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Monatsanalyse April 2004

01.05.2004  |  Robert Hartmann
GOLD

               

Gold- Quo Vadis? In den ersten Tagen des Monats ging es nochmals gen Norden mit den Edelmetallpreisen. Wie wir heute wissen folgte schon kurz danach der Einbruch. Was waren die Gründe für diese Bewegung.Ist sogar der langfristige Aufwärtstrend in Gefahr?


Rückblick

Der Goldpreis verzeichnete im Berichtszeitraum einen Verlust von mehr als 35 US$ pro Feinunze oder umgerechnet knapp acht Prozent. Dabei sah es zum Monatsbeginn noch sehr positiv aus. Kauforders von institutionellen Investoren und spekulativ orientierten Fonds trieben die Notierung in die unmittelbare Nähe der bisherigen Jahreshochs bei rund 430 US$. Als hier jedoch Anschlusskäufe ausblieben, entschlossen sich viele Marktteilnehmer zu Gewinnmitnahmen.
Das Debakel begann schließlich am Ostermontag. Wie schon so oft in der Vergangenheit nutzten die amerikanischen Marktteilnehmer den europäischen Börsenfeiertag zu Ihren Gunsten aus. An diesem Tag leiten die Händler in Europa erfahrungsgemäß ihre Orders an amerikanischen Kollegen weiter, die so einen hervorragenden Einblick in die Positionen am Markt erhalten. Als nun die Handelshäuser in London, Zürich und Frankfurt am Dienstag ihre Arbeit wieder aufnahmen, dürften viele Trader als erste Tätigkeit die Schlussnoten ihrer ausgestoppten Positionen buchen.
Als nun der Goldpreis an den nächsten Handelstagen auch die Marke von 400 US$ unterschritt, erlebten wir eine Art Verkaufspanik unter den professionellen Marktteilnehmer.

Die Welle der Verkäufe gipfelte am 30. April nach einer Rede des chinesischen Premierministers Wen Jiabao. Er machte deutlich, dass sich bei den verantwortlichen Politikern in China langsam die Sorge breit macht, die bommende Konjunktur in China könne überhitzen. Daher sollte die Wirtschaft mit einigen Maßnahmen gebremst werden. Zum einen wird die Kreditvergabe der chinesischen Nationalbank und einiger Geschäftsbanken über einen Zeitraum von zehn Tagen eingefroren. Zum anderen wurden einige Schlüsselpositionen in Politik und Wirtschaft neu besetzt. Diese Vorgänge zielen auf die Verlangsamung der Geldmenge und sollen somit inflationäre Tendenzen vermeiden. Lange Zeit war der Rohstoffhunger Chinas in den Medien der Hauptgrund für steigende Kurse. Nun muss das Land auch für die gegenteilige Entwicklung herhalten.

Wenige Tage zuvor sorgte der amerikanische Notenbankchef Alan Greenspan für großes Aufsehen am Markt. In seiner turnusmäßigen Ansprache vor Bankenvertretern und dem Kongreß zeichnete Mr. Greenspan ein uneingeschränkt positives Bild der amerikanischen Konjunktur. Das Thema "Deflation" wurde dabei offiziell "zu Grabe getragen". Die kommende Bedrohung hat einen anderen Namen: Inflation! Daher deutete der FED-Chef an, dass der Zinssenkungszyklus der letzten Jahre sein Ende gefunden haben könnte. Zinserhöhungen noch in diesem Jahr sind nicht ausgeschlossen. Diese Worte sorgten für große Turbulenzen an den Finanzmärkten. Der US-Dollar befestigte sich, die Renditen der Anleihen schossen in die Höhe, die Aktienindizes verloren an Boden und die Edelmetalle brachen ein.

