Deutschland: Neuer Bürokratierekord
23.04.2025 | Folker Hellmeyer

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EUR/USD nach Rekordständen seit Ende 2021: Eine BestandsaufnahmeDer EUR markierte gegenüber dem USD jüngst einen mehrjährigen Höchststand bei 1.1573. Dieser Anstieg war/ist nicht Ausdruck endogener Stärke des EUR, sondern einer neuen Risikobewertung des USD als Leitwährung.
Bezüglich klassischer Aspekte der Analyse gibt es nur ein Feld, in dem die Eurozone gegenüber den USA punkten kann. Das ist die aufgelaufene und projizierte Höhe der Staatsverschuldung. Ansonsten spricht alles für die USA und den USD. Das gilt insbesondere für die Felder, in denen es um das zukünftige Momentum der Wirtschaft und die Zukunftsfähigkeit geht. Da reden wird über Investitionstätigkeit (Kapitalstock) und die Rahmenbedingungen für Investitionen (Steuern, Bürokratie, Wirtschaftsfreundlichkeit, Sektor Energie). In diesen Feldern fällt die Eurozone, aber insbesondere Deutschland markant ab.

Aus Sicht der Märkte werden diese positiven Aspekte jedoch durch das Übermaß der Disruptionen seitens Trump gefährdet. Das ist verständlich, denn die USA bieten durch dieses Agieren keine Verlässlichkeit (Rechtsrahmen national wie international). Anders ausgedrückt: Das, was Trump durch Reformen mit Händen schafft, wird durch sein Agieren versus Fed konterkariert.
Der Angriff auf die Unabhängigkeit der US-Notenbank seitens Trump war aus Sichtweise der Finanzmärkte und der internationalen Politik auch ein Angriff auf den US-Leitwährungsstatus, der den USA wie keinem anderen Land hohe und prekäre Handelsdefizite und Staatsverschuldungen als auch Neuverschuldungen erlaubte. Der Anstieg des Goldpreises darf als Gradmesser des Vertrauensverlusts in den USD bewertet werden. Empfehlung: Ohne temporär am USD-Leitwährungsstatus festzuhalten, wird die angestrebte Vorbereitung der USA auf die multilaterale Ordnung scheitern. Maß und Mitte sind geboten.
Deutschland: Großteil der Firmen befürchtet negative Trump-Folgen
Die Unternehmen erwarten laut aktueller ZEW-Umfrage unter 800 Firmen mit Sitz in Deutschland (Umfrage fand zwischen Mitte März und Mitte April statt) zunehmend negative Folgen der Politik von US-Präsident Trump für unsere Wirtschaft.
Mehr als 80% im Verarbeitenden Gewerbe und in der Informationswirtschaft rechnen mit entsprechenden Konsequenzen, Im Dezember lag der Anteil bei 75%. 20% befürchten sehr negative Auswirkungen durch die US-Regierung. Weniger als 10% der Unternehmen gehen von positiven Effekten aus, so der Leiter der Befragung aus dem ZEW-Forschungsbereich.
Kommentar: Das Stimmungsbild verdunkelt sich im Lande fortgesetzt. Positive Versprechen der kommenden Regierung sind kassiert worden. Damit wurde das Vertrauensverhältnis endogen zwischen den politisch Verantwortlichen und der Wirtschaft, aber auch den Bürgern weiter pulverisiert. Exogene Faktoren, wie die US-Zollpolitik, verschärfen die Risikolage.