Suche
 
Folgen Sie uns auf:

USD legt zu - US-Daten insgesamt positiv, aber auch belastbar? - Bush und EZB...

06.12.2007  |  Folker Hellmeyer
USD legt zu - US-Daten insgesamt positiv, aber auch belastbar? - Bush und EZB/BoE im Fokus!

Der Euro hat deutlich an Boden verloren und eröffnet heute bei 1.4590, nachdem in Fernost Tiefstkurse bei 1.4574 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 110.85. Zwischenzeitlich wurden Höchstkurse bei 111.18 erreicht.

Die Daten aus der Eurozone lieferten ein gemischtes Bild, das insgesamt leicht enttäuschte und damit der aktuellen Korrektur des Euros weitere Nahrung lieferte.
  • Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich sank von zuvor 55,8 auf 54,1 Punkte per November. Analysten hatten einen Rückgang auf 53,7 Punkte unterstellt.
  • Die Einzelhandelsumsätze per Oktober gingen unerwartet stark im Monatsvergleich um 0,7% zurück. Die Prognose war bei +0,3% angesiedelt. Im Jahresvergleich kam es damit zu einem Einbruch von 1,5% auf nur noch 0,2%.

Die Daten aus den USA werfen derzeit mehr Fragen auf, als dass sinnvolle Antworten geliefert werden. Passend zu den Sorgen vieler Ökonomen und auch passend zu der Zinspolitik der Fed gab es nur eine Veröffentlichung:
  • Der ISM-Dienstleistungsindex sank unerwartet stark per November von 55,8 auf 54,1 Punkte. Der Auftragsindex sackte von 55,7 auf 51,1 Punkte, während der Beschäftigungsindex sich von 51,8 auf 50,8 Punkte abschwächte.

Fakt ist, dass die USA mit einer massiven Finanzkrise, einer historisch einmaligen Immobilienkrise, einer andauernden Strukturkrise (Exodus des produzierenden Gewerbes) und einer andauernden Automobilkrise (geringster Absatz seit 1998) konfrontiert sind. Folgende Veröffentlichungen aus denn USA passen nicht ansatzweise in dieses Bild:
  • Die US-Arbeitsproduktivität legte per 3. Quartal 2007 um 6,3% (vorher 4,9%, erwartet 5,7%) zu und hat damit das höchste Niveau seit vier Jahren erreicht. Die Revision lässt sich maßgeblich auf die Wachstumsrevision per drittem Quartal zurückführen.
  • Der Auftragseingang nahm in den USA stärker als erwartet um 0,5% per Oktober zu. Die Konsensusprognose war bei 0,2% angesiedelt.
  • Der "ADP-Employment Report" per November lieferte mit angeblich 189.000 neuen Stellen im Bereich der Privatwirtschaft eine markante Überraschung. Die Prognose lag bei 50.000.

Wir nehmen diese Daten mit leichter Verwunderung zur Kenntnis und erlauben uns auf die Einlassungen von Martin Feldstein zu verweisen. Der Ökonom Martin Feldstein sieht eine Wahrscheinlichkeit von 50% für eine Rezession in den USA per 2008. Sofern es dazu kommt, könnte sie länger ausfallen und schwerer Folgen haben als Rezessionen zuvor.

Wenden wir uns dem "land of the free" zu. Die US-Administration, die an jeder Ecke der Welt freie Märkte einfordert und Demokratie nach dem Geschmack der USA mit allen zur Verfügung stehenden Machtmitteln exportiert, ungefragt ob die Länder diese Form der US-Demokratie kulturell vertagen können, agiert interventionistisch und verletzt damit die Regeln des freien Marktes. So viel zum Thema Konsequenz.

Präsident George Bush wird heute voraussichtlich ankündigen, dass öffentliche Regulatoren als auch US-Kreditinstitute die Zinssätze bei "Sub Prime" Hypotheken für die nächsten 5 Jahre nicht im vorgesehenen Maße anpassen werden, um damit einen weiteren Anstieg der Zwangsmaßnahmen zu verhindern.

Am Markt wird kolportiert, dass US-Finanzminister Paulson eine Übereinkunft zustande gebracht hat. Es wird unterstellt, dass obige Regelung für Hypotheken Anwendung findet, die zwischen Januar 2005 und Juli 2007 abgeschlossen wurden. Schuldnern mit einem so genannten "Credit Score" von weniger als 660 von 850 möglichen Punkten soll dabei besondere Aufmerksamkeit zukommen.

Diese voraussichtliche Intervention hat ein Volumen bisher ungekannten Ausmaßes. Es wäre ein Eingriff in bestehende privatwirtschaftliche Verträge, der ordnungspolitisch einmalig wäre. Die Marktreaktionen im Vorwege dokumentieren nachhaltigen Optimismus. Märkte neigen bisweilen zu Opportunismus und hinterfragen insbesondere in der kurzfristigen Reaktion nicht angemessen die Grundlagen.

Intervention bedeutet implizit immer auch eine Entmündigung des freien Marktes. Mithin zeigt die Reaktion am Aktienmarkt unter anderem, dass der Markt derzeit seine eigene Entmündigung feiert. Fakt ist, dass damit unverantwortliche Marktteilnehmer, ob Kreditgeber oder Kreditnehmer, vor den Konsequenzen ihres Handelns bewahrt werden. Da ich gut gelaunt bin, sprechen wir hier sachlich von unverantwortlich Agierenden und nicht emotional geprägt von Halunken.

Fakt ist, dass damit unverantwortliche Protagonisten im Markt und in ihren beruflichen Positionen bestätigt werden.

Fakt ist damit, dass die Lernkurve für unverantwortliche Wirtschaftssubjekte lautet, dass Gewinne privatisiert werden und Verluste sozialisiert werden.

Fraglos ist dadurch kurzfristig ein akutes Problem gelöst. Eine nachhaltige Lösung stellt das jedoch nicht dar. Die Tatsache, dass dem Problem nicht strukturell begegnet wird, ist unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit mehr als bedenklich. Entsprechend stellt dieser Lösungsansatz massivster Interventionen eine Hypothek für nachkommende Generationen dar.

Die Erkenntnis "The first cut is the cheapest!" ist ebenso wie odnungspolitische Tugend arg vernachlässigt! Das ist kein Grund zum Feiern! Hinsichtlich der heute anstehenden Daten und Zinsentscheidungen verweisen wir auf die heutige Datenbox.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Nächste Kursziele sind bei 1.4550 angesiedelt. Lediglich ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4820-50 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank






Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.






Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"