Suche
 
Folgen Sie uns auf:

S&P stuft Spanien von A auf BBB+ herab - Ausblick negativ

27.04.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.43 Uhr) bei 1.3185 nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.3177 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 106.65, während EUR-CHF bei 1.2015 oszilliert.

Spaniens Bonität ist seitens der Ratingagentur Standard & Poors von A auf BBB+ herabgestuft worden. Der Ausblick wurde auf negativ gestellt. Wir nehmen das zur Kenntnis und konstatieren, dass spanische Banken (Cajas) in der Tat Probleme mit Hypothekendarlehen haben. In der Tat kann es sein, dass es nach dem Modell Irland zu öffentlichren Stabilisierungsmaßnahmen
kommen kann.

Wir weisen andererseits darauf hin, dass anders als Großbritannien (AAA) Spanien ein Geschäftsmodell hat. Wir weisen darauf hin, dass die spanischen Defizite in der Waren- und Dienstleistungsbilanz seit 2007 um mehr als 80% reduziert wurden. Dabei spielen steigende Exporte die maßgebliche Rolle. Diese strukturelle Gesundung ist als Ausdruck eines vorhandenen Geschäftsmodells zu werten. Großbritannien kann eine derartige Gesundung nicht ansatzweise vorweisen. Die Staatsverschuldung steht in Großbritannien bei circa 90% des BIP - in Spanien bei circa 70% des BIP. Das UK ist in der Rezession, ebenso wie Spanien.

Natürlich ergab sich gestern Stress für die "Shortpositionen“ auf Kontinentaleuropa. Der letzte Angriff via der Einlaufsmanagerindices des Anbieters Markit (achten Sie bitte auf die Eigentümerstruktur von Markit - hoppla) verpuffte, der Euro stand gestern in der Spitze bei 1.3267. Da müssen andere Geschütze aufgefahren werden. Wie gut, dass die Eigentümerstrukturen der Ratingagenturen so kompatibel mit den Haltern der Shortpositionen auf Kontinentaleuropa sind ...

Werfen wir einen Blick nach Griechenland. Griechenland gewinnt Konkurrenzfähigkeit zurück. Exporte steigen. Das Waren- und Dienstleistungsdefizit wurde seit 2008 um 55% reduziert. Aber mehr noch sind bei den Lohnkosten große Sprünge gemacht worden!

In Griechenland sind die Gehälter in der Privatwirtschaft nach OECD-Berechnungen 2011 um rund ein Viertel eingebrochen. Vollzeitbeschäftigte verdienten im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 12.530 Euro netto weniger als die Hälfte ihrer Kollegen in Deutschland, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Donnerstag mit. Nominal belief sich der Rückgang im Vergleich zum Jahr 2010 auf gut 23 Prozent, inflationsbereinigt sogar auf über 25 Prozent.

Das hoch verschuldete Land befindet sich seit Jahren in einer tiefen Rezession. Ein Ende des Konjunkturtiefs ist nach Ansicht der griechischen Notenbank auch 2012 nicht in Sicht. Das Bruttoinlandsprodukt werde um rund fünf Prozent sinken, sagte Zentralbankchef Giorgos Provopoulos am Mittwoch.

Japan flutet die Märkte weiter. Die Bank of Japan belässt ihren Leitzins in der Bandbreite 0,00% - 0,10%. Quantitativ gibt die Bank of Japan Gas. Das JPY-Angebot wird mächtig erhöht:

  • Das Ankaufprogramm und Kreditprogramm (Geldmarkt) wurde um sechs Monate bis Juni 2013 verlängert. Das Volumen der Ankaufprogramm wurde um 5 Billionen JPY auf 70 Billionen JPY (657 Mrd. Euro) erhöht.

  • Das Ankaufprogramm für Anleihen und weitere Investments (Reits, Trust Funds) wurde um 10 Billionen JPY auf 40 Billionen JPY (375 Mrd. Euro) erhöht. Wir reagieren die Märkte auf das zukünftig erhöhte Angebot - der JPY steigt gegenüber USD und Euro. Anders ausgedrückt tanzt der JPY damit auf dem "Ball Paradox“.


Wenden wir uns den gestern veröffentlichen Wirtschaftsdaten zu:

Der "Economic Sentiment Index“ der Eurozone sank per April deutlich von zuvor 94,4 auf 92,8 Punkte. Die Prognose lag bei 94,2 Zählern. Die Defizitkrise in der Kombination mit hohen Energiepreisen stellt sich als belastender Cocktail heraus.

Open in new window


Die US-Arbeitslosenerstanträge setzten per 21. April mit einem marginalem Rückgang von 389.000 auf 388.000 (Prognose 375.000) negativ Akzente. Seit April hat sich eine Verlagerung von 360.000 auf Werte jenseits der Marke von 380.000 ergeben. Hier ist eine Korrelation mit globaler Risikoaversion erkennbar.

Open in new window


Der "Chicago Fed National Activity Index” enttäuschte mit einem Rückgang von +0,07 auf -0,29 Punkte. Damit wurde der schwächste Wert dieses Sammelindex der US-Wirtschaft seit August 2011 markiert.

Open in new window


Positive Akzente setzte der Index der anhängigen Hausverkäufe per März mit einem unerwarteten Anstieg des Index im Monatsvergleich 4,1%. Die Prognose war bei +1,0% angesiedelt. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 12,8%.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2980 - 10 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"