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Übertriebener Preisrückgang bei Palladium

25.09.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt bleibt gefangen in einem Spannungsfeld aus Angebotsrisiken und der Aussicht auf frische Liquidität durch die Zentralbanken auf der einen Seite sowie einer reichlichen Versorgung und zunehmenden Konjunktursorgen auf der anderen Seite. Gestern hatten die letztgenannten preisbelastenden Faktoren die Oberhand, so dass der Brentölpreis wieder unter die Marke von 110 USD je Barrel gefallen ist. Bei dieser Marke scheint allerdings eine Stabilisierung stattzufinden, was auf die erstgenannten preisunterstützenden Faktoren zurückzuführen sein dürfte. Der Ölpreis dürfte bis zu einer Richtungsentscheidung unter Schwankungen seitwärts tendieren, abhängig davon, welche Faktoren gerade stärker im Fokus stehen.

Mittel- bis langfristig dürften die angekündigten geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken den Ausschlag für höhere Preise geben. So hat sich Fed-Präsident Williams dafür ausgesprochen, das bislang auf Hypothekendarlehen beschränkte Anleihekaufprogramm auf langlaufende Staatsanleihen auszuweiten und nicht vor 2014 zu beenden. Die Daten zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger boten ein uneinheitliches Bild. So wurden die Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 18. September um 2,4 Tsd. auf 100,4 Tsd Kontrakte reduziert, während es bei WTI einen nochmaligen Positionsaufbau gegeben hat. Derartige Divergenzen sind in einzelnen Wochen immer wieder mal möglich, sind aber nie von Dauer. Wir gehen davon aus, dass sich der Abbau bei den Netto-Long-Positionen angesichts des Preisrückgangs in der aktuellen Berichtswoche fortgesetzt hat.

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Edelmetalle

Gemäß Thomson Reuters GFMS haben die Goldproduzenten im zweiten Quartal das dritte Mal in Folge Gold zurückgekauft (sog. de-hedging). Das globale Hedge-Buch ist demzufolge von April bis Juni um 188 Tsd. Unzen (6 Tonnen) auf 4,89 Mio. Unzen (152 Tonnen) zurückgegangen. Im ersten Halbjahr summierten sich die Rückkäufe auf 253 Tsd. Unzen (8 Tonnen), einem im historischen Vergleich sehr niedrigen Niveau. Für das Gesamtjahr erwartet Thomson Reuters GFMS Goldrückkäufe in Höhe von 643 Tsd. Unzen (20 Tonnen). Damit entziehen die Goldproduzenten inzwischen deutlich weniger Angebot, nachdem sie in den letzten Jahren durch die Auflösung von Absicherungsgeschäften dies in einem deutlich stärkeren Ausmaß taten und zum Preisanstieg von Gold beigetragen hatten.

Die größten Verluste von allen Rohstoffen, nicht nur unter den Edelmetallen, verzeichnete gestern Palladium mit einem Minus von 4% auf 645 USD je Feinunze. Zwischenzeitlich handelte es sogar mit 636 USD fast auf einem 3-Wochentief. Dies ist erstaunlich, da der Preisanstieg zuvor im Vergleich zu den anderen Edelmetallen bei weitem nicht so stark spekulativ getrieben war. Denn sowohl die spekulativen Finanzinvestoren als auch die ETF-Anleger zeigten sich zuletzt eher zurückhaltend. Offensichtlich halten die Automobilproduzenten komfortable Lagerbestände an Palladium vor und sind derzeit kaum am Markt aktiv. Wir erachten den Preisrückgang bei Palladium als vorübergehend.


Industriemetalle

Der Preis für warmgewalzten Stahl hat gestern zumindest vorübergehend seinen Abwärtstrend gestoppt und ist moderat auf 623,6 USD je Tonne gestiegen. Damit liegt er aber immer noch in der Nähe eines 2½-Jahrestiefs. Anscheinend kommt es in China mittlerweile doch zu Produktionskürzungen. Denn der vom Weltstahlverband berichtete Produktionsrückgang im August von 5% im Vergleich zum Vormonat auf 124 Mio. Tonnen ist neben Westeuropa auch auf das Reich der Mitte zurückzuführen.

Offensichtlich können die immer größer werdenden Verluste - anstatt die Produktion zu kürzen, liefern sich die Stahlhersteller in China seit Monaten einen Preiskampf, um keine Marktanteile zu verlieren - doch nicht mehr aufgefangen werden. Sollte es in China in den kommenden Monaten zu umfangreichen Produktionskürzungen kommen, dürfte dies die Preise unterstützen.

Auch in Deutschland ist die Stahlproduktion im letzten Monat weiter gesunken. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl hatte daher kürzlich ihre Prognose der Stahlproduktion für dieses Jahr auf 42,5 Mio. Tonnen zurückgenommen. Dies entspricht einem Minus von rund 5% im Vergleich zum Vorjahr. Damit steht Deutschland aber immer noch besser da als viele andere Länder. Die Kapazitäten hierzulande sind zu fast 85% ausgelastet. Anlass zu gebremstem Optimismus geben auch die Daten zu den Auftragseingängen, die sich zuletzt stabilisiert haben und über den vergleichbaren Niveaus des Vorjahres liegen.


Agrarrohstoffe

Der rasche Erntefortschritt in den USA lastet weiter auf den Sojabohnenpreisen. Die Notierung für den meistgehandelten Kontrakt mit Fälligkeit November schloss gestern auf einem 6-Wochentief von 1610 US-Cents je Scheffel. Nach Angaben des USDA sind inzwischen 22% der US-Sojabohnenernte eingebracht, verglichen mit 8% im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Gleichzeitig wird erwartet, dass Südamerika mit einer umfangreichen, nun in einigen Gebieten beginnenden, Aussaat die Grundlage für Rekordernten früh im nächsten Jahr legt, was die späteren Kontraktfälligkeiten belastet.

Angesichts der noch immer sehr hohen Preise für Mais und Sojabohnen erwartet Informa Economics für die Anbaufläche 2013 auch in den USA neue Rekordwerte. Die Maisfläche soll nach dem Rekord 2012 noch weiter auf 97,5 Mio. Morgen steigen und einen Produktionsanstieg um 32% gegenüber der durch Dürre dezimierten noch laufenden diesjährigen Ernte erlauben. Auch bei Sojabohnen soll mit 79,9 Mio. Morgen der aus dem Jahr 2009 stammende Flächenrekord deutlich übertroffen werden. Die Produktion daraus könnte 3,45 Mrd. Scheffel erbringen, nach von Informa im laufenden Jahr geschätzten 2,66 Mrd. Scheffel. Auch die Weizenfläche dürfte größer werden. Die Baumwollfläche soll dagegen angesichts der unbefriedigenden Preisentwicklung um 19% zurückgehen.




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