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QE 2 endet im Juni - QE3 "Light" auf der Agenda!

23.06.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (06.55 Uhr) gegenüber dem Euro bei 1.4305, nachdem Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden im europäischen Geschäft bei 1.4442 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 80.45. In der Folge stellt sich EUR-JPY auf 115.05, während EUR-CHF bei 1.2045 oszilliert.

Der Offenmarktausschuss verändert die Zinspolitik erwartungsgemäß nicht. Der Korridor der Fed Funds bleibt weiterhin bei 0,00% - 0,25%. Das extrem niedrige Zinsniveau werde für eine längere Zeit beibehalten. Damit ergibt sich ein erheblicher Unterschied zu der Politik der EZB, die von einer Normalisierung geprägt ist. Die Einlassungen von EZB-Direktoriumsmitglied Stark sind diesbezüglich eindeutig. Herr Stark (EZB) sagte, dass die EZB beginne, das Zinsniveau anzupassen. Ebenso werden die Liquiditätsmaßnahmen sukzessive zurückgeführt. Diese Divergenz ist Ausdruck unterschiedlicher Konjunkturverläufe trotz Reformländern einerseits und andererseits einem unterschiedlichem Auftrag der jeweiligen Zentralbanken. Das Stabilitätsthema wird von der EZB belegt. Bezüglich der Fed sind die Gedanken frei.

Das "QE2-Program" läuft per Ende Juni aus. Rückzahlungen aus diesem Portfolio werden wieder reinvestiert. Hier zeigt sich das Programm "QE3 Light". Der Status der akkomodativen Politik wird beibehalten. Bernanke lässt das Fenster zu stärkerer Akkomodierung für den Fall offen, dass es zu einer verschärften Konjunkturlage kommt.

Die Wirtschaftslage wird etwas schwächer beschrieben. Der Ausblick bleibt positiv. Diese Sichtweise ist unseres Erachtens tragfähig. Die aktuelle Wachstumsdelle der globalen Wirtschaft, an der auch der produzierende Sektor der US-Wirtschaft hängt, interpretieren wir als temporäres Phänomen.

Das Inflationsbild falle nur kurzzeitig höher aus. Hintergrund seien neben den Rohstoffpreisen Lieferengpässe als Folge der Japankatastrophe. Das klingt charmant. Die Erwartung einer verbesserten Konjunkturlage und gleichzeitig die Prognose mittelfristig sinkenden Inflationsdrucks eröffnet mehr Fragen, als dass Antworten gegeben werden. Wir nehmen diese Sichtweise zur Kenntnis.

Um das Thema Griechenland kommen wir nicht herum. Fakt ist, dass es sich derzeit in Griechenland um die zugespitzteste Situation seit Ausbruch der Krise handelt. Ergo sind die Einlassungen Junckers sachlich korrekt. Herr Juncker, in seiner Funktion als EU-Gruppenchef, sagte, dass sich die Griechenlandkrise radikal intensiviert hätte. Die griechische Krise habe das Potential die gesamte Eurozone auf den Kopf zu stellen. Juncker warnte vor Ansteckungsgefahren aus der griechischen Schuldenkrise. Dieser Sichtweise Junckers stimmen wir zu.

Der politische Wille, der von Seiten der EU, der EZB, des IWF und zuletzt auch aus den USA offenbar wurde, impliziert, dass das Thema Abschirmung weiter auf der Agenda steht. Auch der ausländische Appetit auf EFSF Bonds ermutigt. Die Nachfrage nach EFSF-Bonds war bei der Auktion im Volumen von 3 Mrd. Euro mit 7 Mrd. Euro sehr hoch. Insbesondere die Nachfrage aus Asien war stark.

Die Vorbedingungen seitens Griechenlands müssen erfüllt werden. Gestern ist Griechenland dem ein Stück näher gekommen. Das griechische Kabinett hat laut Regierungssprecher dem Gesetz zur Umsetzung des Spar und Reformpakets zugestimmt.

Eine Extrapolation der aktuellen Zahlen aus Griechenland ist wenig ermunternd. Die via Finanzmärkte und Ratingagenturen gegebene Verunsicherung führt zu einer konjunkturellen Paralyse. Diesbezüglich ist eine sakrosankte Abschirmung (Volumen und Zeitfenster) notwendig, so dass die fulminanten Reformen auch eine angemessene Traktion gewinnen können. Man nehme sich ein Beispiel an der globalen Intervention in der Phase 2008 -2009 im Volumen von 33.500 Mrd. USD oder 60% des Welt-BIP über alle Maßnahmen hinweg Der bisher beschiedene Erfolg beantwortet alle Fragen.

Bei Fortsetzung der belastenden und sachlich ungebotenen Einflüsse aus den Finanzmärkten und den Ratingagenturen gegen die europäischen Reformländer ( … und nicht das UK …) ist die Erfolgsaussicht langfristig gefährdet. "Food for thought!"

Werfen wir eine kurzen Blick in Richtung USA. Das "CBO" (Congressional Budget Office) erwartet für den Fall, dass es nicht zu dramatischen Kürzungen in der Gesundheitspolitik und Rentenpolitik oder starken Steuererhöhungen kommt, einen Anstieg der öffentlichen Verschuldung Washingtons im Laufe der nächsten 25 Jahre auf 200% des BIP (hier gemeint Teilmenge der gesamten Staatsverschuldung, „Federal Budget Deficit“). Diese Zahlen sind wenig erbaulich. Fakt ist, dass die aktuelle öffentliche Gesamtverschuldung bereits bei 100% des BIP steht. "Food for thought!"

Der Auftragseingang der Industrie der Eurozone wartete im Monatsvergleich per April mit einer Zunahme um 0,7% (Prognose 1,0%) auf. Der Vormonatswert wurde von -1,8% auf -1,5% revidiert, so dass das kumulierte Ergebnis per März/April der Konsensusprognose entsprach. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 8,6% nach zuvor 14,3% (Basiseffekt - Erholung des letzten Jahres).

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.3950 - 1.4500 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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