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Euro gewinnt an Boden - Dienstleistungssektor in Japan enttäuscht - Neue ...

15.11.2007  |  Folker Hellmeyer
Euro gewinnt an Boden - Dienstleistungssektor in Japan enttäuscht - Neue Kommunikationsstrategie der Fed unter Bernanke!

Der Euro eröffnet heute bei 1.4690, nachdem gestern im US-Handel Höchstkurse bei 1.4714 erreicht wurden. Der USD zeigt sich gegenüber dem JPY stabilisiert und notiert derzeit bei 111.15. Der japanische Dienstleistungsindex aus der Serie "Industry Activity Indexes" sank per September unerwartet um 1,6%. Für das dritte Quartal ergibt sich damit folgende Zahlenreihe:
  • Juli -0,4%,
  • August +1,2%,
  • September -1,6%.

Diese Zahlenreihe steht im Widerspruch zur 1. Schätzung des BIP, da sich eine Abschwächung im Sektor der privaten Haushalte aus diesen Daten ableiten lässt. Ergo ist Skepsis im Hinblick auf das überraschend stark ausgefallene Wachstum per 3. Quartal 2007 nicht nur angebracht, sondern ist angemessen! Der Devisenmarkt übt sich in Bescheidenheit und hat nicht wesentlich auf diese Veröffentlichung reagiert.

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Das Wachstum der Eurozone setzte gestern mit einem Anstieg um 0,7% im Quartalsvergleich und um 2,6% im Jahresvergleich unterstützende Akzente für den Euro. Die Prognosen waren bei 0,6% respektive 2,50% angesiedelt.

Die US-Erzeugerpreise legten per Oktober um 0,1% im Monatsvergleich zu. Die Prognose war bei +0,3% angesiedelt. Im Jahresvergleich stellte sich die Zunahme auf 6,0% nach zuvor 4,4%. Die Taktung der Energiepreise ist maßgeblich für die aktuelle Entwicklung verantwortlich. US-Einzelhandelsumsätze erhöhten sich erwartungsgemäß per Oktober um 0,2%. Der Vormonatswert wurde von +0,6% auf +0,7% angepasst. US-Lagerbestände nahmen per September um 0,4% zu. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz verharrte unverändert bei 1,27 Monatsumsätzen. Die US-Daten hatten keinen nennenswerten Einfluss auf die Preisgestaltung am Devisenmarkt.

Die US-Finanzkrise zieht ihre Kreise. In diesem Zusammenhang bieten sich folgende aktuelle Schlagzeilen eines Tages, dem 14. November 2007, an:
  • Southern California home prices at 2-1/2 year low - Reuters
  • Foreclosure filings up in metro areas - AP
  • California, Ohio, Florida cities lead US foreclosure filings - Bloomberg
  • 5.244 Atlanta properties to go on block auction - AJC.com
  • Mortgage woes damage a GE Bond fund - Barron’s
  • Subprime fallout hits big money market funds - USA Today
  • Fink predicts worsening credit losses - LA Times
  • US-property values may suffer $ 223 billion in foreclosures - Chicago Tribune
  • Gloom grows for commercial property sector - FT
  • Florida holds $2,2 billion of debt cut to junk - Bloomberg
  • Fannie mae’s fuzzy math - Fortune
  • Bear Stearns will take $1,2 billion subprime-mortgage writedowns, CFO says - Bloombg.
  • HSBC Mortgage takes $3,4 billion charge in US - AP

Wir verzichten auf eine Kommentierung!

Ben Bernanke hat seine neue Kommunikationsstrategie vorgestellt. Künftig wird die Fed häufiger und präziser sagen, was sie will. Die Fed wird viermal statt zweimal einen Wirtschaftsbericht mit Fokus auf Wachstum, Arbeitslosigkeit, Inflation, Rahmenbedingungen und Risiken der Prognose verfassen. Ziel ist es, dass die Akteure an den Finanzmärkten ein besseres Verständnis und einen genaueren Einblick in die Denkmuster der Zentralbank erhalten. Damit sollen die Marktteilnehmer vor Überraschungen gefeit sein.

Wir nehmen diesen Ansatz zur Kenntnis. Auf ersten Blick ist dieser Ansatz löblich. Transparenz gilt grundsätzlich als erstrebenswert. Gleichwohl wirft diese Strategie Fragen auf. Was passiert, wenn abrupte Maßnahmen erforderlich sind, auf die nicht in Vollkaskomanier vorbereitet wurde? Ist die Zentralbank dann bereit, die Erwartungshaltung des Finanzmarkts zu enttäuschen? Finden Überraschungsmanöver nur bei Zinssenkungen (Bernanke: Diskontsatzsenkung und Amplitude des ersten Zinsschritts) oder auch einmal bei Zinserhöhungen statt (schiefe Ebene)??

Führt dieser Ansatz einer erhöhten Transparenz nicht zu mangelnder Risikoaversion am Finanzmarkt, da vom Finanzmarkt Überraschungen seitens der Zentralbanken ausgeschlossen werden können? Verliert die Zentralbank damit nicht eine erzieherische Komponente in Richtung Nachhaltigkeitspolitik?Ein fader Beigeschmack lässt sich bei der neuen Strategie nicht vollständig neutralisieren! Zentralbanken bedürfen in ihrer Entscheidungsfindung ein Höchstmaß an Gestaltungsspielraum und Überraschungspotential sowohl bei Zinssekungen als auch Zinserhöhungen!

Dieser Gestaltungsspielraum der national organisierten Zentralbanken stellt gerade in einer Phase, in der global operierende Finanzunternehmen überproportionale Macht entfalten und sie vor allen Dingen auch ausleben (siehe aktuelle Krise!), ein unverzichtbares Instrumentarium der Disziplinierung dar. Darauf im Rahmen erhöhter Transparenz freiwillig zu verzichten, mag dem Ansatz amerikanischer Stabilitätspolitik entsprechen.

Die Verbraucherpreise der Eurozone werden im Jahresvergleich mit einem Anstieg von zuvor 2,1% auf 2,6% prognostiziert. Entscheidend wirkt sich der aktuelle Energiepreisanstieg aus. Vor einem Jahr kam es zu deutlichen Preisrückgängen am Energiemarkt. Was für die Eurozone gilt, gilt noch stärker für die USA, da der Filter der USD-Abwertung gegenüber dem Euro in den USA nicht zieht. Hier werden die Verbraucherpreise bei 3,50% nach zuvor 2,80% erwartet. Die Arbeitslosenerstanträge per 10. November sollen laut Konsensusprognose von zuvor 317.000 auf 325.000 ansteigen. Die Einkaufsmanagerindices aus den Fed-Bezirken NY und Philadelphia werden mit Rückgängen per November prognostiziert. Wir verweisen auf die unten beigefügte Datenbox.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das im Hinblick auf die Reife der technischen Lage unverändert eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4500 - 30 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






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