Gewinnmitnahmen nach zuletzt starken Preisanstiegen
24.09.2012 | Eugen Weinberg
"An Gewinnmitnahmen ist noch keiner gestorben" lautet offensichtlich das Motto unter den Rohstoffmarktteilnehmern in den letzten Tagen. Insbesondere die Ölmärkte aber auch die Metalle leiden unter dem Abgabedruck. Wir halten eine gesunde Konsolidierung und Bereinigung des Marktes nach dem fulminanten Preisanstieg der letzten Wochen für notwendig, auch wegen des etwas überhöhten Anlegerinteresses. Laut CFTC haben die Anleger zuletzt ihre bereits hohen Netto-Long-Positionen weiter erhöht. Trotz der globalen Wirtschaftsschwäche dürften allerdings die Liquiditätsausweitungen seitens der Zentralbanken und die Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung mittelfristig für positive Impulse am Rohstoffmarkt sorgen.
Energie
Eine erhoffte Erklärung für den mysteriösen Preisverfall am letzten Montag liefern die CFTC-Daten nicht. Denn die Großanleger, die wir für den Auslöser des Preissturzes hielten, haben ihre Netto-Long-Positionen sogar noch erhöht. Diese lagen per Dienstag mit rund 192,5 Tsd. Kontrakten auf dem höchsten Niveau seit März. Nichtsdestotrotz glauben wir, dass die Ölpreise auf dem aktuellen Niveau durchaus auch von der fundamentalen Seite Unterstützung bekommen werden.
Auf der Nachfrageseite könnten demnächst die Importe in China positiv überraschen. Dort sind im August die Bestände für Ölprodukte weiter gefallen: Bei Benzin den dritten und bei Diesel sogar den sechsten Monat in Folge. Die jüngste Preiserhöhung an Chinas Tankstellen dürfte die Verarbeitung und damit auch den Importsog für Rohöl verstärken. Auf der Angebotsseite sehen wir gleichzeitig vielerlei Risiken, wobei das verbale Säbelrasseln zwischen Israel und Iran in den letzten Tagen wieder zugenommen hat und die jüngsten Ausschreitungen in Lybien auch die Exporte beeinflussen könnten.
Edelmetalle
Gold kann sich dem allgemein schwachen Marktumfeld der Rohstoffe nicht vollständig entziehen und gibt zum Wochenauftakt ebenfalls moderat nach. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Gewinnmitnahmen nach den zuvor starken Preisanstiegen. In Euro gerechnet hatte Gold am Freitag mit 1.374 EUR je Feinunze fast wieder sein Rekordhoch von vor einem Jahr erreicht. Auch wenn Gold heute Morgen leichte Verluste verzeichnet, sollte das gelbe Edelmetall im aktuellen Marktumfeld stark nachgefragt bleiben. So verunsichern neue Meldungen im Rahmen der Euroschuldenkrise, wonach Griechenland offensichtlich noch mehr Geld fehlt als bislang angenommen. Und die portugiesische Regierung erwägt, die Sparbemühungen zu lockern, nachdem es seit Wochen zu Protesten der Bevölkerung gegen das Sparpaket kommt.
Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 18. September zwar ihre Wetten auf steigende Preise weiter ausgeweitet, allerdings nicht mehr so stark wie noch in der Woche zuvor. Die Netto-Long-Positionen wurden um 5% auf 144,3 Tsd. Kontrakte erhöht, was dem höchsten Stand seit Ende Februar entspricht. Dagegen wurden die Netto-Long-Positionen bei Platin und Palladium nochmals besonders stark ausgebaut. Im Falle von Platin erreichten sie sogar mit 27,7 Tsd. Kontrakten das höchste Niveau seit Beginn dieser Datenreihe im Dezember 2009. Offensichtlich trauen die spekulativen Finanzinvestoren dem "Frieden" in Südafrika nicht.
Industriemetalle
Nach dem starken Preisanstieg von Kupfer in den letzten Wochen - das rote Metall ist seit Monatsbeginn zwischenzeitlich um mehr als 10% gestiegen - haben Marktteilnehmer offensichtlich Gewinne mitgenommen. Zum Wochenauftakt notiert Kupfer rund 1% schwächer bei 8.200 USD je Tonne und damit auf dem tiefsten Stand seit zehn Tagen. Auch die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 18. September schon nicht mehr ihre Netto-Long-Positionen weiter ausgeweitet. In dieser Beobachtungsperiode kam es sogar zu einem leichten Abbau der Netto-Long-Positionen um 0,3 Tsd. auf 17,2 Tsd. Kontrakte. Setzt sich diese Tendenz fort, könnte dies kurzfristig betrachtet Preissteigerungen bei Kupfer entgegenstehen.
