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Der Spiegel rührt in der Gerüchteküche - Hebelung des ESM wird ernstes Thema

24.09.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.58 Uhr) bei 1.2950, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im europäischen Handel bei 1.3047 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei101.05, während EUR-CHF bei 1.2105oszilliert.

Der Korrekturmodus setzt sich an den Finanzmärkten fort. Das gilt insbesondere für den Euro. Mit dem Unterschreiten der Marke von 1.30 hat sich das Momentum der Korrektur leicht erhöht. Diese Entwicklung ist wesentlich korreliert mit der verstärkten Diskussion über Spanien als auch Griechenland.

Beginnen wir bei dem Thema Spanien. Der Markt diskutiert, wie das Interventionsmanagement für Spanien umgesetzt wird. Die von Madrid ausgehende Lässigkeit im Zeitmanagement führt an den Märkten zu Ungeduld mit belastenden Folgen für Risikoaktiva als auch den Euro.

Spanien wird laut Wirtschaftsminister Luis de Guindos keinen voreiligen Hilfsantrag zur Finanzierung der Schulden stellen. Spanien werde alles tun, habe dabei aber keine Eile, antwortete de Guindos am Samstag auf die Frage, ob die Regierung in den kommenden Tagen einen solchen Antrag stellen werde.

Trotz zuletzt sinkender Risikoaufschläge auf spanische Staatsanleihen unterstellen die Finanzmärkte, dass Spanien ein Hilfsprogramm der Euro-Partner über den Rettungsschirm ESM beantragen könnte und im Gegenzug dafür seine Sparbemühungen verstärken müsste. Diese spanische Haltung gilt es, vor dem Hintergrund der erneut aufflammenden Diskussion über eine Hebelung des ESM zu bewerten.

Laut Aussage von Staatssekretär Kampeter gegenüber Reuters läuft die Diskussion über die Hebelung des ESM in Europa. Sollte es dazu kommen, ist die Beteiligung des Bundestags politisch und juristisch selbstverständlich. Dabei geht es nichtum eine Ausweitung der individuellen Haftungsgrenzen, sondern um die Beteiligung der Finanzmärkte über partielle Haftungsübernahmen des ESM. Damit ließe sich das Interventionsvolumen des ESM von 500 auf bis zu 2.000 Mrd. hebeln. Dieses erhöhte Volumen wäre geeignet, auch größere Länder, beispielsweise Spanien, dauerhaft abzuschirmen, ohne Schlagkraft und damit Glaubwürdigkeit an den Märkten aufs Spiel zu setzen.

Der zweite Belastungsfaktor für den Euro und Risikoaktiva wurde uns am Wochenende "sportlich“ vom Spiegel geliefert, der bereits in der jüngeren Vergangenheit eine "Euro-Ente“ mit belastenden Folgen für den Euro und die Eurozone lieferte. Wir sind gespannt, wie hoch der Wahrheitsgehalt diesmal ausfällt. Wenden wir uns den "vermeintlichen Fakten“ des Spiegels zu:

Der Spiegel berichtet, dass die Lücke im griechischen Staatshaushalt größer als bislang bekannt sei. Nach vorläufigen Erkenntnissen der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) fehlten der Regierung von Ministerpräsident Samaras circa 20 Milliarden Euro. Das wäre fast doppelt so viel wie zuletzt eingeräumt.

Es gibt bereits eine Reaktion seitens des deutschenFinanzministeriums. Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter hat auf den Spiegel-Bericht über ein noch größeres Finanzloch im griechischen

Haushalt gelassen reagiert. "Es gibt keinen neuen Sachstand", sagte Kampeter der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. "Spekulative Zwischenstände helfen nicht weiter", ergänzte er. Jetzt müsse erst einmal der Bericht der Troika aus Experten von EZB, EU-Kommission und IWF zu Griechenland fertig gestellt werden. Erst dann gebe es verbindliche Daten. Wir pflichten Herrn Kampeter bei und warten ohne hektische Aufgeregtheit auf den Bericht der Troika und diskutieren dabei das Thema Ethik und Moral der Medien.

Wir fragen uns, warum der Spiegel eigentlich nicht die schon vor 18 Monaten von uns thematisierten massiven Verbesserungen der Waren- und Dienstleistungsbilanz der Reformländer aufgriff, die das Thema Target 2 in Kernpunkten vonder Dramatik her entkernten und weiter entkernen. Damit wird das Thema Nord-Südgefälle innerhalb der Eurozone doch weit weniger kritisch, oder?

Heute ist der Target 2-Saldo maßgeblich Ausdruck der Kapitalflucht bedingt durch unangemessene Spekulation und unausgewogene Berichterstattung gegen die Reformländer! Noch einmal, wir haben diese seit Frühjahr 2011 erhältlichen Daten von Eurostat den Medien zur Genüge geliefert!

Dazu liefern wir gerne Fakten:

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Im Hintergrund wird weiter an der Architektur des politischen Gerüsts der Eurozone gearbeitet, um den Stabilitätsansatz in der Eurozone zu gewährleisten, der für die deutsche Politik und Bevölkerung von hervorgehobener Bedeutung ist. Wir begrüßen diese Entwicklung ausdrücklich.

(Reuters) Im Kampf gegen die Schuldenkrise will dieBundesregierung einem Medienbericht zufolge die Position des EU-Währungskommissars stärken. Er solle bei Defizitverfahren gegen Haushaltssünder ein alleiniges Entscheidungsrecht erhalten, berichtete das Magazin "Focus" am Sonntag vorab. Der Vorstoß stehe im Mittelpunkt vonVorschlägen, mit denen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble den EU-Fiskalpakt für mehr Haushaltsdisziplin weiter verschärfen wollten. Demnach soll der Währungskommissar bei Etatentwürfen mit übermäßigem Defizit von den Mitgliedsstaaten Nachbesserungen verlangen können.

Drücken wir es anders aus. Noch mal wird es keinen "Chirac 2004“ oder "Schröder 2004“ geben. Die Tendenzen gehen in die richtige Richtung.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2600 - 1.2630 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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