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Rekordtief beim Dollar bringt Feuer in die Rohstoffe

23.04.2008  |  Eugen Weinberg
1 Euro kostet nun 1,60 USD. Diese Nachricht hat gestern zu erneuten Rekordständen bei Rohöl geführt. Der Mai-Kontrakt, der gestern auslief, kletterte bis 119,90 Dollar je Barrel. Der nun aktive Juni-Kontrakt erreichte 118 Dollar je Barrel. Aber auch die anderen Rohstoffe profitierten von der Dollarschwäche. Da der Dollar nach Einschätzung unserer Währungsexperten zunächst in der Defensive bleiben wird, dürften Rohstoffe in diesem Umfeld als Absicherung gesucht bleiben.


Energie

Wieder ein Tag mit neuem Rekordhoch. Doch auch wenn der abwertende Dollar die Triebfeder am Rohölmarkt ist, darf nicht übersehen werden, dass Rohöl auch in Euro gerechnet seit Jahresbeginn knapp 14% zugelegt hat (in USD: 24%).

Ausserdem hat in den letzten Tagen nicht nur das kurze Ende der Terminkurve angezogen, sondern die Preise sind über alle Laufzeiten deutlich gestiegen. Während aktuell auf Sicht von zwei Jahren ein Preis von knapp 109 Dollar je Barrel eingepreist wird, waren es Anfang April noch rund 10 Dollar weniger. Die Ölmarkt spezifischen Nachrichten waren gestern eher gering: der bereits erwähnte Konflikt in der Grangemouth Ölraffinerie in der Nähe von Edinburgh konnte nicht beigelegt werden, so dass nach wie vor ein zweitägiger Streik in der Raffinerie mit einer Tageskapazität von 200 Tsd. Fass droht.

Heute veröffentlicht das DOE in den USA die jüngsten Lagerbestandsdaten für die Woche zum 18. April. Der Konsens rechnet nach dem überraschend deutlichem Rückgang in der Vorwoche mit einem Anstieg der Rohölvorräte um 1,5 Mio Barrel, einem Rückgang der Benzinvorräte um 2 Mio Barrel und nahezu unveränderten Lagerbeständen bei den Destillaten. Unerwartet niedrige Lagerbestandsdaten könnten den Bullen Anlass geben, neue Hochs in Angriff zu nehmen. Die Schwelle von 120 Dollar je Barrel dürfte dann genommen werden.


Edelmetalle

Die Preisentwicklung bei den Edelmetallen scheint auf den ersten Blick seit Mitte März eher enttäuschend zu verlaufen. Denn anders als bei Öl können hier nicht tagtäglich neue Rekordstände ausgerufen werden. Dennoch: nach dem starken Rückschlag Mitte März war auch hier der Dollar richtungsweisend und hat die Erholung vom Zwischentief Anfang April mitgetragen. Eine anhaltende Schwäche des Dollar sichert bei sich gleichzeitig stabilisierender physischer Nachfrage das Umfeld für Gold gut ab.

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Platin schwankt weiterhin um die Marke von 2000 Dollar je Unze. Lonmin, der drittgrößte Platinproduzent der Welt, hat seine Produktionsprognose für das laufende Jahr um knapp 10% auf 775 Tsd. Unzen gesenkt. Dabei wurde unterstellt, dass sich die Situation in den Minen kontinuierlich verbessert und es zu keine längeren Schließungen kommt. Die Regierung in Südafrika hat nach neuer Gesetzeslage das Recht, Minen temporär nach tödlichen Unfällen zu schliessen. Andererseits werden die Stimmen immer lauter, dass die konjunkturelle Schwäche in den USA sich stark auf den Automobilsektor und damit auf die Platinnachfrage auswirke.


Industriemetalle

Die Industriemetalle können ebenfalls deutlich zulegen. Aluminium übersteigt heute im Dreimonatskontrakt die Marke von 3100 Dollar je Tonne. Unterstützt wird die Rallye durch Meldungen aus China, dass die Kohlevorräte in den Elektrizitätswerken auf eine Reichweite von 12 Tagen gefallen seien, nachdem sie im März noch bei 15 Tagen gelegen hatten. Die staatliche Richtlinie liegt bei einer Reichweite der Vorräte von 14 Tagen. In China werden knapp 80% der Elektrizität auf Kohlebasis generiert. Ein Versorgungsengpass dürfte vor allem die energieintensiven Aluminiumhütten treffen.

Zinn hat sich weiter deutlich verteuert, obgleich keine marktspezifischen Nachrichten bekannt wurden. Der Dreimonatskontrakt notiert heute morgen bei gut 23 000 Dollar je Tonne, zum Vergleich: zu Jahresbeginn kostete eine Tonne lediglich rund 16 500 Dollar. Nach wie vor sind die indonesischen Exporte und Chinas Außenhandelsposition im Fokus der Märkte. Chinas Exporte sind in den ersten beiden Monaten des Jahres dramatisch gesunken. Unterstützt wird die Rallye durch bis zuletzt fallende Lagerbestände. Auch wenn höhere Preise fundamental unterstützt sind, steigt mit dem Tempo des jüngsten Anstiegs auch die Überhitzungsgefahr.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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