Suche
 
Folgen Sie uns auf:

HUI an Unterstützung - Gold in der Bodenbildung?

23.12.2011  |  Markus Blaschzok
Ruhe ist in der letzten Handelswoche vor Weichnachten eingekehrt, sodass nur wenige wirschafts- und geldpolitische Entscheidungen Einfluss auf die Märkte nehmen konnten, dessen Teilnehmer bereits zumeist in den Weihnachtsurlaub entflogen waren. Die wichtigste Meldung der Woche dürfte die Stützungsaktion der Europäischen Zentralbank für das Bankensystem gewesen sein. Wie bereits im Jahr 2009 begab die EZB einen 3-Jahres-Tender, der zum Leitzins von 1% angeboten wurde.

Die Nachfrage aus dem europäischen Bankensystem war höher, als von den meisten Marktteilnehmern erwartet und hatte einen Umfang von fast 500 Mrd. Euro, die somit ins Geldsystem geflutet wurden. Eine Austrocknung des Interbankengeldmarktes und einer Kreditklemme wird so vorgebeugt. Zusätzlich bleiben die Banken als Käufer riskanter Staatsanleihen im Spiel, da im kommenden Jahr über 700 Mrd. Euro neue Staatsanleihen refinanziert werden müssen. Eine Bank wird diese Papiere natürlich nur in ihr Portfolio nehmen, wenn sie sich sicher sein kann, dass diese bei der Notenbank als buyer of last resort im Notfall abgeladen werden können.

Kurzfristig wirkt diese Maßnahme also stützend und stabilisierend auf die Preise. Langfristig müsste die Liquidität jedoch wieder abgezogen werden, wenn man die Inflation nicht anheizen will. Da dies aber einen Einbruch der Konjunktur (Konjunktur = künstliche Fehlleitung von Preisen und Produktion, die nicht nachhaltig ist) dürfte dies künftig schwer werden, wenn die Regierungen nicht die längst überfällige und nötige Rezession vom Zaun reissen wollen.

Weitere Stützung für die Märkte kam durch Kreditzusagen der EU und Norwegens für den IWF. Das kleine Norwegen, das weder in der Eurozone noch in der EU ist, wird einen Kredit in Höhe von 7,1 Mrd. Euro an den IWF geben, der es widerum nutzen wird, um Länder in der Schuldenkrise zu stützen. Die Euro-Finanzminister hatten sich bereits auf Kreditzusagen in Höhe von 150 Mrd. Euro für den IWF geeinigt.

Die wohl schockierendste Meldung betraf die Konkursabwicklung des Finanzgiganten MF Global, der die größte Pleite nach Lehmann im Jahr 2008 darstellt. 1,2 Mrd. Euro an Kundengeldern blieben verschwunden. Um diese Lücke aufzufangen griff man in das Sondervermögen der Kunden ein und konfiszierte 28% davon. Wertpapiere und Edelmetalle, die eine Bank nur verwahrt, sind Sondervermögen und dürfen normalerweise bei einem Konkurs der Bank nicht angetastet werden.

Dieses eiserne Gesetz wurde jetzt gebrochen und die Rückzahlung der Kundeneinlagen wird, so wie es jetzt aussieht, nur über US-Dollars erfolgen. Das bedeutet für die Goldbesitzer den Verlust ihrer Forderung auf physische Ware und eine Entschädigung über Papier, wobei nur 72% des ursprünglichen Goldwertes in US-Dollar zurückgezahlt werden. Dieses Beispiel zeigt, dass eine externe Verwahrung von Edelmetallen über Dritte immer ein Risiko beinhaltet, das der normale Investor nicht oder nur im gewissen Umfang zum Trading eingehen sollte. Dieses Vorgehen zeigt deutlich, dass sich die Bürger bei einer Zuspitzung der Krise, nicht mehr auf das Rechtssystem, wie wir es bisher kannten, verlassen können und die private Vorsorge wichtiger dennje geworden ist.


Weitere Entwicklungen
  • Die Bonitätsherabstufungen wurden in dieser Woche beispielsweise in Ungarn vorgenommen und das Land aus politischen Gründen durch die Ratingagentur S&P von "BBB-" auf "BB+" und damit Ramschstatus herabgestuft. Hintergrund ist der Versuch der dortigen Regierung mehr Einfluss auf die Entscheidungen der Notenbank zu nehmen. Die ungarische Notenbank hatte den Zorn der dortigen Politiker entfacht, nachdem sie den Leitzins um ein halbes Prozent auf 7 Prozent angehoben hatte. Die EU und der IWF hatten zudem die Gespräche mit Budapest abgebrochen, obwohl die rechts-konservative Regierung ohne Vorbedingungen bereit ist über Hilfen zu sprechen. Die Ratingagentur Fitch sieht die AAA-Bonität des EFSF wegen des negativen Ausblicks für Frankreich als gefährdet an.

