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IEA schürt Sorgen vor schwächerer Ölnachfrage

12.08.2010  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis verliert im Zuge schwacher Aktienmärkte und eines deutlich festeren US-Dollar mehr als 3% auf fast 77 USD je Barrel. Zudem schürte die Internationale Energieagentur IEA Sorgen vor einer Abschwächung der Ölnachfrage. Zwar hat die IEA ähnlich wie die US-Energiebehörde EIA ihre Prognosen für die globale Ölnachfrage und das Ölangebot für dieses und nächstes Jahr leicht nach oben revidiert. 2010 soll die globale Ölnachfrage um 1,8 Mio. Barrel pro Tag steigen, 2011 um 1,3 Mio. Barrel pro Tag. Somit deuten die Projektionen der IEA auf eine spürbare Abschwächung der Nachfagedynamik hin.

Zudem wies die IEA explizit darauf hin, dass der für 2011 erwartete Nachfragezuwachs zur Disposition steht, falls das Wirtschaftswachstum geringer ausfällt. Der Bedarf an OPEC-Öl wird von der IEA auf 28,8 Mio. bzw. 29,1 Mio. Barrel pro Tag geschätzt. Derzeit produziert die OPEC bereits 29,2 Mio. Barrel pro Tag. Zu einem deutlichen Abbau der hohen Angebotsüberschüsse, die Reichweite der OECD-Lagerbestände wurde von der IEA per Ende Juni unverändert auf 61 Tage beziffert, dürfte es somit nicht kommen.

Auch der Lagerbericht des US-Energieministeriums fiel wenig erhellend aus. Das DOE berichtete für die vergangene Woche zwar einen Abbau der US-Rohölvorräte von 3 Mio. Barrel, der etwas stärker ausfiel als erwartet. Dieser ist aber nahezu ausschließlich auf niedrigere Ölimporte zurückzuführen. Trotz einer deutlich geringeren Raffinerieauslastung sind die Benzinvorräte leicht gestiegen. Dies erklärt sich mit der deutlich niedrigeren Benzinnachfrage. Diese lag im Durchschnitt der vergangenen vier Wochen 3,2% niedriger als im Vorjahr.


Edelmetalle

Angesichts des festen US-Dollar kann sich Gold sehr gut halten. Der Goldpreis handelt seit gut einer Woche in einer relativ engen Bandbreite um die Marke von 1.200 USD je Feinunze. In Euro gerechnet ist Gold bereits wieder auf 930 Euro je Feinunze gestiegen, den höchsten Stand seit drei Wochen. Unterstützung erhielt der Goldpreis von der Investorenseite. So verzeichnete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern zum ersten Mal seit Ende Juni wieder nennenswerte Zuflüsse: Die Bestände sind um 3 Tonnen gestiegen. Sollte es zu weiteren Zuflüssen kommen, könnte dies das Ende der seit Anfang Juli währenden Konsolidierungsphase bei Gold bedeuten. Mit dem bevorstehenden Start der Feiertagssaison in Indien, dem weltweit größten Goldkonsumenten, erachten wir für Gold Aufwärtspotenzial.

Silber gab dagegen um knapp 2,5% nach und fiel wieder unter die Marke von 18 USD je Feinunze. Seit Jahresbeginn bleibt die Preisentwicklung von Silber damit mehr als 3 Prozentpunkte hinter der von Gold zurück. Dies ist ungewöhnlich, da Silber normalerweise die Bewegung von Gold überproportional nachvollzieht. Zwar sehen wir bei Silber weiterhin Aufholpotenzial. Solange die Konjunktursorgen anhalten, dürfte es Silber allerdings schwer haben, diese Lücke zu schließen.

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Industriemetalle

In Indonesien, dem weltweit zweitgrößten Zinnproduzenten, könnte es zu weiteren massiven Problemen bei der Zinnproduktion kommen. Das indonesische Energieministerium hat offiziell bestätigt, dass die lokale Zinnproduktion in diesem Jahr das angestrebte Ziel von 105 Tsd. Tonnen deutlich verfehlen wird. Vor allem aufgrund von schlechten Wetterbedingungen werden 2010 wahrscheinlich nur rund 85 Tsd. Tonnen Zinn produziert. Da sich die aktuell hohen Niederschläge aufgrund des Monsuns bis in den Oktober hineinziehen sollen, könnte selbst die neue Prognose der indonesischen Regierung noch zu optimistisch sein. Die Situation am globalen Zinnmarkt dürfte sich daher weiter anspannen, da Indonesien der weltweit größte Zinnexporteur ist und die Nachfrage derzeit anzieht.

Zu Angebotsproblemen könnte es demnächst auch am Zink- und Bleimarkt kommen. So wurde gestern die Produktion in einer der weltweit größten Zink-, Blei- und Silberminen, San Cristobal in Bolivien, für Wartungsarbeiten gestoppt. Der Produktionsausfall könnte allerdings länger andauern, da Demonstranten ein Kraftwerk besetzt haben und drohen, die Stromversorgung der Mine zu unterbrechen. Die San Cristobal-Mine stand im letzten Jahr für jeweils 2% der globalen Zink- und Bleiproduktion. Die noch sehr hohen Lagerbestände sollten einen möglichen längeren Produktionsausfall dieser Mine aber auffangen können.


Agrarrohstoffe

Heute veröffentlicht das US-Landwirtschaftsministerium seine aktuellen Angebots- und Nachfrage- sowie Lagerschätzungen für Getreide- und Ölsaaten. Bei Mais und Sojabohnen dürfte es aufgrund der günstigen Anbaubedingungen und des guten Zustands der Ernte zu einer Aufwärtsrevision der US-Ernteschätzungen kommen. Dank einer höheren Exportnachfrage und eines höheren heimischen Bedarfs etwa zur Herstellung von Biokraftstoffen könnte es dennoch zu einer Senkung der zum Ende des Erntejahres erwarteten US-Lagerbestände kommen. Dies dürfte die Preise für Mais und Sojabohnen unterstützen.

Besonders im Fokus sollten aber die Angebotsschätzungen bei Weizen stehen. Der International Grains Council und die FAO haben in der vergangenen Woche ihre Schätzungen für die weltweite Weizenproduktion bereits auf 651 Mio. Tonnen reduziert. In dieser Größenordnung dürfte auch die neue USDA-Prognose anzusiedeln sein, was einer Abwärtsrevision um 10 Mio. Tonnen gegenüber der Juli-Schätzung entsprechen würde. Dies dürfte sich in einem stärkeren Abbau der weltweiten Weizenlagerbestände niederschlagen. Mit 193 Mio. Tonnen lagen diese zu Beginn des Erntejahres allerdings auf einem komfortablen Niveau. Auch hinsichtlich der Exportschätzungen ist das USDA, insbesondere was Russland betrifft, mit 15 Mio. Tonnen deutlich zu optimistisch. Wie das russische Agrarministerium heute mitteilt, dürfte Russland in diesem Erntejahr nicht mehr als 4,5 Mio. Tonnen Getreide exportieren.


DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl, Ölprodukte und Erdgas

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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