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Märkte: Zumeist stabil bis freundlich – IFO: Stimmung bei Exporteuern negativer – Biden setzt Erteilung neuer LNG-Exportgenehmigungen aus

29.01.2024  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0844 (05:11 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0814 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,08. In der Folge notiert EUR-JPY bei 160,58. EUR-CHF oszilliert bei 0,9364.


Märkte: Zumeist stabil bis freundlich


Die internationalen Finanzmärkte zeigen sich weiter in stabiler bis freundlicher Verfassung. Das Datenpotpourri lieferte in den letzten 24 Handelsstunden überwiegend positive Akzente. US-Daten konnten bezüglich Einkommens- und Konsumentwicklung, der Preisentwicklung als auch des Immobilienmarktes überzeugen. Gleiches gilt für das Verbrauchervertrauen Frankreichs und die Gewinnentwicklung der chinesischen Industrieunternehmen. Dagegen enttäuschten die Datensätze aus Deutschland. Das Konsumklima fiel unerwartet und das IFO-Barometer für die Exportwirtschaft sank (Daten siehe unten).

Die Nachrichtenlage für Europa ist bezüglich der Wachstumserwartungen wenig erbaulich. Ökonomen (Survey of Professional Forecasters, SPF) erwarten für 2024 einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,4% (bisher 2,7%), für 2025 um 2,0% (bisher 2,1%). Die BIP-Prognose für 2024 wurde von 0,9% auf 0,6% und für 2025 von 1,5% auf 1,3% reduziert. Die Bundesbank erwartet für das 1. Quartal für Deutschland bestenfalls Stagnation.

Das Thema Energieversorgungssicherheit wird für Deutschland und Europa kritischer. US-Präsident Biden hat die Entscheidung über die Genehmigung neuer Vorhaben zum Export von Flüssiggas temporär ausgesetzt. Die Energieministerin sagte, die Prüfung von Projekten zur Ausfuhr von LNG nach Europa und Asien würde mehrere Monate dauern (siehe unten). Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Risiken für Europa zunehmen.

Aktienmärkte zeigen sich weiter widerstandsfähig. Der Late DAX stieg um 0,14%, der EuroStoxx 50 um 0,78%. In den USA legte der Dow Jones um 0,23% zu, während der S&P 500 um 0,16% und der Citi US Tech 100 um 0,51% nachgaben. In Fernost (Stand 06:30) stieg der Nikkei um 0,83%, der Hangseng (Hongkong) um 0,60%, der Sensex (Indien) 1,20% und der Kospi (Südkorea) um 1,24%, dagegen sank der CSI 300 (China) um 0,25%.

An den Rentenmärkten waren die Veränderungen überschaubar. 10-jährige Bunds rentieren mit 2,30% (Vortag 2,28%) 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,13% (Vortag 4,10%).

Der USD ist gegenüber dem EUR Gold und Silber im Vergleich zu Freitag wenig verändert.


IFO: Stimmung bei Exporteuern negativer

Für die deutsche Exportindustrie hat das Jahr laut IFO-Barometer wenig verheißungsvoll begonnen. Die Erwartungen für die Geschäfte in den kommenden Monaten sanken im Januar. Das IFO- Barometer ging auf -8,4 nach zuvor -7,1 Punkten zurück. Das war der zweite Rückgang in Folge und der schlechteste Wert seit September 2023.

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Eine Mehrheit der Branchen geht davon aus, dass ihre Exporte zurückgehen werden. Dazu zählen die Kernbranchen der Industrie wie Automobilbau, Maschinenbau oder Elektrotechnik. Von rückläufigen Aufträgen aus dem Auslandberichten aber auch die Hersteller von Kunststoff- und Gummiwaren oder die Metallbranche.

Kommentar: Von allen Seiten ergeben sich immer weiter prekäre Datensätze, die eine professionelle Regierung zu Neuausrichtungen zwingen würde, wenn sie ihrem Mandat, Schaden abzuwenden, verpflichtet wäre. Die Betonung liegt auf "wenn"!