Mitte des Monats erreichte uns eine sehr bedauerliche Nachricht. In einer Pressemitteilung ließ ein Sprecher der Investmentbank Rothschild & Sons Limited, London, verlauten, dass sich der traditionsreiche Marktteilnehmer aus dem Edelmetallgeschäft zurückziehen wird. Der Vorsitz am zweimal täglich stattfindenden Goldfixing in London werde mit sofortiger Wirkung abgegeben. Diese Meldung beendete die knapp 200-Jahre alte Geschichte des bedeutenden Market-Makers in den Edelmetallmärkten und macht diese Märkte um einen großen Teilnehmer ärmer.

Dagegen überraschte die neueste Goldstudie des Gold Field Mineral Services eher positiv. Das unabhängige Researchunternehmen kam bei seinen jüngsten Erhebungen zu folgenden Schlüssen:
1.) Die Goldnachfrage aus der Schmuckindustrie ist im Jahr 2003 erneut um 5,50 Prozent auf 2.533 Tonnen gefallen. Dies ist der dritte Rückgang in Folge und hat vornehmlich mit den höheren Preisen zu tun.
2.) Die treibende Kraft des Preisanstiegs des Jahres 2003 waren die Investoren. Insgesamt wurden 888 Tonnen des gelben Metalls von institutionellen Anlegern gekauft.
3.) Die Hedgebücher der Goldproduzenten schrumpften im Jahr 2003 um insgesamt 310 Tonnen. Dies trug wesentlich zur gesteigerten Nachfrage bei.
4.) Die Neuproduktion verharrte im vergangenen Jahr bei rund 2.600 Tonnen.
5.) Der Goldpreis wird im Jahresverlauf 2004 die Marke von 450 US$ pro Feinunze erreichen. Hauptgrund für diese Annahme sind Umschichtungen von Anlegern aus Aktien und Anleihen hin zu alternativen Investments. Diese Transaktionen werden vor allem wegen der weltweit ausufernden Staatsverschuldung sowie Bedenken angesichts des amerikanischen Zwillingsdefizits getätigt.

Unsere Kunden scheinen von der jüngsten Entwicklung des Goldpreises ebenso überrascht wie wir. Zwar haben wir an dieser Stelle immer wieder vor Korrekturen gewarnt, das Ausmaß war so aber nicht erwartet. So kam es in der letzten Handelswoche praktisch zu einem Stillstand der Aktivitäten. Die Flut der Verkaufsorders unserer institutionellen Kunden ebbte unterhalb von 11.000 Euro pro Kilogramm Gold genauso ab wie die Kaufaufträge unserer Privatkunden. Umsatzstärkste Gattungen waren wie gehabt Goldmünzen eine Unze Krügerrand und Maple Leaf sowie die Goldbarren ab einem Gewicht von 50 Gramm.


Ausblick

In den kommenden Wochen wird sich deutlich zeigen, ob die Warnungen Alan Greenpans gerechtfertigt waren. In unseren Marktanalysen der vergangenen Wochen haben wir uns wohl emotional etwas anstecken lassen. Nüchtern betrachtet steht unsere Kernaussage jedoch nach wie vor. Investieren Sie fünf bis zehn Prozent des liquiden Vermögens in physische Edelmetalle. Die Welt hat sich binnen der vergangenen Handelstage nicht wirklich verändert. Die Terrorgefahren sind nach wie vor latent. Die amerikanischen Konsumenten sind genauso wie viele Staaten maßlos überschuldet. Aus unserer Sicht sind die Anleger an den Aktienmärkten angesichts dieser Entwicklungen zu optimistisch. Versichern Sie Ihr Vermögen also gegen diese Gefahren.


