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Konsolidierungsmodus des Euros weiter dominant - EFSF steht …

15.02.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen bei 1.3515 (07.35 Uhr), nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Handel bei 1.3429 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.85, während EUR-CHF bei 1.3095 oszilliert.

Auch gestern setzte sich die Korrektur des Euros fort. Risikoaufschläge für Portugal und Spanien nahmen am Bondmarkt (CDS) zu und verführten den Markt zu einem negativen Sentiment zu Lasten des Euros. Wir nehmen diese „Spielart“ zur Kenntnis und fragen uns, wo die Risikoaufschläge der USA stehen müssten, wenn sachlich analysiert würde ….

Die Qualität der Bewegung ist unverändert als Konsolidierung zu klassifizieren. Bei schwachen Kursen finden sich solide Kaufinteressen. Gleichwohl werden insbesondere gegenüber USD und GBP neue Bewegungstiefpunkte markiert. Gegenüber dem Tiefstkurs vom Wochenbeginn bei 1.3497 ergab sich gestern ein neuer Tiefpunkt bei 1.3429. Bei Eröffnung lag der Euro jedoch nur 30 Stellen unterhalb des gestrigen Niveaus.

Herr Juncker (Eurogruppe) sagte, dass Europa bereit sei, alle notwendigen Maßnahmen umzusetzen, um die Stabilität der Eurozone zu gewährleisten.

Unser O-Ton: Das ist wichtig und das ist gut so. Es ist auch Ausdruck eines Respekts vor sich selbst. Dieser Respekt ist wohl verdient. Europa setzt seit geraumer Zeit Reformen um, die in den USA heute in die Kategorie Wunschkonzert gehören.

Wir würden uns in Bremen freuen, wenn diese positive Sichtweise der reformfreudigen und bereits erfolgreichen Eurozone ganz im Gegensatz zu den USA von ein wenig mehr Kollegen in diversen Finanzplätzen (auch Frankfurt ☺) geteilt würde und die Ohren nicht ganz so intensiv den "Spin Doktoren" aus London und New York lauschen würden. Wie sagte Obama noch in seinem Wahlkampf: "Change!" Genau dieser "Wechsel" des Verhaltensmusters ist für sachlich orientierte Analysten und Volkswirte geboten!

Das Volumen des EFSF wird auf 500 Mrd. Euro angepasst. Das sei eine ausreichende Ausstattung.

Unser O-Ton: Dem stimmen wir zu!

Der Teil des IWF käme dann noch zusätzlich dazu. Die Größenordnung des IWF sei noch nicht festgelegt.

Unser O-Ton: Na, das ist dann ja noch besser.

Fakt ist, dass die Reformen ziehen und bisher positiv überraschten. Damit ist eine aggressive verstärkte Inanspruchnahme ohnehin nur wenig wahrscheinlich! Europa ist auf einem guten Weg!

US Präsident Obama fordert, dass die USA im Rahmen ihrer Möglichkeiten leben sollten.

Unser O-Ton: Das ist eine Binsenweisheit. Diese Erkenntnis hätte der gute Mann bereits bei Beginn seiner Amtszeit haben sollen, oder?

Man müsse die Verantwortung für die Defizite übernehmen.

Unser O-Ton: Das sollte selbstverständlich sein und nicht einer besonderen Hervorhebung bedürfen.

Obama behauptet, dass sein Haushalt die USA auf einen Pfad führen werden, das Budgetdefizit während seiner aktuellen Präsidentschaft zu halbieren.

Unser O-Ton: Hier sagt der Lateiner: "Quod erat demonstrandum" - was zu beweisen wäre! Das Ziel der Reduktion des Defizits auf 5% - 6% des BIP erscheint uns nicht ausreichend. Man sollte sich an europäischen Zielvorgaben orientieren.

Es wird zu Einsparungen kommen, die ihn sehr bekümmern.

Unser O-Ton: Das nehmen wir ihm durchaus ab.

Das gegenwärtige Budget sei eine Anzahlung auf das, was notwendig sei, um die USA auf einen starken fiskalischen Weg zu bringen.

Unser O-Ton: Nun denn, der starke fiskalische Weg ist noch weit entfernt. Fakt ist, dass sich das Defizit bei mehr als 10% des BIP bewegt und alle bisher genannten Pläne und Volumen in der Tendenz einen Tropfen auf einen heißen Stein darstellen!

Vergleicht man die seit November 2009 umgesetzte Reformpolitik der Eurozone, die seit 2. Quartal 2010 erste Wirkungen zeigt, mit den Worthülsen aus Washington per Februar 2011, fällt es schwer, die Finanzgemeinde mit ihrer starken Skepsis gegenüber der Eurozone und der gleichzeitigen "Laissez-faire" Sichtweise für die USA zu begreifen. Hier kommt es zu einer geistigen Spreizung, die als markant eingestuft werden muss oder auch als "antiautoritär" klassifiziert werden kann.


Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Die Industrieproduktion der Eurozone sank per Dezember unerwartet um -0,1%. Die Prognose lag bei einem unveränderten Ergebnis. Die Wetterkapriolen im Rahmen des kalten Dezembers haben dabei eine wesentliche Rolle gespielt. Der Vormonatswert wurde von +1,2% auf +1,4% revidiert, so dass das Zweimonatsergebnis sogar besser als die Konsensusprognose ausfiel.

Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg von zuvor 7,9% (revidiert von 7,4%) auf 8,0%. Die Auftragslage bleibt sehr positiv ausgeprägt, so dass ein in diesem Sektor ein nachhaltiger Trendwechsel nicht auf der Agenda steht.

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Gestern wurde der Frühindikator der OECD veröffentlicht. Per Berichtsmonat Dezember ergab sich ein Anstieg von 102,5 auf 102,8 Punkte. Der Index bewegt sich jetzt nahe den historischen Höchstständen der letzten 20 Jahre. Hier steht weiterhin solide Expansion auf der Agenda.

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Die vorläufigen BIP-Daten des 4. Quartals 2010 liegen für mehrere Euroländer unterhalb der Konsensusprognosen. Ergo ergibt sich heute auch für die erste Schätzung des BIP der Eurozone ein leichtes Enttäuschungspotential.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3210 - 1.3240 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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