadium seines Wahlkampfs zu punkten ...

Gestern sprachen wir im Forex Report von dem Heer der konjunkturellen Bedenkenträger. Diese Marktteilnehmer, aber auch die Optimisten wurden gestern aufgeschreckt von neuen Gerüchten um die spanischen Kreditinstitute. Die Lage einzelner Institute soll aufgrund fauler Kredite so dramatisch sein, dass sich spanische Regierungs- und Zentralbankvertreter für eine direkte Vergabe von EFSF-Krediten an die Betroffenen stark machen.

Dies sind keine günstigen Vorzeichen für die heutige Auktion der spanischen Staatstitel !

Die Iberer begeben neue Titel über Laufzeiten von 2 und 10 Jahren. Nach der zuletzt erfolgreich platzieren Auktion von kurzlaufenden Geldmarktpapieren am Dienstag gilt die heutige Auktion als Lackmustest.

Die CDS Prämien auf die Reformländer entspannten sich gestern Morgen leicht, zogen dann trotz magerer Nachrichtenlage (vielmehr gerade deshalb) im Laufe des Tages wieder an. Risikoaversion kommt zurück in die Märkte – solange sich keine positiven Meldungen verbreiten. Bei nur dünnen Umsätzen zeigte sich EUR/USD robust, sackte nur kurzfristig unter die wichtige 1,3110- Marke und beendete den Tag auf Anfangsniveau um 1,3115.


Kommen wir zu den Daten von Gestern:

Japan veröffentlichte seine Handelsbilanz, die weniger schwach als erwartet ausfiel. Dies ist dem wieder erstarkten Export aufgrund des schwächeren Yen geschuldet.

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Die Leistungsbilanz der Eurozone für den Berichtsmonat Februar fiel mit -1,3 Mrd. EUR moderat aus, nach +3,7 Mrd. EUR (revidiert von +4,5 Mrd. EUR) im Vormonat. Damit bewegt sich der Februar auf dem Niveau der Vormonate.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2980 - 10 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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