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IFO-Index setzt neue historische Höchstmarke - Europas Einkaufsmanagerindices auf Höhenflug...

22.02.2011  |  Folker Hellmeyer
IFO-Index setzt neue historische Höchstmarke - Europas Einkaufsmanagerindices auf Höhenflug - EZB nähert sich dem Thema Fehleinsätzung Wachstum und Inflation …

Der Euro eröffnet heute (07.00 Uhr) bei 1.3590, nachdem Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3708 im europäischen Geschäft markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 113.25, während EUR-CHF bei 1.2875 oszilliert.

Die Unsicherheit bezüglich der Situation in Nordafrika und dem arabischen Raum schürt Risikoaversion. Das gilt maßgeblich für den Aktienmarkt, der bereits gestern unter Druck kam. Das gilt halbherzig für Edelmetalle, die freundlich reagierten, um heute Nacht in Fernost aggressiv "eingefangen zu werden". Silber brach zügig von 34,30 USD pro Unze auf 33,35 USD ein und Gold sank von 1411 auf 1399 USD pro Unze. Na, da wissen einige Fernöstler doch wohl etwas mehr, oder handelt es sich um "professionelles" Preismanagement in dünnen Märkten? Der Euro darf in der Folge auch ein wenig unter Druck kommen. Wir sind beeindruckt.

Die Fundamentaldaten aus der Eurozone setzten gestern durchgehend positive Akzente, die die Klassifizierung nachhaltig verdienen. Sie sind Ausdruck ökonomischer Stärke, die so von den "Profis" der Analysezunft nicht erwartet wurde.

Der deutsche IFO-Index legte von dem bisherigen historischen Höchstwert bei 110,3 Punkten auf einen neuen historischen Höchstwert bei 111,2 Punkten zu. Die Prognose lag bei unverändert 110,3 Zählern.

Die Bewertung der aktuellen Lage war der maßgebliche Katalysator dieses Anstiegs. Hier legte der Index von 112,8 auf 114,7 Punkte zu und markierte damit den höchsten Stand seit vier Jahren. Die Erwartungskomponente verzeichnete eine Zunahme von 107,8 auf 107,9 Indexpunkte. Hier wurde ein neuer historischer Höchstwert markiert.

Wir freuen uns ob dieser Entwicklung, da sie belegt, dass unsere positive Grundhaltung ob der weiteren konjunkturellen Entwicklung bestätigt wird.

Um so erstaunter sind wir, dass unsere Freunde aus London und New York den Aufschwung in Deutschland weiter klein schreiben. So lesen wir bei Moody’s, dass in Kürze die Stimmung drehen wird. Das schreiben unsere Kollegen aus diesen Zentren nun bereits seit circa 12 Monaten in unterschiedlicher Dosierung. Na, das ist doch einmal ein Trackrecord. Ist das die pure "Lust" an der Fehlprognose oder hat das Analyseverhalten vielleicht politische Wurzeln?

Der Chart belegt in eindeutiger Manier, dass der IFO-Index von einem historischen Tief bei weniger als 84,0 Punkten auf ein historisches Hoch bei 111,2 Punkte angestiegen ist (Chart linke Skalierung).

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Damit nicht genug. Gestern wurden die ersten Schätzungen der Einkaufsmanagerindices der Eurozone per Berichtsmonat Februar von „Markit“ veröffentlicht. Diese Zahlen setzten gleichfalls markante und vor allen Dingen unerwartete positive Akzente insbesondere für die gesamte Eurozone und eben nicht nur für Deutschland!
  • So legte der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor von zuvor 55,9 auf 57,2 Punkte zu und erreichte den höchsten Stand seit August 2007. Die Prognose war bei 56,0 Zählern angesiedelt.

  • Der Einkaufsmanagerindex für den produzierenden Sektor nahm von zuvor 57,3 auf 59,0 Punkte zu, dem zweithöchsten Wert seit Beginn der Umfrage Mitte der 90er Jahre. Hier lag die Prognose bei unverändert 57,3 Zählern.

Fakt ist, dass der Aufschwung auch die von der Schuldenkrise geplagten Peripheriestaaten erreicht. Das deckt sich mit unserer These, dass es kein ökonomisches Vakuum gibt. Die günstigen freien Kapazitäten der Reformländer werden nach einer anfänglichen Paralyse schlussendlich adressiert. So funktioniert halt Ökonomie. Laut dem Chefvolkswirt von "Markit" Chris Williamson verringere sich die Kluft zwischen den Spitzenreitern Deutschland und Frankreich und den Ländern am Rande des Währungsraums in der Industrie. Wir verweisen auf unseren Jahresausblick 2011 zum Thema "Reformländer überraschen positiv".

Chris Willamson nimmt sich auch dem Thema Inflation an. Nach Berechnungen von Markit muss die Industrie mit den stärksten Preissteigerungen seit Beginn der Umfrage vor 14 Jahren zurechtkommen. Die Unternehmen leiteten die Preise weiter und hoben die Preise wie nie zuvor an. Das sind übrigens dann Zweitrundeneffekte.

Der deutsche GfK Konsumklimaindex setzte heute am frühen Morgen mit einem nicht erwarteten Anstieg von revidiert 5,8 (zuvor 5,7) auf 6,0 Punkte den nächsten positiven Akzent für die deutsche Konjunktur. Die Prognose lag bei 5,8 Punkten.

Was für ein sensationeller und für den "Mainstream" unerwarteter Datenpotpourri, der uns aus Europa erreicht und mit einbrechenden Aktienmärkten und einem schwächeren Euro "abgefeiert" wird. "Chapeau"!


Kommen wir damit zum Thema Inflation:

EZB-Chefökonom Stark sagte, dass die EZB in der Zinspolitik schnell auf Zweitrundeneffekte reagieren wird. Nach unserer Ansicht sind diese Zweitrundeneffekte zumindest in jugendlichen Ansätzen gegeben.

Sofern Zweitrundeneffekte auftreten, sei die EZB hinter der Kurve. Das ist in der Tat der Fall. Das gilt aber nicht nur für die EZB, sondern für die Fed, die BoE und die SNB gleichfalls. Lediglich in Japan ist die aktuelle Politik noch vertretbar.

Die Wirtschaft hat an Dynamik gewonnen und positiv überrascht. Dem stimmen wir zu. einige wenige Häuser haben das sogar erwartet. Die Preisinflation werde voraussichtlich 2011 oberhalb von 2% liegen und sich dann abschwächen. Den ersten Teil der Aussage teilen wir. Die Risiken für den Inflationsausblick könnten sich verschärfen. Das Zinsniveau zu lang niedrig zu halten, bringe signifikante Risiken mit sich. Dem stimmen wir vollständig zu!

Gestern war das Thema Inflation in der Eurozone und entsprechende Neuausrichtung der EZB noch ein für den Euro unterstützendes Thema. Heute reagiert der Markt nicht mehr in identischer Art und Weise. Arbeiten wir am "Spin"?

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3210 - 1.3240 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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