Mittel- bis langfristig sehen wir dagegen weiteres Preispotenzial. So berichtete z.B. die International Copper Study Group (ICSG) am Freitag für den globalen Kupfermarkt ein Defizit von 473 Tsd. Tonnen im ersten Halbjahr. Im selben Zeitraum ein Jahr zuvor betrug das Defizit "nur" 131 Tsd. Tonnen. Die Ausweitung des Defizits ist einer im Vorjahresvergleich mit +7,3% stark gestiegenen augenscheinlichen Nachfrage geschuldet, die fast doppelt so hoch ausfiel wie die Angebotsausweitung. Die Nachfragesteigerung ist dabei gemäß ICSG fast ausschließlich auf China zurückzuführen, das Nachfragerückgänge in anderen Regionen/Ländern mehr als ausgeglichen hat. Die jüngste Freigabe von Infrastrukturprojekten dürfte die Nachfrage nach Metallen in China auch weiterhin hoch halten.
Agrarrohstoffe
In der Woche zum 18. September legten die spekulativen Anleger bei vielen Agrarrohstoffen einen gedämpften Preisoptimismus an den Tag. Bei Weizen, Mais und Sojabohnen gingen die Netto-Long-Positionen auf mehrwöchige Tiefstände zurück. Der Preis für Sojabohnen ist auf den niedrigsten Wert seit gut einem Monat gesunken, da befürchtet wird, die zuletzt rekordhohen Preise könnten die Nachfrage empfindlich reduzieren. Das Ölsaaten-Analysehaus Oil World rechnet mit einer um 3 Mio. Tonnen rückläufigen globalen Sojabohnennachfrage in der Saison 2012/13. Dabei dürfte eine verringerte Verfütterung ebenso eine Rolle spielen wie ein geringerer Einsatz zur Biodieselproduktion.
Der Weizenpreis hält sich um die 9 USD je Scheffel, da die heftigen Regenfälle in Argentinien inzwischen zunehmend kritisch gesehen werden und es in Australien zu trocken bleibt. Zudem hält die Uneinigkeit in der russischen Regierung Spekulationen über eventuelle Exportrestriktionen am Laufen.
Bei Arabica-Kaffee setzt noch immer eine Mehrheit der Anleger auf weitere Preisrückgänge, doch wurden die Netto-Short-Positionen erstmals seit sieben Wochen verringert. Der Rückgang um 9,6 Tsd. Kontrakte geht fast vollständig auf einen Abbau der Short-Positionen zurück. Angesichts der Perspektive eines nur kurzfristig entspannteren Angebots an insbesondere hochwertigem Arabica-Kaffee rechnen wir mit anziehenden Notierungen.
Energie
Eine erhoffte Erklärung für den mysteriösen Preisverfall am letzten Montag liefern die CFTC-Daten nicht. Denn die Großanleger, die wir für den Auslöser des Preissturzes hielten, haben ihre Netto-Long-Positionen sogar noch erhöht. Diese lagen per Dienstag mit rund 192,5 Tsd. Kontrakten auf dem höchsten Niveau seit März. Nichtsdestotrotz glauben wir, dass die Ölpreise auf dem aktuellen Niveau durchaus auch von der fundamentalen Seite Unterstützung bekommen werden.
Auf der Nachfrageseite könnten demnächst die Importe in China positiv überraschen. Dort sind im August die Bestände für Ölprodukte weiter gefallen: Bei Benzin den dritten und bei Diesel sogar den sechsten Monat in Folge. Die jüngste Preiserhöhung an Chinas Tankstellen dürfte die Verarbeitung und damit auch den Importsog für Rohöl verstärken. Auf der Angebotsseite sehen wir gleichzeitig vielerlei Risiken, wobei das verbale Säbelrasseln zwischen Israel und Iran in den letzten Tagen wieder zugenommen hat und die jüngsten Ausschreitungen in Lybien auch die Exporte beeinflussen könnten.
Edelmetalle
Gold kann sich dem allgemein schwachen Marktumfeld der Rohstoffe nicht vollständig entziehen und gibt zum Wochenauftakt ebenfalls moderat nach. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Gewinnmitnahmen nach den zuvor starken Preisanstiegen. In Euro gerechnet hatte Gold am Freitag mit 1.374 EUR je Feinunze fast wieder sein Rekordhoch von vor einem Jahr erreicht. Auch wenn Gold heute Morgen leichte Verluste verzeichnet, sollte das gelbe Edelmetall im aktuellen Marktumfeld stark nachgefragt bleiben. So verunsichern neue Meldungen im Rahmen der Euroschuldenkrise, wonach Griechenland offensichtlich noch mehr Geld fehlt als bislang angenommen. Und die portugiesische Regierung erwägt, die Sparbemühungen zu lockern, nachdem es seit Wochen zu Protesten der Bevölkerung gegen das Sparpaket kommt.
Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 18. September zwar ihre Wetten auf steigende Preise weiter ausgeweitet, allerdings nicht mehr so stark wie noch in der Woche zuvor. Die Netto-Long-Positionen wurden um 5% auf 144,3 Tsd. Kontrakte erhöht, was dem höchsten Stand seit Ende Februar entspricht. Dagegen wurden die Netto-Long-Positionen bei Platin und Palladium nochmals besonders stark ausgebaut. Im Falle von Platin erreichten sie sogar mit 27,7 Tsd. Kontrakten das höchste Niveau seit Beginn dieser Datenreihe im Dezember 2009. Offensichtlich trauen die spekulativen Finanzinvestoren dem "Frieden" in Südafrika nicht.
Industriemetalle
Nach dem starken Preisanstieg von Kupfer in den letzten Wochen - das rote Metall ist seit Monatsbeginn zwischenzeitlich um mehr als 10% gestiegen - haben Marktteilnehmer offensichtlich Gewinne mitgenommen. Zum Wochenauftakt notiert Kupfer rund 1% schwächer bei 8.200 USD je Tonne und damit auf dem tiefsten Stand seit zehn Tagen. Auch die spekulativen Finanzanleger haben in der Woche zum 18. September schon nicht mehr ihre Netto-Long-Positionen weiter ausgeweitet. In dieser Beobachtungsperiode kam es sogar zu einem leichten Abbau der Netto-Long-Positionen um 0,3 Tsd. auf 17,2 Tsd. Kontrakte. Setzt sich diese Tendenz fort, könnte dies kurzfristig betrachtet Preissteigerungen bei Kupfer entgegenstehen.
Mittel- bis langfristig sehen wir dagegen weiteres Preispotenzial. So berichtete z.B. die International Copper Study Group (ICSG) am Freitag für den globalen Kupfermarkt ein Defizit von 473 Tsd. Tonnen im ersten Halbjahr. Im selben Zeitraum ein Jahr zuvor betrug das Defizit "nur" 131 Tsd. Tonnen. Die Ausweitung des Defizits ist einer im Vorjahresvergleich mit +7,3% stark gestiegenen augenscheinlichen Nachfrage geschuldet, die fast doppelt so hoch ausfiel wie die Angebotsausweitung. Die Nachfragesteigerung ist dabei gemäß ICSG fast ausschließlich auf China zurückzuführen, das Nachfragerückgänge in anderen Regionen/Ländern mehr als ausgeglichen hat. Die jüngste Freigabe von Infrastrukturprojekten dürfte die Nachfrage nach Metallen in China auch weiterhin hoch halten.
Agrarrohstoffe
In der Woche zum 18. September legten die spekulativen Anleger bei vielen Agrarrohstoffen einen gedämpften Preisoptimismus an den Tag. Bei Weizen, Mais und Sojabohnen gingen die Netto-Long-Positionen auf mehrwöchige Tiefstände zurück. Der Preis für Sojabohnen ist auf den niedrigsten Wert seit gut einem Monat gesunken, da befürchtet wird, die zuletzt rekordhohen Preise könnten die Nachfrage empfindlich reduzieren. Das Ölsaaten-Analysehaus Oil World rechnet mit einer um 3 Mio. Tonnen rückläufigen globalen Sojabohnennachfrage in der Saison 2012/13. Dabei dürfte eine verringerte Verfütterung ebenso eine Rolle spielen wie ein geringerer Einsatz zur Biodieselproduktion.
Der Weizenpreis hält sich um die 9 USD je Scheffel, da die heftigen Regenfälle in Argentinien inzwischen zunehmend kritisch gesehen werden und es in Australien zu trocken bleibt. Zudem hält die Uneinigkeit in der russischen Regierung Spekulationen über eventuelle Exportrestriktionen am Laufen.
Bei Arabica-Kaffee setzt noch immer eine Mehrheit der Anleger auf weitere Preisrückgänge, doch wurden die Netto-Short-Positionen erstmals seit sieben Wochen verringert. Der Rückgang um 9,6 Tsd. Kontrakte geht fast vollständig auf einen Abbau der Short-Positionen zurück. Angesichts der Perspektive eines nur kurzfristig entspannteren Angebots an insbesondere hochwertigem Arabica-Kaffee rechnen wir mit anziehenden Notierungen.