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Kritischer Blick wandert von Europa nach Amerika

12.09.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.23 Uhr) bei 1.2874, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im amerikanischen Handel bei 1.2855 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 77.88 In der Folge notiert EUR-JPY bei 100.25, während EUR-CHF bei 1.2083 oszilliert.

Nachdem wir unter einer relativ bescheidenen Nachrichtenlage in die Woche gestartet sind, werden wir heute eine regelrechte Nachrichtenflut erleben.Die Entscheidung um den ESM, die Wahlen in den Niederlanden und Veröffentlichungen über eine Bankenunion stehen auf der Tagesordnung. Wir werden im morgigen Forex Report ausführlich darüber berichten.

Diese Nachrichten haben das Potenzial eine wegweisende Richtung aus der Krise zu zeigen. Die Erwartungshaltung ist durchweg pro-europäisch geprägt und kann den Euro kurzfristig in die 1,30-Region bringen, nachdem wir heute morgen bereits kurz die 1,29-Marke im Blick hatten.

Gestern sahen wir ein 18 Wochen-Hoch des Euro gegenüber dem USD. Der Dollar steckt momentan in einer Schwächephase und verlor nachdem die Ratingagentur Moody´s berichtete, sie wolle das AAA-Rating der USA unter Umständen herunterstufen, gegenüber den anderen Hauptwährungen auf breiter Front an Boden. Obwohl die Meldung nicht völlig unerwartet veröffentlicht wurde (bei S&P sind die USA ihr AAA schon länger los), ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung beachtenswert.

Donnerstag kann der Offenmarktausschuss mit einer neuen Runde US-Anleihekäufe dafür sorgen, dass der USD gegenüber dem Euro stärker unter Druckgerät. Ziel dieser Maßnahme soll sein, den schwachen Arbeitsmarkt wieder in Schwung zu bringen. Gute Nachrichten sind im Wahlkampf sicher bei Obama gerne gesehen.

Der hohe Schuldenstand macht den USA immer mehr zu schaffen. Und da momentan nicht vorstellbar ist, wie man das Defizit senken kann, droht akut der Verlust der Top-Bonitätsnote. Dieser Schritt ist in unseren Augen nicht nur verständlich, sondern überfällig, wie wir bereits in derVergangenheit häufig erläutert haben.

Die USA sind fern jedweder Reformpolitik oder Einigkeit in strategischen Entscheidungen. Man konnte sich dagegen in allerletzter Sekunde darauf einigen, die Schuldengrenze weiter hochzusetzen, um die Notenpresse heiß laufen zu lassen. Größere politische Einigkeit haben wir in den letzten Monaten nicht wahrgenommen. Und im derzeit anlaufenden Wahlkampf werden viele Versprechungen zur Genesung der Wirtschaft gemacht,deren Einhaltung mehr als zweifelhaft sind.

Wir sind gespannt, ob die Ratingagenturen die Änderungsprozesse (sofern sie überhaupt kommen werden) genau so begleiten, wie sie dieses bei den europäischen Reformländern getan haben. Zur Erinnerung: Viele Reformländer wurden systematisch kurz vor Ramschniveau herabgestuft, nachdem sie schmerzhafte Reformen angestoßen haben und in der Folge in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten.

In diesem Zusammenhang blicken wir auf die US-Datenvon gestern. Das Handelsbilanzdefizit fiel mit -42 Mrd. USD ein wenig kleiner aus als mit -44 Mrd. USD erwartet worden war. Gewohnt defizitär war es trotzdem. Sowohl die Importe (-0,8%) als auch die Exporte (-1%) lagen unter dem Vormonatsniveau. Dies passiertezum ersten Mal seit April und hochgerechnet auf das letzte Jahr nur drei mal.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2490 - 1.2500 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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