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Das Rätsel um die britische Industrieproduktion und die Freunde bei "Markit"

26.04.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1.3225 nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US-Handel bei 1.3175 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 107.35, während EUR-CHF bei 1.2015 oszilliert.

Die britische Wirtschaft verzeichnete im 1. Quartal 2012 eine Rückgang um 0,2% im Quartalsvergleich nach -0,3% per 4. Quartal 2011. Damit ergibt sich laut technischer Definition eine Rezession in Großbritannien. Analysten hatten leichtes Wachstum zwischen 0,1% - +0,2% unterstellt.

Im Jahresvergleich kam es zu einem unveränderten Ergebnis der Wirtschaftsleistung. Nachfolgender Chart bildet die Wirtschaftsleistung im Jahresvergleich ab. Die Tendenz ist eindeutig - sie interessiert erstaunlicherweise trotz klarer Zielverfehlung und massiver öffentlicher Defizite Finanzmärkte nicht einmal peripher. Wie von einer neuen Teflonpfanne perlen negative Nachrichten ab.

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Probleme im britischen Bausektor als auch ausbleibendes Wachstum in der Industrie sind Hintergrund der aktuellen Entwicklung. Hier heißt es aufgemerkt.

Wir haben in den letzten Wochen mehrmals darauf verwiesen, dass bezüglich der Einkaufsmanagerindices seitens des britischen Anbieters Markit Ungereimtheiten erkennbar sind, die sich zu Lasten Kontinentaleuropas und zu Gunsten Großbritanniens auswirkten und weiter auswirken. Werfen wir einen Blick auf die Indices für Deutschland und Großbritannien:

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Deutschland ist laut Markit also in einer markanten rezessiven Entwicklung im produzierenden Sektor, obwohl der IFO Index und der aktuelle Creditreform Index, die viel größere Befragungstiefe als Markit haben, genau das Gegenteil aussagen.

Mehr noch bewegt sich das britische produzierende Gewerbe laut Markit auf solidem Wachstumskurs. Per März 2012 hat sich laut Markit die höchste Wachstumsdynamik seit 10 Monaten in Großbritannien ergeben. Gleichzeitig belegt die Aufschlüsselung des BIP uns, dass es bei der Produktion zu einem Rückgang im Quartalsvergleich um -0,4% nach zuvor -1,3% gekommen ist.

Der aktuelle "BIP-Bericht“ des UK belegt, dass unsere Kritik an Markit sachlich richtig ist. Mit der Veröffentlichung der enttäuschenden deutschen und damit auch europäischen Markit Daten am 22. März 2012 begann die Attacke via CDS auf Spanien.

Markit liefert mit seinen nicht nachvollziehbaren, aber an den Märkten stark beachteten Daten die Begleitmusik für eine aggressive Spekulation gegen die Reformländer der Eurozone, allen voran Spanien. Der unangenehme und scharfe Geruch manipulativer Statistik steht im Raum. Wir sind erstaunt, wie viele "Profis“ sich diesem kritischen Thema widmen.

Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve hat den Erwartungen entsprechend den Leitzins unverändert in der Spanne zwischen 0,00% - 0,25% belassen. Sowohl die konjunkturellen Bedingungen als auch das Ausbleiben einer nachhaltigen Inflationstendenz auf mittelfristiger Basis erlaubten die Fortsetzung der Niedrigzinspolitik bis Ende 2014. Elf der siebzehn Fed-Vertreter sehen keine Zinserhöhung vor 2014.

Wir nehmen diese Sichtweisen zur Kenntnis und diskutieren intern die Verfehlungen der Inflationsprognosen in den USA ...

Der US-Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter enttäuschte gestern nachhaltig. Per Berichtsmonat März kam es zu einem unerwarteten Rückgang im Monatsvergleich um -4,2%. Die Prognose lag bei lediglich -1,3%.

Dieser Indikator ist volatil, da Großaufträge im Transportsektor bestimmende Größe sind. Entsprechend sind vorschnelle Extrapolationen einzelner Monatsergebnisse nicht Ziel führend. Der Blick auf nachfolgenden Chart lässt jedoch leichte Ermüdungserscheinungen in den letzten Monaten erkennen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2980 - 10 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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