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Preise von Fed und Iran bislang wenig beeindruckt

26.04.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

In den Atomstreit mit dem Iran scheint neue Bewegung zu kommen. Angeblich ist der Iran bereit, einen Vorschlag Russlands zu akzeptieren, auf eine Ausweitung des Atomprogramms zu verzichten. Im Gegenzug soll die EU das Ölembargo gegen den Iran aufheben, welches ab dem 1. Juli in Kraft treten soll. Mitte April hatte es erstmals seit 15 Monaten wieder Gespräche zwischen den fünf Vetomächten im UN-Sicherheitsrat plus Deutschland und dem Iran gegeben. Die nächsten Gespräche sind für den 23. Mai geplant.

Eine Annäherung im Atomstreit dürfte zu einem Rückgang der Risikoprämie auf den Ölpreis führen, welche für den Preisanstieg in den ersten beiden Monaten des Jahres hauptverantwortlich war. Denn angesichts des derzeitigen Überangebots von mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag besteht aus fundamentaler Sicht für ein Ölpreisniveau von knapp 120 USD je Barrel kein Anlass. Dies zeigten auch gestern wieder die US-Lagerdaten.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche um weitere 4 Mio. Barrel gestiegen. Etwas höher waren die Bestände zuletzt im Mai 2011 und April 2009. Die Rohölvorräte in Cushing legten ebenfalls um 570 Tsd. Barrel zu. Bis zum Rekordhoch von April 2011 fehlen nur noch 145 Tsd. Barrel. Die Vorräte an Ölprodukten gingen dagegen um 2,2 Mio. Barrel bei Benzin bzw. 3,1 Mio. Barrel bei den Destillaten zurück. Dies war allerdings nicht auf eine höhere Nachfrage zurückzuführen. Im Gegenteil, die Benzinnachfrage liegt derzeit 7,7% niedriger als zu dieser Jahreszeit üblich. Auch die Destillatenachfrage war im Wochenvergleich rückläufig. Der erneute Lagerabbau dürfte somit vor allem auf die anhaltend hohen Exporte zurückzuführen sein.

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Edelmetalle

Die US-Notenbank Fed hat die Leitzinsen wie erwartet unverändert beibehalten und wird diese auch bis mindestens Ende 2014 auf einem außerordentlich niedrigen Niveau belassen. Die Fed projiziert für die USA eine niedrigere Arbeitslosenquote und sieht zugleich etwas höhere Inflationsraten als bisher. Der Fed-Vorsitzende Bernanke betonte, dass die Fed keine höheren Inflationsraten akzeptieren werde, um die Erholung am Arbeitsmarkt zu beschleunigen.

Unsere Volkswirte erwarten daher, dass es zunächst nicht zu einer weiteren quantitativen Lockerung der Geldpolitik ("QE3") in den USA kommen wird. Obwohl insbesondere das letzte Programm der Fed für deutlich steigende Rohstoffpreise sorgte, reagierte der Markt auf die Quasi-Absage für "QE3" relativ gelassen. Gold legt heute Morgen im Zuge eines etwas schwächeren US-Dollar moderat auf rund 1.650 USD je Feinunze zu, die anderen Edelmetalle verzeichnen ebenfalls leichte Gewinne.

Aufgrund eines Datenfehlers beim Datenanbieter Bloomberg kam es nicht zu den von uns am 24. April berichteten rekordhohen Abflüssen bei den Silber-ETFs. Vielmehr wurde der zunächst veröffentlichte Abbau der Bestände von 630 Tonnen auf ein Minus von "nur" 84,5 Tonnen reduziert. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Silber-ETFs befinden sich aktuell dennoch auf einem 3-Monatstief, wodurch dem Silberpreis von dieser Seite her derzeit die Unterstützung fehlt.


Industriemetalle

Kupfer steigt heute Morgen auf ein 2-Wochenhoch von rund 8.250 USD je Tonne. Nachdem der Lagerabbau von Kupfer an der LME in den letzten Wochen ins Stocken geraten war - die Vorräte wurden seit Ende September nahezu ununterbrochen in sechs Monaten fast halbiert, blieben in den letzten vier Wochen jedoch relativ konstant -, könnte er sich demnächst wieder beschleunigen. Darauf deuten zumindest die sog. "gekündigten Lagerscheine" ("cancelled warrants") hin, die gestern auf gut 108 Tsd. Tonnen und damit den höchsten Stand seit mehr als acht Jahren gestiegen sind. Dies entspricht 42% der Kupfervorräte in den LME-Lagerhäusern.

Die gekündigten Lagerscheine zeigen an, wieviel Material aus den Lagerhäusern zur Auslieferung angefordert wird und sind ein Indikator der Nachfrage. Als die gekündigten Lagerscheine zuletzt im März 2004 so hoch waren, kam es zu einer mehrjährigen Hausse des Kupferpreises. Während dieser stieg der Preis von rund 3.000 USD bis Mai 2006 auf fast 9.000 USD je Tonne. Auch wenn fallende Kupfervorräte den Preis in den nächsten Wochen unterstützen könnten, gehen wir in Anbetracht der zahlreichen Risikofaktoren und der hohen Verunsicherung am Markt nicht von deutlichen Preisanstiegen aus. Wie die hohe Volatilität der vergangenen Tage zeigt, sind die Marktteilnehmer uneins über die weitere Entwicklung bei Kupfer. U.E. überwiegen derzeit weiter die Risiken die Chancen.


Agrarrohstoffe

Wachsende Sorgen, dass Frost das Angebot von Sojabohnen aus Argentinien nochmals deutlich reduzieren könnte, ließen den Preis der Ölsaat gestern an der CBOT weiter steigen. Mit 14,94 USD je Scheffel erreichte der Sojabohnenpreis im Handelsverlauf den höchsten Stand seit Juli 2008. Das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World revidierte am Dienstag seine Ernteprognose für Argentinien und erwartet nunmehr eine um 15% niedrigere Produktion. Letzte Woche gab die argentinische Regierung bekannt, dass die Sojabohnenernte des drittgrößten Produzenten- und Exportlandes zu 41% eingebracht wurde, im letzten Jahr waren es zu dieser Zeit bereits 52%.

Im Schlepptau von Sojabohnen konnte auch der Preis für das Konkurrenzprodukt Raps an der MATIF in Paris in den letzten Monaten stark zulegen und mit 514 EUR je Tonne ein 15-Monatshoch erreichen. Die ungünstigen Witterungsbedingungen in der EU dürften zu Ernteausfällen in der weltgrößten Anbauregion für Raps führen.

Am Montag brachen die Preise für Mast- und Lebendrinder deutlich ein, nachdem Spekulationen laut wurden, dass die Nachfrage nach US-Rindfleisch wegen eines aufgetretenen Falles von Rinderwahn in Kalifornien sinken wird. Gestern stiegen die Rinderpreise jedoch wieder an, als aus Japan und Taiwan bekannt wurde, dass die dortigen Importkontrollen für US-Rindfleisch nicht geändert werden.




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