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Finanzkrise verschärft sich - Fed aktionistisch - "Carry-Trades" atmen im ...

24.01.2008  |  Folker Hellmeyer
Finanzkrise verschärft sich - Fed aktionistisch - "Carry-Trades" atmen im Takt des Aktienmarkts!

Der Euro eröffnet heute bei 1.4610, nachdem sowohl im US-Handel als auch im fernöstlichen Handel Höchstkurse bei knapp 1.4640 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 106.50. Gestern wurden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 104,97 markiert. Gerüchte über Anfragen der Bank of Japan haben zu einer Stabilisierung des USD gegenüber dem JPY geführt.

Die markanten Abwärtsbewegungen am Aktienmarkt, die die neueste Facette der globalen Finanzkrise darstellt, sind nicht primär Ausdruck einer zu hohen Bewertung der Aktien, sondern in erster Linie eine Facette der Liquiditätskrise. Massive Liquidationen nach dem Unterschreiten wesentlicher technischer Unterstützungsniveaus in einem global nervösen Umfeld sind für die aktuelle Aktienmarktpanik verantwortlich. Dabei ist festzustellen, dass die "Carry-Trades" im Takt der Aktienmärkte atmen. Die Thematik von "Leverage" zu "Deleverage" wird sich hier tendenziell unter Schwankungen fortsetzen.

Offizielle Protagonisten der USA und andere Vertreter der G-7 Arena zeichnen auch für die aktuelle Ausformung der Krise verantwortlich, da sie in den letzten Monaten latent davon gesprochen haben, dass die Krise begrenzt sei. Diese Eliten der Politik und der Finanzszene haben weder angemessene Zurückhaltung noch begründete Vorsicht walten lassen und haben damit eine unfundierte Zuversicht an den Finanzmärkten geschürt. Die am Finanzmarkt sich durchsetzende Erkenntnis, dass dieses globale Finanzkrise alles andere als begrenzt ist, hat sich mittlerweile durchgesetzt.

Wir haben immer wieder an dieser Stelle in den vergangenen Monaten verniedlichende Einlassungen der Politik und der Finanzszene kritisch begleitet. Unverändert ergibt sich kein Anlass von dieser Praxis abzuweichen.

Die Entscheidung der Fed den Schlüsselzins um massivste 75 Basispunkte auf 3,50% zu senken, und damit real negative Zinsen zu verankern, ist nicht nur mutig. Nein, sie ist Ausdruck, dass Ben Bernanke und seine Kollegen auf den Pfaden Alan Greenspans wandeln. Die Entscheidung ist außerdem Ausdruck dafür, dass gerade die Verfassung der Finanzmärkte maßgeblicher Katalysator der Zinspolitik sind und weniger stark die Verfassung der Gesamtwirtschaft.

Mithin wackelt der Schwanz der Wall Street mit dem Hund der Zentralbank. Der Druck des Marktes auf die Fed, weitere Zinssenkungen Ende Januar zu liefern, hat maßgeblich zugenommen. Mittlerweile werden mindestens weitere 50 Basispunkte Zinssenkung unterstellt. Mit konservativer auf Nachhaltigkeitsgesichtspunkten basierender Zentralbankpolitik hat die aktuelle Gestaltung der US-Zinspolitik nichts zu tun. Aktionismus ist eine angemessene Beschreibung. Eine andere Interpretation wäre, dass die Fed die Kontrolle verloren hat.

Gerade die Politik real negativer Zinsen war für die US-Blasenwirtschaft verantwortlich. Modelle der Zentralbankpolitik zu revitalisieren, die für das jetzige Krisendilemma maßgeblich ursächlich sind, kann nicht Ziel führend sein! Einmal mehr drängt sich der Eindruck auf, dass dem Finanzmarkt Sedativa verabreicht werden.

Heute steht der IFO-Geschäftsklimaindex zunächst im Mittelpunkt. Analysten unterstellen einen Rückgang von zuvor 103,0 auf 102,2 Punkte. Im Hinblick auf die im Markt greifende Kenntnis, dass die Krise nicht begrenzt ist, ist ein stärkerer Rückgang durchaus denkbar.

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Der Chart verdeutlicht, dass das aktuelle Niveau des Index unter historischen Gesichtspunkten unverändert als hoch klassifiziert werden muss. Entsprechend ergibt sich hinsichtlich der Dramatik der Zuspitzung der globalen Lage, die für die Exportnation Deutschland wesentlich ist, ein deutlich erhöhtes Abwärtsrisiko.

Die Arbeitslosenerstanträge sollen in den USA per 19. Januar 2008 von zuvor 301.000 auf 325.000 zunehmen. Der Rückgang der Vorwoche war voraussichtlich bedingt durch die angewandte Bereinigungsmethodik.

Der Absatz genutzter Immobilien soll per Dezember von zuvor 5,0 auf 4,95 Mio. Einheiten gesunken sein. Eine Erholung ist hier nicht ansatzweise erkennbar.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Es ergeben sich neue Kursziele bei zunächst 1.4300-50. Lediglich ein Überwinden des Widerstandniveaus bei 1.4770 - 1.4800 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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