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Fallende Preise zum Wochenauftakt

23.04.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise eröffnen die neue Handelswoche mit Abschlägen. Brent fällt auf 118 USD je Barrel, WTI auf 103 USD je Barrel. Zwischen China und den USA scheint es eine Annäherung in wichtigen Streitfragen zu geben. Angeblich ist China bereit, seine Unterstützung für Syriens Staatschef Assad aufzugeben. Dafür kommen die USA China bei der Frage entgegen, inwieweit China seine Ölimporte aus dem Iran zurückführen muss, um von US-Sanktionen ausgenommen zu werden. Dadurch dürfte sich die geopolitische Risikoprämie verringern, welche wir derzeit auf ca. 10 USD je Barrel veranschlagen.

Im ersten Quartal hat China seine Öleinfuhren aus dem Iran aufgrund von Zahlungsstreitigkeiten um 33% gegenüber dem Vorjahr und um 41% gegenüber dem Vorquartal reduziert. Dennoch hat China im ersten Quartal eine Rekordmenge von 70,6 Mio. Tonnen Rohöl importiert, was einem Anstieg um 11% gegenüber dem Vorjahr entsprach. China war also in der Lage, alternative Anbieter zu finden, was angesichts des globalen Überangebotes von gut 1 Mio. Barrel pro Tag nicht verwunderlich ist.

Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 17. April um 2,4 Tsd. auf 161.324 Kontrakte ausgeweitet. Allerdings waren sie in den vergangenen vier Wochen um gut 50 Tsd. Kontrakte gefallen. Von daher fällt der Positionsaufbau kaum ins Gewicht. Es besteht angesichts der geopolitischen Entspannungssignale und der Eintrübung der allgemeinen Marktstimmung vielmehr das Risiko eines weiteren Positionsabbaus in den kommenden Wochen, welcher die Preise belasten könnte. Wir rechnen daher mit einem weiteren Rückgang der Ölpreise.


Edelmetalle

Zum ersten Mal seit drei Wochen haben die spekulativen Finanzinvestoren bei Gold in der Woche zum 17. April ihre Netto-Long-Positionen wieder ausgebaut. Der Aufbau fiel mit +3,2% auf 107,6 Tsd. Kontrakte allerdings sehr moderat aus und hatte zudem keine Auswirkungen auf den Preis. Im Vorfeld diverser Feiertage im Mai erhöht die Goldbörse Shanghai, die größte des Landes, ab Freitag die Margenanforderung für den Futures-Handel mit Gold und Silber. Dies könnte deutlich steigenden Preisen bei diesen beiden Edelmetallen vorübergehend im Wege stehen. Die Erhöhung der Goldreserven der russischen Zentralbank im März um rund 500 Tsd. Unzen (entspricht in etwa 15,5 Tonnen) dürfte im Wesentlichen aus der heimischen Produktion gespeist worden sein und sollte daher keinen Einfluss auf die Preise gehabt haben.

China hat im März Daten der Zollbehörde zufolge 255,4 Tonnen Silber importiert. Dies stellt den höchsten Wert seit sechs Monaten dar und war der zweite Monatsanstieg in Folge. Die Dynamik scheint damit wieder etwas anzuziehen, auch wenn die Silbereinfuhren noch 36% unter dem Vorjahresniveau lagen. Der Silberpreis könnte somit von dieser Seite her wieder etwas Unterstützung erhalten. Zudem hat die COMEX in der vergangenen Woche die Margenanforderung für Silber-Futures gesenkt, was den Kauf von Silber-Futures wieder attraktiver macht. Die Netto-Long-Positionen bei Silber befinden sich mit 12.124 Kontrakten auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Januar.


Industriemetalle

Nach dem freundlichen Ausklang der letzten Handelswoche kommt es zum Wochenauftakt bei den Industriemetallen zu Gewinnmitnahmen. Kupfer z.B. fällt um knapp 2% auf gut 8.000 USD je Tonne. Wie die finalen Daten der chinesischen Zollbehörde zeigen, hat China im März 345,7 Tsd. Tonnen Kupfer importiert und damit 8% weniger als im Februar. Wir hatten bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass das Reich der Mitte in den Monaten zuvor über Bedarf Kupfer eingeführt hat, was sich in gestiegenen Lagerbeständen widerspiegelte. Zudem gab es im März für Importeure keine attraktiven Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai.

Die Dynamik der Importe dürfte in den kommenden Monaten weiter nachlassen. Die im Vergleich zu China höheren internationalen Kupferpreise haben dagegen einige Unternehmen dazu veranlasst, einen Teil ihrer Kupferbestände zu reexportieren. Mit 26,5 Tsd. Tonnen wurde soviel verarbeitetes Kupfer wie seit elf Monaten nicht mehr ausgeführt. Da China aber großer Netto-Importeur von Kupfer ist, sollte dies eher psychologische Wirkung auf den Preis haben.

Im aktuellen Marktumfeld dürfte Kupfer weiter unter Druck bleiben. Auch die spekulativen Finanzinvestoren zeigen sich weiter pessimistisch gestimmt und haben in der Woche zum 17. April ihre Netto-Long-Positionen bei Kupfer um weitere 25% auf nur noch 2,2 Tsd. Kontrakte reduziert. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit 14 Wochen.


Agrarrohstoffe

Die CFTC-Daten zeigen eine zunehmend skeptische Haltung der spekulativen Finanzanleger gegenüber den meisten Agrarrohstoffen. In der Woche zum 17. April wurden in fast allen Märkten entweder die Netto-Long-Positionen deutlich reduziert oder die Netto-Short-Positionen merklich ausgeweitet. Bei Zucker wurden die Wetten auf steigende Preise um fast 37 Tsd. Kontrakte besondes stark abgebaut. Dies markierte bereits den dritten Rückgang der Netto-Long-Positionen in Folge und erklärt wohl auch den stark gefallenen Zuckerpreis in den letzten Wochen, der in der vergangenen Woche ein 11-Monatstief erreichte.

Darüber hinaus gab das USDA letzte Woche bekannt, dass die Zuckerexporte aus Brasilien in der in Kürze beginnenden Saison sowie die Produktion in Thailand steigen könnten. Bei Weizen wurden die spekulativen Netto-Short-Positionen um 10,6 Tsd. auf 51,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Niveau seit Mitte Februar und liegt zudem nur 8% unter dem im Juni 2010 verzeichneten Rekordniveau. Angesichts des bereits hohen Pessimismus der Finanzanleger dürfte das Abwärtspotenzial für die Weizenpreise begrenzt sein.

Bei Sojabohnen kam es hingegen erneut zu einer Erhöhung der Netto-Long-Positionen und damit zu einem neuen Rekordhoch seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Anstieg fiel mit 1,4 Tsd. auf 218,1 Tsd. Kontrakte zwar deutlich geringer aus als in den vergangenen Wochen. Dennoch hat sich bei Sojabohnen ein beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut (Grafik des Tages).

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