Heute erlaube ich mir einen Unternehmer aus dem Maschinenbau aus meinem Bekanntenkreis zu Wort kommen zu lassen: "Die Firma läuft immer weniger, wenig Aufträge und Aufträge werden storniert. Die Einzigen, die etwas zu tun haben, sind die Rüstungsfirmen. Nicht mal verkaufen kann ich den Laden. Wer will denn schon Maschinenbau haben? Ist ja uncool!“ Wir reden hier über eine Kernbranche der deutschen Industrie! – "Food for thought!"



Biden setzt Erteilung neuer LNG-Exportgenehmigungen aus

US-Präsident Biden hat die Entscheidung über die Genehmigung neuer Vorhaben zum Export von Flüssiggas für mehrere Monate ausgesetzt. Man würde in diesem Zeitraum einen genauen Blick auf die Auswirkungen von LNG-Exporten auf Energiekosten, Amerikas Energiesicherheit und Umwelt werfen. Energieministerin Granholm sagte, die Prüfung von Projekten zur Ausfuhr von LNG nach Europa und Asien würde mehrere Monate dauern.

Sie erklärte, die angekündigte Überprüfung neuer Exportgenehmigungen solle sich nicht nachteilig auf die Verbündeten der USA auswirken und sehe auch Ausnahmen vor. Die EU-Kommission erklärte, die Entscheidung würde sich kurz- und mittelfristig nicht auf die Versorgung der EU auswirken.

Kommentar: Energieversorgungssicherheit ist unverzichtbar für Deutschland und Europa. Wir leben in einem energetischen Zeitalter. Ohne Energie geht nichts. Die aktuelle Lage beschreibt eine Situation, die keine langfristige Versorgungssicherheit via USA gewährleistet, anders lassen sich die Worte nicht interpretieren. Das Risiko, dass sich mit dieser US-Energieachse auch Erpressbarkeit ergibt ist erheblich. Wie wird ein möglicher Präsident Trump dieses "Tool" nutzen? Zwischenzeitlich fließen täglich circa 40 Mio. CBM via Sudscha-Pipeline nach Europa.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Gute Daten aus den USA und China als auch Frankreich, Deutschland fällt ab!

Eurozone: Geld- und Kreditmengenaggregate leicht erholt, aber weiter schwach

Die Geldmenge M-3 stieg per Dezember im Jahresvergleich um 0,1% nach zuvor -0,9%. Kredite an Haushalte legten im Jahresvergleich um 0,3% nach zuvor 0,5% zu, während Kredite an Unternehmen um 0,4% nach zuvor 0,0% zunahmen.

Deutschland: Der GfK-Konsumklimaindex sank per Februar unerwartet von zuvor -25,4 (revidiert von -25,1) auf -29,7 Punkte (Prognose -24,5). Es war der niedrigste indexstand seit März 2023.

Frankreich: Im Gegensatz zu Deutschland hellte sich der Index der Verbrauchervertrauens per Januar auf. Der Index stellte sich auf 91 Punkte (Prognose 90, Vormonat 89). Es ist der höchste Indexstand seit März 2022!


USA: Gute Daten - Stabiles Einkommens- und starkes Konsumwachstum

Die Persönlichen Einkommen verzeichneten per Dezember im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,3% (Prognose 0,3%, Vormonat 0,4%). Die persönlichen Konsumausgaben stiegen um 0,7% (Prognose 0,4% nach zuvor 0,4%).

Der PCE-Preisindex (Personal Consumption Expenditure) legte im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,2%, Vormonat 0,1%) und im Jahresvergleich um 2,6% (Prognose und Vormonat 2,6%) zu.

Der Index anhängiger Hausverkäufe schoss per Berichtsmonat Dezember um 8,3% (Prognose 1,5%) von 71,4 (revidiert von 71,6, zweitschwächster Wert seit 2001, schwächster Wert „Corona“ 69,0, April 2020) auf 77,3 Zähler in die Höhe.


China: Gewinne der Industrieunternehmen erholen sich

Per Dezember kam es im Jahresvergleich zu einem Anstieg um 16,8%. Die Gewinne der Industrieunternehmen sanken im Gesamtjahr 2023 um 2,3%. Es war der geringste Rückgang seit September 2022. In der Periode Januar bis November stellte sich der Rückgang noch auf 4,4%.

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© Reuters/LSEG


Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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