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Auch der gigantische Ölfund kann den Ölpreis nicht stoppen

15.04.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Wie vertreten schon immer die Meinung, dass das Ende der Ölreserven und das Erreichen des Produktionsmaximums weltweit für die nächsten Jahre noch nicht in Sicht sind und die Gefahr einer Ölknappheit aus geologischer Perspektive derzeit nicht besteht. Die geschätzte Reservenhöhe ist zum einen eine Funktion des Ölpreises, weil bei höheren Preisen auch die zuvor unwirtschaftlichen Reserven angezapft werden können. Zum anderen hat man noch nicht alle Reserven entdeckt und sogar weitere Großfunde sind nach wie vor wahrscheinlich. Nun mussten die Anhänger der ?Oil-Peak? Theorie, die besagt, dass die Ölproduktion entweder bald an die physischen Grenzen stößt oder sogar bereits das Maximum überschritten hat, erneut eine bittere Pille schlucken.

Nachdem in den letzten Jahren bereits mehrmals von den Entdeckungen neuer großer Ölfelder mit bis zu 15 Milliarden Barrel Rohöl berichtet wurde, gab Haroldo Lima, der Chef des Nationalen Öl & Gas Agentur Brasiliens, eine Neuentdeckung bekannt, die alles andere in den Schatten stellt: Das Ölfeld Carioca, das vor der Atlantikküste Brasiliens entdeckt wurde, soll bis zu 33 Milliarden Barrel Rohöl enthalten. Damit wäre dies das drittgrößte Ölfeld weltweit überhaupt und die größte Entdeckung seit 30 Jahren. Die Angst vor einer physischen Knappheit am Ölmarkt war einer der wichtigsten Treibfaktoren hinter der starken Anlegernachfrage in den letzten Jahren, insbesondere am langen Ende der Terminkurve.

Wir halten es dennoch für unwahrscheinlich, dass der Ölpreis nun wegen der möglichen Entspannung der längerfristigen Energieversorgung unter Druck kommen wird. Dies könnte jedoch zu einer steileren Backwardation bei den Öl-Futures führen, da die langfrsitig orientierten Oil-Peak Anhänger ihre Long-Positionen allmählich zurückführen werden.

Vielmehr als die möglichen langfristigen Konsequenzen der Neuentdeckungen oder einer wahrscheinlichen Rezession in den USA scheint sich der Markt um die Entwicklung der Nachfrage in den asiatischen Schwellenländern, insbesondere in China, zu sorgen. Von dieser Front kommen aber nach wie vor eher die Nachrichten, die auf eine angespannte Lage am Ölmarkt hindeuten. So sind laut der Zollbehörde die chinesischen Ölimporte im März im Vergleich zum Februar um knapp 50% gestiegen. Insgesamt haben die Netto-Importe von Rohöl in den ersten drei Monaten des Jahres um 15% und die von Ölprodukten sogar um 32% gegenüber Vorjahr zugenommen. Die Beteiligungen des chinesischen Staatsfonds an den Ölkonzernen Total und BP im Wert von jeweils rund 1 Milliarde GBP verdeutlichen die Rolle, die China künftig am Ölmarkt spielen möchte.

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Edelmetalle

Der Zusammenhang zwischen dem Goldpreis und dem Außenwert des US-Dollar bleibt nach wie vor sehr stark. So hat die erneute Schwäche vom Greenback dem Goldpreis wieder auf die Beine geholfen und wir glauben, dass der Dollar in den kommenden Wochen der wichtigste treibende Faktor für die Goldnotierungen bleiben wird.

Der größte chinesische Goldproduzent, Zijin Mining Group, plant derzeit eine IPO und strebt eine Platzierung der Anteile im Wert von bis zu 2 Milliarden USD in Shanghai an. Auch bei Gold übernimmt das Reich der Mitte allmählich die führende Rolle und ist bereits der größte Produzent bzw. zweitgrößter Konsument von Gold weltweit.


Industriemetalle

Die LME-Lagerbestände für Nickel sind derzeit rund 10-mal so hoch wie noch vor einem Jahr und befinden sich auf dem höchsten Niveau seit dem Jahre 1999 als die Preise noch rund 80% tiefer waren. Zwar hat sich seitdem auch die Nachfrage enorm ausgeweitet. Jedoch ist die Versorgungssituation am Nickelmarkt derzeit entspannt. Auch die Bleibestände haben in den letzten sechs Monaten über 120% zugelegt. Wir sehen bei beiden Metallen sogar kurzfristig gewissen Korrekturbedarf.

Der Kupfermarkt bleibt derzeit hauptsächlich durch die anhaltenden Ängste vor unerwarteten Produktionsunterbrechungen unterstützt. In Peru hat die Gewerkschaft der Minenarbeiter mit rund 100.000 Mitgliedern für den 12. Mai einen nationalen Streik ausgerufen. Protestiert wird für die gleichen Ziele wie vor einem Jahr, weil die Arbeiter trotz angekündigter Änderungen keine signifikanten Verbesserungen spüren. Außerdem hat wie gestern bereits berichtet die indonesische Regierung für eine der größten Kupferminen der Welt, Grasberg, die Reduktion der höchsterlaubten Tagesproduktion von zuvor 300.000 Tonnen Erz auf nun lediglich 220.000 Tonnen Erz gefordert.

In diesem Jahr rechnet das Internationale Eisen- und Stahlinstitut mit einem Wachstum der Stahlnachfrage von 6,7%. Auch im nächsten Jahr wird ein Anstieg von 6,3% erwartet. Besonders stark bleibt die Stahlnachfrage aus den BRIC-Ländern, die in diesem Jahr um 11,1% und im nächsten Jahr um weitere 10,3% steigen sollte. China dürfte in diesem Jahr bereits für 35% der gesamten Stahlnachfrage verantwortlich sein.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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