  • Brüssel gab nun grünes Licht für die Zerschlagung der WestLB. Der kleine Teilbereich des Sparkassengeschäfts wird herausgelöst und an die Landesbank Hessen-Thüringen übertragen. Die unverkäuflichen Geschäfte der WestLB werden zum 30. Juni 2012 in die Bad Bank überführt, deren Verluste der Steuerzahler zu tragen hat.


Technische Analyse

Breite Bodenbildung zum Jahresende?


Gewinner der Woche ist Weizen, der seit Wochenbeginn 7% auf 621 US-Cent anstieg. Bei 580 US-Cent fand der Preis eine Unterstützung, von der aus er sich schnell erholte. Können die 620 USC genommen werden, dann beträgt das nächste Kursziel 660 USC. Darüber wäre der Weg bis an den mittelfristigen Abwärtstrend bei 740 USC frei. Wir gehen davon aus, dass Weizen im nächsten Jahr zu einer Rallye starten dürfte. Die Unterstützung bei 600 USC könnte möglicherweise den Bereich der langfristigen Bodenbildung markieren.

Open in new window


Der HUI kam wie erwartet zurück und testete in dieser Woche erneut die Unterstützung bei 500 Punkten. Die Handelsspanne zwischen 500 und 600 Punkten war in diesem Jahr eine reine Freude für Trader. Wer auf dem aktuellen Niveau wieder eine Long-Position aufbauen möchte, der sollte immer die Regel der Alternation im Hinterkopf bewahren, die besagt, dass sich psychologische Verhaltensmuster von Mal zu Mal ändern. Mit anderen Worten sollte man konsequent einen Stopp-Loss bei einem Einstieg setzen. Das erste Quartal dürfte noch einige Hiobsbotschaften bereithalten und solange die Edelmetalle nicht wieder an Fahrt aufnehmen, sieht es um die Minen kurzfristig auch nicht gut aus. Fundamental ist die Story vollkommen intakt und viele Minen dürften an dieser Schwelle mittel- und langfristig gute Einstiegsmöglichkeiten bieten. Wir rechnen im kommenden Jahr mit einem Ausbruch aus der Range nach oben mit anschließender Rallye. Das erste Quartal bietet aber noch kurzfristig Gefahren für Rücksetzer.

Open in new window


Der Goldpreis notiert in US-Dollar weiterhin unterhalb der 200-Tage-Linie und knapp oberhalb der Unterstützung bei 1.600 USD. Charttechnisch gesehen ist die Rückeroberung der 200-Tage-Linie in Kürze notwendig, um einen weiteren Kursverfall zu verhindern. Da der Goldpreis in EURO charttechnisch noch viel besser aufgestellt ist und oberhalb des mittelfristigen Aufwärtstrends notiert, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch in US-Dollar sich das Chartbild aufhellt. In Gold kann man jetzt antizyklisch long gehen, wobei man den Stop 2-3% unterhalb des vorwöchigen Tiefs setzen sollte.

Open in new window


Wir wünschen allen Lesern besinnliche Feiertage, ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das neue Jahr!


© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

>> Abonnieren Sie diesen wöchentlichen Marktkommentar per Email hier <<



Disclaimer: Diese Analyse dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Ohne schriftliche Einwilligung des Autors darf diese Publikation nicht nachträglich verändert oder weiterverwendet werden. Bei Zitaten ist es angemessen, auf die Quelle zu verweisen. Diese Publikation darf als Ganzes vervielfältigt und an andere Personen weitergegeben werden.

Die in dieser Veröffentlichung dargelegten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf dar. Die gesamte Analyse und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen spiegeln die Meinung und Ansichten des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider und dürfen nicht als Empfehlung, Anlageberatung oder Ähnlichem verstanden werden. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit wird nicht übernommen. Eine Haftung für Vermögensschäden, die aus dieser Veröffentlichung resultieren, ist ausgeschlossen. pro aurum verpflichtet sich nicht, dieses Dokument zu aktualisieren, in irgendeiner Weise abzuändern oder die Empfänger zu informieren wenn sich eine hier dargelegte Stellungnahme, Einschätzung oder Prognose ändert oder unzutreffend wird.

Die Verwendung von Hyperlinks auf andere Webseiten in diesem Dokument beinhaltet keineswegs eine Zustimmung, Empfehlung oder Billigung der dort dargelegten oder von dort aus zugänglichen Informationen. Markus Blaschzok übernimmt keine Verantwortung für deren Inhalt oder für eventuelle Folgen aus der Verwendung dieser Informationen. Desweiteren werden weder wir, noch unsere Geschäftsorgane, sowie Mitarbeiter, eine Haftung für Schäden die ggf. aus der Verwendung dieses Dokuments, seines Inhalts oder in sonstiger Weise, entstehen, übernehmen.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"