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US-Rezessionsangst belastet Rohstoffe

18.01.2008  |  Eugen Weinberg
Gestern waren die internationalen Finanzmärkte abermals kräftig unter Druck. Schlechte Nachrichten wurden auf breiter Front gemeldet. So sagte der US-Notenbankvorsitzende Ben Bernanke, dass man mit mehreren hundert Milliarden US-Dollar an Abschreibungen rechne, gleichwohl die halbe Billion nicht erreicht werden dürfte. Die US-Baubeginne und Baugenehmigungen lagen deutlich unter den Erwartungen und dämpfen damit die Hoffnung auf eine baldige Erholung am schwachen US-Immobilienmarkt. Darüber hinaus fiel der Konjunkturindex der Fed von Philadelphia im Januar unerwartet auf minus 20,9 Punkte und verzeichnete damit den stärksten monatlichen Rückgang der Industrieaktivitäten in der Region seit Januar 2001, als die Wirtschaft am Beginn der letzten Rezession befand.

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Energie

Der Ölmarkt wurde sich gestern weiter von der Angst vor einer Abkühlung der US-Wirtschaft beeinflusst. Vom Tageshoch bei über 92 USD rutschte der Preis für Rohöl der Sorte WTI um knapp 2,50 USD ab und notiert heute Morgen knapp unter der psychologisch wichtigen Marke von 90 USD. Man sollte damit rechnen, dass sich der Rückgang der Treibstoffnachfrage, der bereits letzte Woche festgestellt worden war, weiter fortsetzen wird. Im derzeitigen Preisniveau ist jedoch eine Rezession in den USA, dem größten Ölverbraucher der Welt, aus unserer Sicht noch gar nicht eingepreist. Der US-Energieminister Samuel Bodman, der sich aktuell auf einer Reise durch den Mittleren Osten befindet, forderte gestern die OPEC auf, für die Versorgung des Marktes zu sorgen, da die hohen Energiekosten das Wirtschaftswachstum schwächen würden. Da die Handlungen und Äusserungen einiger OPEC-Mitglieder von eher taktischen Überlegungen geprägt sind, ist im Vorfeld des OPEC-Treffens Anfang Februar u.E. nicht mit beruhigenden Worten seitens der OPEC zu rechnen. Zwar ist die fundamentale Situation bei Öl derzeit eher eingetrübt, angesichts des extremen Pessimismus an den Finanzmärkten ist aber jederzeit mit einer Erholung an den Aktienmärkten zu rechnen, welche auch den Ölpreis positiv beeinflussen sollte. Wir glauben derzeit, dass der Ölpreis vorerst noch schwächer in die Richtung von 85 USD je Barrel tendiert.

Der Preis für Erdgas konnte gestern nach einem durchwachsenen Handel bei über 8,10 USD im Plus schließen. Die US-Erdgaslagerbestände lagen mit einem Minus von 59 Mrd. Kubikfuß im Rahmen der Erwartungen.



Edelmetalle

Der Goldpreis zeigte sich gestern abermals mit negativen Vorzeichen und fiel heute Morgen kurzfristig bis auf 870 USD zurück. Der größte Gold-ETF StreetTracks Gold Trust verzeichnete am Mittwoch den größten Verkauf seit seiner Auflegung. Es wurden 21,5 Tonnen Gold verkauft bzw. doppelt so viel wie z.B. die Schweizer Zentralbank im ganzen November. ETFs eignen sich aufgrund der niedrigen Gebühren gut auch für kurzfristige Wetten auf den Goldpreis. Es ist daher damit zu rechnen, dass die Volumensveränderungen in Zukunft zunehmend volatiler werden, weil viele kurzfristig orientierte Anleger bereits eingestiegen seien sollten. Die Shanghaier Gold- und Juwelenverkaufsvereinigung hat den Basispreis für Goldschmuck zum zweiten Mal in diesem Jahr angehoben, um dem Preisanstieg auf den Weltmärkten zu folgen. Der Generalsekretär der Vereinigung rechnet in diesem Jahr sogar mit einem Anstieg des Weltgoldpreises auf 1.200 USD. China ist nach Indien der zweitgrößte Markt für Goldschmuck.

Die Übertage-Förderung in der Cannington-Silber-Blei-Mine von BHP wird heute Abend nach einem tödlichen Unfall wieder aufgenommen; die Untertageoperationen bleiben weiterhin geschlossen. Die Arbeiter in zwei Silberminen von Goldcorp und Altos Hornos in Mexiko drohen mit einem Streik für nächste Woche, falls ihrer Forderung einer 10%igen Lohnerhöhung nicht zugestimmt wird.



Industriemetalle

Trotz der um 2,9% fallenden LME-Lagerbestände kam der Kupferpreis gestern Abend kurzfristig unter Druck, nachdem die schlechten Zahlen aus dem US-Immobiliensektor veröffentlicht wurden. Der Rückgang der Wirtschaftsaktivität und schlöechte Aussichten für den größten Anwendungsbereich, dem Bausektor, haben Sorgen über eine geringere Kupfernachfrage geschürt. Die chinesische Kupfernachfrage sollte laut Maike Metal International, dem größten Kupferimporteur in China, im Jahr 2008 um 8% auf 5,13 Mio. Tonnen steigen, nachdem sie im Vorjahr um 22% angezogen war.

Die Nachrichten über eine baldige Wiederinbetriebnahme der Magellan-Bleimine von Ivernia in Australien hat trotz der gleichzeitigen Schliessung von der Cannigton- Mine den Bleipreis unter Druck gebracht. Wir rechnen bei Blei mit weiter fallenden Notierungen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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