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Gold – Euphorie mit Warnzeichen am Horizont

29.09.2025  |  Florian Grummes
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Gleichzeitig dient der zunehmende Goldbestand Chinas als Absicherung gegen wirtschaftliche Unsicherheiten und geopolitische Risiken. Neben den offiziellen Zahlen vermuten Experten, dass China als größter Goldproduzent über Zweitmarktkäufe weit mehr Gold akkumuliert hat, als öffentlich bekannt ist, was die tatsächlichen Reserven noch höher ansetzen lässt. Die massiven Goldkäufe der chinesischen Zentralbank haben den globalen Goldmarkt maßgeblich beeinflusst und den Goldpreis in den letzten drei Jahren mit nach oben gezogen.

Neben China sind auch zahlreiche andere Zentralbanken weltweit als Goldkäufer aktiv und treiben die Nachfrage im Edelmetallsektor weiter an. So erhöhte zum Beispiel die Nationalbank von Polen ihre Goldreserven im Jahr 2025 um beachtliche 49 Tonnen auf insgesamt 497 Tonnen. Auch Länder wie Indien, Kasachstan und die Tschechische Republik tätigten in den ersten Monaten des Jahres signifikante Zukäufe. Insgesamt haben Zentralbanken im ersten Quartal 2025 rund 244 Tonnen Gold netto gekauft, was trotz eines leichten Rückgangs zum Vorquartal immer noch 24% über dem Fünfjahresdurchschnitt liegt.

Diese Käufe spiegeln die zunehmende Bedeutung von Gold als strategischem Reservevermögen wider, insbesondere angesichts geopolitischer Spannungen, Inflationsängsten und dem Wunsch vieler Staaten, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern. Der World Gold Council verzeichnete für 2024 den 15. Anstieg in Folge der globalen Goldreserven der Zentralbanken, mit steigenden Zuwachsraten und einer breiten Erwartung, dass dieser Trend auch in den kommenden Jahren anhalten wird.


4. Chinas Goldkäufe und die Goldbörse in Shanghai

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Shanghai Futures Exchange Goldbestände in Tonnen, vom 26. September 2025. Quelle: InProved


Besondere Aufmerksamkeit gilt der starken Goldnachfrage aus China. Neben der Zentralbank in Peking bauen auch die privaten Haushalte ihre Goldbestände kontinuierlich aus. Die Chinesen lieben das Gold, denn neben der kulturellen Tradition spielt es hier eine Doppelrolle: als strategische Versicherung gegen geopolitische Spannungen und als bevorzugte Form des privaten Vermögensschutzes, da in China weiterhin rigide Kapitalmarktkontrollen herrschen.

Nicht überraschend spielt die Shanghai Gold Exchange (SGE) mittlerweile die entscheidende Rolle im globalen Edelmetallmarkt, da sie die größte Edelmetallbörse Asiens und das offizielle Tor für den physischen Goldhandel in China darstellt. Seit ihrer Gründung im Jahr 2002 und der Öffnung für internationale Teilnehmer 2014 hat sich die SGE zu einem der wichtigsten Handelsplätze für Gold entwickelt. Anders als in westlichen Märkten, wo oft Papiergold oder Derivate dominieren, wird an der SGE primär physisches Gold gehandelt, was der Börse eine hohe Bedeutung für die tatsächliche Goldnachfrage verleiht.

Darüber hinaus etabliert China über die SGE einen eigenen Goldpreis, der teils deutlich über den Preisen an westlichen Märkten wie London und New York liegt. Dies ist unter anderem auf eine starke Inlandsnachfrage und Exportkontrollen zurückzuführen. Die SGE dient auch als strategisches Instrument für die chinesische Zentralbank, die im Rahmen ihrer Goldpolitik zunehmend internationale Zentralbanken dazu gewinnen möchte, Goldreserven direkt in chinesischen Tresoren an der SGE zu lagern.

Damit positioniert sich Shanghai als globale Drehscheibe und Konkurrenz zu den etablierten westlichen Goldhandelsplätzen und stärkt zugleich Pekings Einfluss im globalen Edelmetallmarkt und der internationalen Finanzwelt.

Diese Entwicklung macht die Shanghai Gold Exchange zu einem zentralen Faktor für die Preisbildung und den physischen Goldhandel weltweit. Die Papier-Jongleure im Westen haben daher in den letzten Jahren die Kontrolle über den Goldmarkt verloren.

