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Griechische Regierung in Vertrauensfrage bestätigt - Eine Replik auf El-Erian …

22.06.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.40 Uhr) gegenüber dem Euro bei 1.4375, nachdem Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden im asiatischen Geschäft bei 1.4434 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 80.25. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 115.35, während EUR-CHF bei 1.2105 oszilliert.

Die Vertrauensfrage hat der griechische Premier Papandreou mit allen 155 Stimmen (143 Gegenstimmen) seiner Pasok-Partei gewonnen. In der kommenden Woche steht die Abstimmung über das neue Sparpaket an.

Der erste Schritt ist damit getan. Griechenland zeigt, dass es sich dem Ernst der Lage bewusst ist. Der zweite Schritt mit dem Sparpaket steht kommende Woche an. Sofern dieser Schritt erfolgt, dürfte die Risikoaversion an den Märkten deutlich sinken.

Entscheidend ist für einen erfolgreichen Fortgang der Reformpolitiken, dass die Abschirmung nachhaltig ausfällt. Die bisherige Achillesferse ist darin zu sehen, dass die Finanzmärkte alle drei Monate sich erneut spekulativ gegen Griechenland wenden und damit Kapitalflucht und keine Kapitalzuflüsse provozieren. Es kommt also nicht zu einer sachlichen Würdigung der durch die Reformen veränderten Bedingungen, sondern es handelt sich um eine emotionale Verwerfung, die die Traktion der Reformen unterminiert. Diese Erkenntnis ist aus den letzten 18 Monaten zu ziehen, um daraus die notwendigen Rückschlüsse zu ziehen, die schlussendlich nur eine sakrosanktere Abschirmung von opportunistisch aufgestellten Märkten sein kann.

Es handelt sich in Griechenland um das umfassendste Reformwerk, das fiskalische, administrative und deregulierende Elemente beinhaltet. Alle diese Schritte eröffnen mittelfristig ein erhöhtes Potentialwachstum.

Die Erwartungshaltung, dass eine derartige Umgestaltung in 18 Monaten bei gleichzeitigem Dauerbschuss durch Märkte und Ratingagenturen mit aggressivsten Herabstufungen kurzfristig Früchte trägt, ist als ambitioniert zu betrachten.

PIMCO, größter Anleiheinvestor weltweit, prognostiziert Zahlungsausfälle in Europa. El-Erian erwartet nicht nur bei Griechenland, sondern auch bei weiteren europäischen Ländern in den kommenden drei Jahren Zahlungsausfälle. Das darf El-Erian auch erwarten. Ob es so kommt, ist eine andere Frage.

Werfen wir einen Blick auf die Fakten:
  • Spanien hat eine Staatsverschuldung unterhalb von 60% des BIP und reformiert nachhaltig.

  • Irlands produzierender Sektor mit einem Anteil von 25% (D 20%, USA 9%) an der Gesamtwirtschaft wuchs 2010 mit 13% und wächst aktuell weiter aggressiv. Dieser starke Teil der Wirtschaft schafft Stabilität für die Problemfelder Banken und Immobilien. Die Staatsverschuldung per 2011 liegt bei 95% bei einer Schuldentragfähigkeit laut IWF von circa 250% des BIP: Irland setzt aggressive Reformen um.

  • Portugal unterwirft sich einem scharfen Reformprogramm bei einer Staatsverschuldung per 2011 in Höhe von 86% des BIP (D 85%, USA 100%).

  • Europa reformiert seit Ende 2009. Die Neuverschuldung lag 2009 bei 6,3%, 2010 bei 6,0%, laut europäischer Kommission per 2011 bei 4,3% und per 2012 bei 3,5%. Das vergleicht sich mit Werten jenseits der 10% Marke in den USA, Japan und dem UK!

Für die Herausforderungen der größten Krise seit 1929/32 ist das insgesamt, aber auch im Vergleich zu den USA und Japan nicht nur beachtenswert, sondern ein absoluter Erfolg!. Wir bedanken uns für die Geringschätzung der aktuellen Lage und der aggressiven Reformpolitik ….

Der ZEW-Sentimentindex lieferte gestern eine herbe Enttäuschung. Das ist auch nicht verwunderlich - schließlich wurden Finanzexperten befragt.

Der Sentimentindex sank per Juni von zuvor 3,1 auf -9,0 Punkte (Prognose -2,1) und markierte damit den niedrigsten Stand seit Januar 2009 bei -31 Punkten. Zwischen zeitlich gab es schon einmal ein nachhaltiges Fehlsignal per Oktober 2010 bei -7,2 Zählern.

Der Blick auf den Chart ist erhellend. Seit April 2010 sinkt der Index tendenziell. Passt das zu Wachstumsprognosen von 3,4% bis 3,7% per 2011 und dem Gesamtbild per 2010?

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Die Bewertung der aktuellen Lage sank von zuvor 91,5 auf 87,6 Punkte. Diese Bewertung hat im Gegensatz zu dem Sentimentindikator in unseren Augen Aussagekraft. Wir bewegen uns auf den höchsten Niveaus der letzten 10 Jahre. Das passt!

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Wir nehmen die Ergebnisse des ZEW zur Kenntnis und fokussieren uns auf den IFO-Index, wo Unternehmensmanager befragt werden.

Der Absatz bereits zuvor genutzter Wohnimmobilien sank per Berichtsmonat Mai von zuvor 5,00 auf 4,81 Mio. Objekte in der annualisierten Fassung. Die Prognose lag bei 4,80 Mio. Objekten. Eine nachhaltige Erholung ist weiterhin in diesem Segment nicht erkennbar.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.3950 - 1.4500 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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