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QE-Hoffnungen überlagern Fundamentaldaten

10.09.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die unerwartet schwachen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag geben den Rohstoffpreisen zum Wochenauftakt Auftrieb. Denn damit scheint es nahezu sicher zu sein, dass die US-Notenbank Fed auf ihrer Sitzung in dieser Woche eine weitere quantitative Lockerung der Geldpolitik verkünden wird. Einzig der Ölpreis kann davon kaum profitieren. Dieser handelt am Morgen wenig verändert bei 114,5 USD je Barrel im Falle von Brent bzw. knapp über 96 USD je Barrel im Falle von WTI. Dass der Ölpreis nicht stärker zulegen kann, ist auf die anhaltende Debatte über die Freigabe der strategischen Reserven in den USA zurückzuführen. Zudem macht sich die wirtschaftliche Abschwächung in China mittlerweile auch in den Rohölimporten bemerkbar.

China meldete in der Nacht einen unerwartet kräftigen Rückgang der Rohölimporte im August um 12,5% gegenüber dem Vorjahr auf 18,4 Mio. Tonnen. Gegenüber dem Vormonat fielen die Importe um 15,7% auf 4,35 Mio. Barrel pro Tag, was dem niedrigsten Niveau seit Oktober 2010 entspricht. In den ersten acht Monaten hat China zwar 180,3 Mio. Tonnen Rohöl importiert und damit 7,4% mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Dynamik am aktuellen Rand ist aber rückläufig. So lag die 12-Monatssumme der Ölimporte erstmals seit September 2011 unter der des Vormonats. China war in den letzten Jahren für den Anstieg der weltweiten Ölnachfrage maßgeblich. Somit drohen weitere Abwärtsrevisionen der Nachfrageprognosen. Die drei Ölagenturen veröffentlichen ihre aktualisierten Prognosen morgen und übermorgen. Die QE3-Hoffnungen dürften den Ölpreis dennoch steigen lassen, wenn auch mit angezogener Handbremse.

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Edelmetalle

Gold markierte am Freitag mit 1.742 USD je Feinunze den höchsten Stand seit Ende Februar und hält sich zu Beginn der neuen Handelwoche nur knapp unterhalb von diesem Niveau. In Euro gerechnet steigt das gelbe Edelmetall auf mehr als 1.360 EUR je Feinunze und ist damit nur noch rund 15 EUR vom Allzeithoch vor einem Jahr entfernt. Die jüngste Preisrallye ist im Wesentlichen durch Hoffnungen auf Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken getrieben. So hatte die EZB letzten Donnerstag angekündigt, unbegrenzt Staatsanleihen kaufen zu wollen. Und nach dem schwachen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag könnte auch die US-Notenbank Fed schon in Kürze "QE3" auf den Weg bringen - möglicherweise sogar schon bei ihrer Sitzung diese Woche. Dies dürfte aber mittel- bis langfristig zu erhöhter Inflation und zugleich zu Sorgen über eine Abwertung der Haupthandelswährungen führen.

Davon sollte Gold in seiner Eigenschaft als wertstabile Anlage und alternative Währung profitieren. Wir sind daher überzeugt, dass sich der Goldpreisanstieg weiter fortsetzt. Die physische Goldnachfrage zeigt sich nach wie vor relativ robust. So hat z.B. China im August Daten der Hongkonger Statistikbehörde zufolge mit 75,8 Tonnen 12% mehr Gold aus Hongkong importiert als im Vormonat. Allerdings sind auch die Goldexporte nach Hongkong fast im gleichen Ausmaß gestiegen. Daneben erfreuen sich die Gold-ETFs weiter großer Beliebtheit und auch die spekulativen Finanzanleger setzen verstärkt auf steigende Preise.


Industriemetalle

Kupfer hat heute Morgen zum ersten Mal seit Mitte Mai wieder die Marke von 8.000 USD je Tonne überwunden. Damit setzen sowohl Kupfer als auch die anderen Industriemetalle ihren Aufwärtstrend der vergangenen Woche fort. Der Preisauftrieb kommt dabei in erster Linie von Hoffnungen auf Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken. Neben der Ankündigung der EZB, unbegrenzt Staatsanleihen kaufen zu wollen, könnte auch die US-Notenbank Fed schon in Kürze "QE3" auf den Weg bringen. In China wird der sich abschwächenden Wirtschaft - das Wachstum der Industrieproduktion und der Investitionen in Sachanlagen ist im August weiter gesunken - mit Konjunkturprogrammen entgegengewirkt.

So hat die National Development and Reform Commission (NDRC), die Planungsbehörde Chinas, den Bau von Infrastrukturprojekten für umgerechnet 124 Mrd. EUR freigegeben. Von den rund 500 Mrd. EUR im Jahr 2008 ist das Reich der Mitte damit aber noch weit entfernt. Unbegrenzten Spielraum gibt es für die chinesische Regierung und Zentralbank allerdings nicht. So ist die Inflationsrate im August wie erwartet leicht gestiegen und könnte damit ihren Tiefpunkt durchschritten haben. Zudem sind die Preise am Immobilienmarkt zuletzt ebenfalls angezogen, was die Bereitschaft zu Stimulierungsmaßnahmen dämpfen dürfte. Dass die Kupferimporte Chinas im August im Vormonatsvergleich wieder leicht rückläufig waren und damit auf einem niedrigen Niveau bleiben, spielt heute Morgen an den Märkten keine Rolle.


Agrarrohstoffe

Die CFTC-Daten zur Positionierung der spekulativen Anleger in der Woche zum 4. September bei Kaffee und Kakao bestärken nochmals die Tendenzen der Vorwoche. So erreichten die Netto-Short-Positionen bei Arabica-Kaffee mit 18,6 Tsd. Kontrakten den höchsten Stand seit Mai 2007. Dies könnte den Kaffeepreis, der letzte Woche ein 2½-Monatstief erreichte, weiter belasten. Die Rallye bei Kakao könnte dagegen noch weitergehen. Die Netto-Long-Positionen sind im Vergleich zur Vorwoche um mehr als 50% gestiegen und befinden sich mit 28,3 Tsd. Kontrakten auf einem 18-Monatshoch.

Im Vorfeld des marktbewegenden WASDE-Berichts am Mittwoch wurden die Positionen bei Mais und Sojabohnen aufgestockt. Beide Agrarrohstoffe stehen besonders im Fokus der Markteilnehmer, da sie am meisten von der schlimmsten Dürre in den USA seit 1956 betroffen sind. Die Netto-Long-Position bei Sojabohnen wurden um knapp 2 Tsd. auf 213 Tsd. Kontrakte ausgebaut, die Positionen bei Mais stiegen sogar um knapp 6,5 Tsd. auf 315 Tsd. Kontrakte. Wir glauben zwar, dass eine Senkung der Ernteprognose bei Mais und Sojabohnen auf 10,4 Mrd. Scheffel bzw. 2,6 Mrd. Scheffel schon in den derzeitigen Preisen enthalten ist. Schätzt das USDA dagegen die Lage bei Sojabohnen nach den Regenfällen der letzten Zeit sogar etwas besser ein und verzichtet auf eine weitere Abwärtsrevision, könnte dies die Preise belasten.




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