Gold – Euphorie mit Warnzeichen am Horizont
29.09.2025 | Florian Grummes
1. RückblickÜber vier Monate lang konsolidierte der Goldpreis auf hohem Niveau seit Ende April seitwärts. Die fulminante Rally seit Jahresbeginn endete zunächst am 22. April mit einem neuen Allzeithoch von 3.500 USD und mündete in einen scharfen, aber kurzlebigen Rücksetzer bis auf 3.120 USD. Im Anschluss gelang den Bullen zwar eine deutliche Erholung, alle Ausbruchsversuche über die Widerstandszone zwischen 3.400 und 3.450 USD scheiterten in den folgenden Monaten jedoch. Gleichzeitig kamen die Bären auf der Unterseite ebenso wenig voran.
Dementsprechend pendelten die Notierungen ab dem Spätfrühling bis in den Hochsommer hinein überwiegend in einer Spanne zwischen 3.200 und 3.400 USD hin und her. Im August verengte sich diese Handelsspanne zunehmend, ehe es noch einmal zu einem Rücksetzer bis auf 3.311 USD kam.
Von diesem Tiefpunkt aus – und insbesondere seit dem Notenbankertreffen in Jackson Hole – setzte der Goldpreis zu einer neuen Aufwärtsbewegung an. Mit dem Ausbruch aus dem mehrmonatigen Konsolidierungsdreieck entlud sich die aufgestaute Energie schlagartig, sodass die Goldnotierungen seit nunmehr vier Wochen nahezu täglich auf neue Allzeithochs vorstoßen. Mit dem neuen Höchststand von 3.791 USD konnte der Goldpreis seit Jahresbeginn auf US-Dollarbasis um fast 44,5% zulegen. In Euro gerechnet fällt die Performance mit 27,7% etwas schwächer aus.

Silber in US-Dollar, Wochenchart vom 27. September 2025. Quelle: Tradingview
Auch der Silberpreis hat in den vergangenen Wochen deutlich zugelegt und dabei insbesondere die wichtige Hürde um die runde Marke von 40 USD überwunden. Kurse oberhalb von 40 USD wurden zuletzt vor 14 Jahren, im August 2011, gesehen!
Bisher profitierte Silber vor allem vom starken Anstieg des Goldpreises und zeigte nur wenig Eigenständigkeit. Mit dem Ausbruch über die psychologisch bedeutende Marke von 40 USD sowie dem Anstieg über 46 USD hat sich der Silberpreis jedoch selbstständig gemacht und dürfte nun vermutlich auch das Allzeithoch um 50 USD baldmöglichst sehen wollen.
Rund um dieses Allzeithoch wäre dann allerdings auch mit der Ausbildung eines kurzfristigen Tops bei den Edelmetallen zu rechnen, denn Gold, Silber und die Minenaktien wirken nach der fulminanten Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen inzwischen deutlich überkauft und könnten eine Pause gut vertragen.
2. Chartanalyse Gold in US-Dollar
a. Wochenchart: Nächstes Kursziel bei 4.000 USD noch im Oktober oder erst im Frühling 2026?

Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 27. September 2025. Quelle: Tradingview
Mit dem Ausbruch aus dem viermonatigen Konsolidierungsdreieck hat der Goldpreis die nächste Etappe seines säkularen Bullenmarktes eingeläutet. Die Wucht und Geschwindigkeit des jüngsten Preisanstiegs sind ohne Zweifel beeindruckend und lassen keinen Zweifel daran, dass die Bullen derzeit eindeutig das Geschehen dominieren.
Auf den größeren Zeitebenen wie Wochen- und Monatschart zeigt sich die Lage zwar deutlich überkauft – doch genau das ist typisch für ausgeprägte Bullenmärkte, in denen die Überraschungen meist auf der Oberseite liegen.
Besonders bemerkenswert ist, dass die Wochen-Stochastik in den bullisch eingebetteten Status wechseln konnte, womit der Aufwärtstrend auch auf Wochenbasis fest verankert ist. Gleichzeitig notiert der Goldpreis mittlerweile klar oberhalb seines Wochen-Bollinger-Bandes (3.693 USD). Damit steigt die Gefahr überraschender und heftiger Rückschläge spürbar an. Noch gibt es jedoch keinerlei Verkaufssignale – der Aufwärtstrend wirkt vielmehr, als laufe er "wie auf Schienen".
Nachdem das erste Kursziel aus dem Konsolidierungsdreieck bei 3.750 USD bereits erreicht wurde, rückt nun die psychologisch hoch bedeutsame Marke von 4.000 USD langsam, aber sicher in den Vordergrund.
Insgesamt präsentiert sich der Wochenchart klar bullisch. Die anhaltend starke Aufwärtsdynamik könnte den Goldpreis eventuell schon sehr bald erstmals an die runde Marke von 4.000 USD heranführen. Kursziele deutlich oberhalb dieses Niveaus erscheinen jedoch angesichts der stark überkauften Situation auf Sicht der nächsten Monate etwas zu optimistisch. Bis zum Frühjahr 2026 ist ein Anstieg in den Bereich von 4.300 bis 4.400 USD jedoch durchaus vorstellbar.
Sollten der Goldpreis bereits in den nächsten ein bis drei Wochen um oder leicht oberhalb von 3.800 USD einen Hochpunkt ausbilden, wird sich der Anstieg in Richtung 4.000 USD vermutlich bis in das 1.Quartal 2026 verschieben.
b. Tageschart: Nachlassende Dynamik

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 27. September 2025. Quelle: Tradingview
Auf dem Tageschart hat der Goldpreis sämtliche Widerstände hinter sich gelassen und bewegt sich nun in unerschlossenem Terrain. Entsprechend fehlen klar definierte Unterstützungs- und Widerstandsmarken. Die Bollinger-Bänder spannen derzeit mit 3.806 USD auf der Oberseite und 3.492 USD auf der Unterseite einen weiten Bewegungskorridor auf, während sich der Stochastik-Oszillator gerade noch im bullisch eingebetteten Zustand ins Wochenende hinüberretten konnte. Nach einem dynamischen Wochenauftakt ließ das Momentum in den vergangenen drei Handelstagen jedoch spürbar nach. Umkehrsignale sind bislang aber Mangelware.