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Euro in Konsolidierung - Wir danken dem DIW und der Börsenzeitung!

05.08.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3165 (07.40 Uhr), nachdem im gestrigen europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3132 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 86.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.45 während EUR-CHF bei 1.3860 oszilliert.

Gestern konnte der Euro sich oberhalb von 1.3200 nicht durchsetzen und konsolidiert damit die Terraingewinne der Vortage. Bisher fallen die Korrekturen in der Aufwärtsbewegung moderat aus.

Ein wesentlicher Hintergrund dieser Tatsache ist darin zu sehen, daß die Aufwärtsbewegung nicht getragen war von dem Aufbau spekulativer Euro-Longpositionen, sondern von dem Abbau allzu opportunistischer Euro-Shortpositionen. Somit ergibt sich hier derzeit kein nennenswerter Abwärtsdruck für den Euro aus der Positionierung heraus. Im Gegenteil besteht eher Potential, daß weitere Euro-Shortpositionen auf dem Altar des Handelsirrtums geopfert werden müssen.

An dieser Stelle danken wir der Börsenzeitung für die Gestaltung der heutigen Titelseite. Zentral lautet die Überschrift eines Artikels "USA vor griechischen Verhältnissen", Untertitel "DIW-Chef verteidigt deutschen Konsolidierungskurs".

Nach Ansicht des Präsidenten des DIW steuern die USA in ihrer Fiskalpolitik auf den griechischen Kurs zu. Lediglich der Weltmachtstaus als auch der Leitwährungsstatus verhindern ein angemessenes Verhaltensmuster der Märkte.

Das sind alles Punkte, die hier seit Monaten thematisiert wurden. Insbesondere in einer Zeit, zu der die Aggressivität der Anti-Eurospekulation ausgeprägt war. Damit stellten wir uns bewußt gegen den obwaltenden Zeitgeist in der Wahrnehmung unserer sachlichen Funktion. Wir bedanken uns an dieser Stelle für die seinerzeitige Nichtwahrnehmung im lauten Medienwald.

Jetzt in einer Phase, da der Trend gebrochen ist, dieses Thema zu belegen, ist übrigens weit weniger sportlich.

Das gilt für Herrn Zimmermann als auch die Börsenzeitung und weitere Medien. Gleichwohl freuen wir uns über diesen Zuspruch aus Berlin als auch aus der Medienwelt und stellen fest, daß Bremen in der Wahrnehmung eben nur ein kleines "gallisches Dorf" ist!

Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für den Dienstleistungsbereich ist per Juli laut finaler Ermittlung von zuvor 56,0 (vorläufige Ermittlung) auf 55,8 Punkte revidiert worden. Im Monatsvergleich stellte sich jedoch ein Anstieg von zuvor 55,5 auf 55,8 Zähler ein.

Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone sanken per Berichtsmonat Juni im Monatsvergleich unerwartet um -0,1%. Die Prognose lag bei +0,1%. Gleichzeitig wurde der Vormonatswert von +0,2% auf +0,6% revidiert, so daß das aggregierte Zweimonatsergebnis besser als unterstellt war. In der Folge stellte sich eine Zunahme im Jahresvergleich um +0,4% ein. Hier wurde ein Anstieg um 0,1% erwartet.

Der beigefügte Chart verdeutlicht die Krisensituation per 2008/2009 und die sich anschließende Erholung, die bisher holprig verlief. Vor dem Hintergrund der aggressiven spekulativen Attacken gegen den Euro im ersten Halbjahr 2010 darf das auch nicht verwundern.

Diese Daten unterstützen die hier thematisierte Erwartungshaltung, daß der Konsumzyklus neben noch anhaltendem Lager- und gerade erst beginnendem Investitionsgüterzyklus eine tragende Rolle im weiteren Konjunkturverlauf spielen werden.

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Der "US-Challenger Report", der Auskunft über die Anzahl betroffener Jobs bei Massenentlassungen gibt, lieferte gestern per Berichtsmonat Juli mit 41.676 nach zuvor 39.358 Jobs keine neuen Erkenntnisse.

Im Monatsvergleich kam es zu einem Anstieg um 5,9%. Aussagekräftiger ist hier jedoch der Jahresvergleich, der einen Rückgang bei den betroffenen Jobs um -57,2% verzeichnet. Letzteres darf als Ausdruck einer Stabilisierung des US-Arbeitsmarkts interpretiert werden, mehr nicht.

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Der "ADP Employment Report", der Auskunft über die private Beschäftigungslage in den USA gibt, läßt sich in die identische Richtung des "Challenger Reports" interpretieren. Wir thematisieren Stabilität und nicht Aufschwung am US-Arbeitsmarkt.

Per Juli ergab sich ein laut dieser Untersuchung ein Beschäftigungsaufbau in der Privatwirtschaft in der Größenordnung von 42.000 Jobs nach zuvor 19.000 Anstellungsverhältnissen (revidiert von 13.000).

Der beigefügte Chart von Reuters verdeutlicht die Begrifflichkeit Stabilität auf nachhaltig ermäßigtem Niveau. Bei der US-Situation ist zu berücksichtigen, daß dieses Land unverändert von einem Bevölkerungswachstum geprägt ist. Diesbezüglich liefert selbst ein leichter Aufbau der Beschäftigung keine wirkliche Entspannung.

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Der ISM-Dienstleistungsindex per Juli setzte gestern einen positiven Akzent im US-Datenpotpourri. Es stellte sich ein unerwarteter Anstieg von zuvor 53,8 auf 54,3 Punkte ein. Die Prognose lag bei 53,0 Zählern.

Die Subindices lieferten ein gemischtes Bild. Der Geschäftstätigkeitsindex sank von 58,1 auf 57,4 Punkte. Der Auftragsindex legte dagegen von 54,4 auf 56,7 zu, während der Beschäftigungsindex eine Zunahme von 49,7 auf 50,9 Zähler verzeichnete.

Mit einem Indexstand von deutlich über 50 Punkten setzt sich in diesem Sektor solide Expansion fort.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2700-1.2730 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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