Charttechnik

Wir empfahlen in unserer letzten Monatsanalyse, erst bei einem Überschreiten der Jahreshochs massiv zu kaufen. Diese Strategie bewahrte uns vor größeren Verlusten. Die dort angesprochene Schulter-Kopf-Schulter Formation beim Goldpreis gegen Euro ist nach wie vor intakt, wenngleich die rechte Schulter bei weiteren Kursverlusten kaum mehr zu erkennen wäre. Gegen US-Dollar befinden wir uns derzeit knapp unterhalb der 200-Tageslinie, die bei rund 391 US$ verläuft. Ein Überschreiten dieser Marke wäre ein erstes positives Signal. Wir vermeiden weiterhin große Positionen bis sich das Gesamtbild wieder aufhellt. Die langfristige Aufwärtstrendlinie verläuft steigend bei rund 368,50 US$ pro Feinunze und sollte keinesfalls nach unten durchbrochen werden. In diesem Fall müsste man den Goldmarkt unter vollkommen neuen Anhaltspunkten betrachten. Aus charttechnischer Sicht würde dies ein Ende der Goldhausse bedeuten



Silber

               

Im letzten Monatsbericht bezeichneten wir das Silber noch als den Star des Edelmetallkomplexes. Der April zeigte jedoch genau das Gegenteil. Gemessen vom Monatshoch von 8,50 US$ verlor das weiße Metall in der Spitze 3 US$ oder umgerechnet 35 Prozent. Sämtliche Kursgewinne seit Mitte Dezember 2003 lösten sich somit wieder in Schall und Rauch auf. Das Ausmaß dieser Korrektur hat uns regelrecht schockiert, wenngleich wir an dieser Stelle Tagesschwankungen von zehn Prozent und mehr prognostiziert hatten. Der gesamte langfristige Aufwärtstrend ist klar gefährdet. Auffällig war jedoch, dass nur sehr wenige Anleger wirklich physische Ware verkauft haben. Die Preisschwäche wurde von der großen Mehrheit unserer Kunden zum Aufbau oder Ausbau der Silberbestände genutzt. Gesucht waren dabei insbesondere Silberbarren 1000 Gramm und 5000 Gramm sowie Bullion Coins in der Gewichtseinheit eine Unze. Der Kursverlauf hinterließ auf den Charts einige Lücken. Diese sogenannten „Gaps“ werden üblicherweise nach einer Beruhigung des Marktes geschlossen. Daher favorisieren wir kurzfristig einen Anstieg der Notierung aus ein Niveau zwischen 6,70US$ und 7,20 US$ pro Feinunze.



Platin und Palladium

               

Goldrichtig lagen wir mit unseren Empfehlungen bei den Weißmetallen Platin- und Palladium. Nachdem wir unsere Position in Palladium oberhalb von 300 US$ pro Feinunze verkauft hatten, kamen wir auf dem Niveau um 250 US$ mit einem Rückkauf zum Zug (siehe Chart des Monats). Langfristig räumen wir diesem Industriemetall gute Chancen auf eine positive Entwicklung ein. Hierbei spielt insbesondere die Meldung der belgischen Firma Umicore eine wesentliche Rolle. Der Hersteller von Katalysatoren hatte bekannt gegeben, dass man ein Verfahren entwickelt hat, dass die Bestückung von Katalysatoren bei Dieselmotoren mit Palladium, statt mit dem wesentlich teureren Platin erlaubt. Da wir langfristig von steigenden Rohöl- und Benzinkosten ausgehen, wird der Anteil an dieselbetriebenen Kraftfahrzeugen weiter zunehmen. Somit wird sicherlich wesentlich mehr Palladium benötigt als bisher. Das alleine rechtfertigt ein Engagement in Palladium.



© Robert Hartmann
pro aurum GmbH & Co. KG, Grillparzerstraße 46, 81675 München


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Mit dieser Veröffentlichung wird weder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf eines Kapitalanlagemediums unterbreitet. Die von pro aurum in diesen Studien gegebenen Informationen beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, jedoch keiner neutralen Prüfung unterzogen haben. pro aurum übernimmt keine Gewähr und keine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hierin enthaltenen Informationen. Die in dieser Analyse vertretenen Meinungen stellen ausschließlich die Auffassung der Research-Abteilung der Firma pro aurum dar und können sich jederzeit ändern. Solche Meinungsänderungen müssen nicht publiziert werden.

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