China hingegen hat einen strategischen Machtspielzug im globalen Goldmarkt gemacht und zielt darauf ab, Kontrolle über ausländische Währungsreserven zu gewinnen, um die Vorherrschaft des US-Dollars herauszufordern und mittelfristig zu brechen. Die PBOC wirbt aktiv bei befreundeten Zentralbanken, über die SGE Gold zu kaufen und es innerhalb Chinas zu lagern. Dieses Vorgehen stärkt die Rolle Pekings im weltweiten Edelmetallmarkt und verschiebt den globalen Finanzstatus zugunsten Chinas.

Die SGE fungiert dabei als zentrales Instrument, da sie als größte physische Edelmetallbörse der Welt weit über 12.000 Tonnen Goldvolumen verwaltet und eine internationale Plattform für neue Goldkäufe und -lagerung bietet. Durch den Aufbau eines "Schatzmeister"-Status für fremde Staatsreserven will China das bestehende Finanzsystem verändern und den Einfluss des Dollar-basierten Systems verringern. Dieser Schritt kommt vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und weltweiter Verschiebungen in der Geldpolitik.


Goldpreis-Rally: Liquidität, Zentralbanken und Chinas Einfluss

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die vier fundamentalen Treiber – die massive Ausweitung der globalen Liquidität, der Bärenmarkt bei den Anleihen, die anhaltenden Goldkäufe der Zentralbanken sowie die besondere Rolle Chinas und der Shanghai Gold Exchange – das Fundament für die aktuelle Goldpreis-Rally bilden. Die stetige Erosion der Kaufkraft des US-Dollars durch eine nie dagewesene Geldmengenausweitung, gepaart mit der Schuldenkrise und der Volatilität traditioneller Anlagen, macht Gold als sicheren Wertspeicher für Investoren unverzichtbar.

Selbst Akteure aus ganz anderen Marktsektoren reagieren darauf: Ein bemerkenswertes Beispiel sind die wöchentlichen Goldkäufe der Tether Holding, die mindestens eine Tonne physisches Gold pro Woche erwirbt, um die gigantischen Zinsgewinne aus ihren Stablecoins in Sachwerte zu sichern. Damit wird die Nachfrage nach physischem Gold zusätzlich gestützt und die Verknappung am Markt verstärkt.

Unter den Zentralbanken sind insbesondere China mit seiner aggressiven Goldkaufstrategie sowie andere Nationen wie Polen, Indien und Kasachstan zentrale Akteure, die den Goldmarkt nachhaltig beeinflussen. Die Shanghai Gold Exchange fungiert dabei als weltweit bedeutende Drehscheibe für den physischen Handel, stärkt Chinas globalen Einfluss und verändert die Marktmechanismen zugunsten einer höheren physischen Nachfrage.

Diese Kombination aus makroökonomischen Rahmenbedingungen und institutionellem Nachfragedruck sorgt aktuell für eine äußerst robuste Ausgangslage, die den Goldpreis mittel- und längerfristig weiter nach oben treiben dürfte.


7. Fazit: Gold – Euphorie mit Warnzeichen am Horizont

Nach der monatelangen Seitwärtsphase hat der Goldpreis im Spätsommer seine beeindruckende Aufwärtsdynamik wieder aufgenommen. Mit einem neuen Allzeithoch bei 3.791 US-Dollar hat sich die Feinunze seit Jahresbeginn auf US-Dollarbasis mittlerweile um fast 44,5% verteuert. Besonders der Silberpreis konnte in den letzten Wochen deutlich zulegen und sich zunehmend vom Goldpreis emanzipieren.

Charttechnisch ist Gold überkauft, und das Momentum hat in den vergangenen Tagen etwas nachgelassen. Da Silber nun verstärkt das Zepter übernimmt, mehren sich die Anzeichen für eine baldige Korrektur. Kurzfristig dürfte Silber noch sein Allzeithoch um 50 USD anpeilen, was den Goldpreis zumindest über die Marke von 3.800 bis auf ca. 3.850 US-Dollar bringen könnte. Bestenfalls wären in diesem Herbst ca. 4.000 USD denkbar.

Im Anschluss erwarten wir jedoch eine scharfe Korrektur, die insbesondere unerfahrenen Edelmetallinvestoren vorübergehend das Fürchten lehren sollte. Die nächste Trendwende nach oben könnte dann spätestens Mitte Dezember erfolgen. Der übergeordnete langfristige Aufwärtstrend bleibt davon jedoch unberührt und sollte Gold bis zum nächsten Frühjahr auf neue Hochs oberhalb von 4.000 und 4.300 US-Dollar führen.


© Florian Grummes
www.midastouch-consulting.com


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