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China liberalisiert den heimischen Goldmarkt

04.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Gute Nachrichten sind gut für den Ölpreis, schlechte derzeit aber offensichtlich auch. Denn schwächere Daten bedeuten auch längere Zeit extrem niedrige Zinsen und einen schwächeren US-Dollar. Sowohl WTI als auch Brent verteuerten sich im Zuge dessen auf 3-Monatshochs oberhalb von 82 USD je Barrel. Offensichtlich hat der Preisanstieg über 80 USD eine Reihe von Stop-Losses ausgelöst und viele Anleger, die zuvor abgewartet hatten, dazu bewegt, ihre Positionen bei Rohöl auf- bzw. auszubauen. Zum gestrigen Preisanstieg dürfte auch der militärische Vorfall zwischen Israel und dem Libanon beigetragen haben, welcher angesichts der positiven Stimmung der Anleger am Ölmarkt als zusätzlicher Kaufanlass angesehen wurde. Zwar erfüllte sich die Erwartung eines kräftigen Lagerabbaus in den USA am Abend nicht. Die Rohölvorräte sanken in der Vorwoche laut API lediglich um 800 Tsd. Barrel.

Ein deutlicher Rückgang der Importe wurde durch eine niedrigere Raffinerieauslastung ausgeglichen und somit ein stärkerer Lagerabbau verhindert. Die Produktvorräte stiegen trotz der geringeren Rohölverarbeitung dagegen deutlich an, was auf eine schwächere Endnachfrage nach Benzin und Diesel hindeutet. Dass der Ölpreis dennoch kaum verliert, unterstreicht die derzeit positive Marktstimmung und spricht für einen weiteren Preisanstieg, sobald preistreibende Nachrichten wieder die Oberhand gewinnen. Zunächst muss allerdings der DOE-Lagerbericht verarbeitet werden. Die Erwartung deutlich sinkender Rohöl- und Benzinvorräte könnte ebenfalls enttäuscht werden. So könnte es angesichts hoher Produktvorräte und gesunkener Verarbeitungsmargen bei Benzin zu einem deutlichen Rückgang der Raffinerieauslastung gekommen sein.

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Edelmetalle

Gold kann sich weiter erholen und erreicht heute Morgen zwischenzeitlich Preise von 1.195 USD je Feinunze. In Euro gerechnet handelt er nach wie vor um die Marke von 900 EUR. China hat einen weiteren Schritt zur Liberalisierung seines Goldmarktes unternommen. Wie die chinesische Zentralbank gestern mitteilte, sollen mehr ausländische Banken Gold nach/aus China importieren bzw. exportieren und am Handel an der Shanghaier Goldbörse teilnehmen dürfen. Zudem soll ein Markt für Yuan-denominierte Gold-Derivate aufgebaut werden. Mit den Maßnahmen gewinnt der chinesische Goldmarkt im weltweiten Vergleich an Bedeutung. Das Handelsvolumen an der Goldbörse in Shanghai ist im ersten Halbjahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 59% auf rund 3.175 Tonnen gestiegen.

Vor allem jedoch soll auf diese Weise mehr Gold ins Land gebracht werden, um die lokale Nachfrage zu decken. Trotz der weltweit höchsten Goldproduktion kann die heimische Nachfrage mit der eigenen Produktion nicht befriedigt werden. Die zu erwartende höhere Nachfrage dürfte sich in steigenden Importen niederschlagen und die Goldpreise unterstützen. Darüber hinaus hat die PBoC die Geschäftsbanken des Landes aufgefordert, große chinesische Goldproduzenten in ihrer Entwicklung und bei ihren ausländischen Expansionsplänen finanziell zu unterstützen.


Industriemetalle

Nach dem Höhenflug der vergangenen Tage - Kupfer beispielsweise konnte innerhalb von nur zwei Wochen um 1.000 USD zulegen - scheinen die Metallpreise zunächst eine Verschnaufpause einzulegen. Zwar haben sich die Fundamentaldaten an den Metallmärkten zuletzt verbessert, was sich z.B. in fallenden Lagerbeständen widerspiegelt. Allerdings sind die Preise deutlich stärker gestiegen, als dies die Daten rechtfertigen würden. Die Preise haben sich also bereits teilweise wieder von fundamentalen Faktoren abgekoppelt. Dadurch ist allerdings auch das Korrekturpotenzial merklich gestiegen. Sollte die noch positive Stimmung an den Metallmärkten drehen, könnte es zu einem markanten Preisrutsch kommen.

Der Zinnpreis handelt mit knapp 19.800 USD je Tonne nur unweit seines kürzlich verzeichneten Jahreshochs. Dies stellt zugleich den höchsten Stand seit fast zwei Jahren dar. Wir hatten bereits darauf hingewiesen, dass sich das Angebot am globalen Zinnmarkt einengt, insbesondere aufgrund rückläufiger Exporte aus Indonesien, dem weltweit größten Zinnexporteur (siehe z.B. "Rohstoffe kompakt" vom 26. Juli). Zugleich gehen die Lagerbestände an der LME kontinuierlich zurück. Von ihrem 7,5-Jahreshoch Ende Januar sind sie mittlerweile um 47% auf 14,9 Tsd. Tonnen gesunken. Darüber hinaus befindet sich der Zinnmarkt aktuell in Backwardation und ist daher für Anleger attraktiv. Dies alles trägt zu steigenden Zinnpreisen bei.

Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis hat gestern leicht nachgegeben. Auslöser war die Meldung, dass Russland zunächst keine Ausfuhrbeschränkungen für Getreide beabsichtigt. Angesichts der massiven Ernteausfälle dürfte es auch ohne offiziell verhängten Exportstopp zu einem massiven Rückgang der Exporte und vereinzelten Lieferausfällen kommen. Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass ein derartiger Schritt zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt, um die Inflation einzudämmen.

Der Rohzuckerpreis verlor gestern mehr als vier Prozent und verzeichnete damit den stärksten Tagesrückgang seit zwei Monaten. Starke Regenfälle in Indien haben in den vergangenen Tagen dafür gesorgt, dass der Monsun nur noch zwei Prozent unter dem Durchschnitt liegt. Mitte Juli lag das Regendefizit noch bei 16%. Dies spricht für eine gute indische Zuckerernte in diesem Jahr. Zudem meldet Indien, dass die Lagerbestände zum 1. Juli um 15,6% im Vergleich zum Vorjahr auf 8,9 Mio. Tonnen gestiegen sind. Sie decken damit wieder den Bedarf von vier Monaten.

Der Impuls durch die Wiederaufstockung der Lager dürfte somit allmählich auslaufen. Dagegen wird der langfristigere Ausblick unklarer. Offiziell rechnet die Internationale Zuckerorganisation für 2010/11 mit einem Überschuss in Höhe von 2,5 Mio. Tonnen am Zuckermarkt. Allerdings warnt die ISO vor witterungsbedingten Ernteausfällen in Thailand und China. Der Zuckerhändler Czarnikow ließ bereits verlauten, dass sich ein solcher Überschuss als Illusion erweisen könnte.


Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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